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Bis zu 5 Jahre Gefängnis
Russland verhaftet Forscher aus Lausanne

French citizen Laurent Vinatier, right, is escorted into a cage in a courtroom in the Zamoskvoretsky District Court in Moscow, Russia on Friday, June 7, 2024. A court in Moscow has ordered that the French citizen accused of collecting information on military issues in Russia be held in pre-trial custody. Vinatier was arrested in the Russian capital on Thursday as tensions have flared between Moscow and Paris following French President Emmanuel Macron?s statements about the possibility of deploying the country?s troops in Ukraine. (AP Photo)
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Russische Polizisten haben den in Lausanne lebenden Forscher Laurent V.* am Donnerstag in Moskau verhaftet. Der 47-jährige Franzose arbeitet für die Genfer NGO «Centre pour le dialogue humanitaire» als Berater für die Bereiche Russland und Eurasien. Der russische Machtapparat wirft ihm vor, die Registrierungspflicht verletzt und illegalerweise militärische Informationen gesammelt zu haben.

Das russische Gesetz verpflichtet Ausländer, sich beim Justizministerium als «ausländische Agenten» registrieren zu lassen, wenn sie politisch aktiv sind, militärische Informationen sammeln und gleichzeitig von einer ausländischen Organisation finanziell unterstützt werden. Russische Behörden nutzten dieses Gesetz bereits mehrfach, um gegen Kritiker vorzugehen oder sie zum Schweigen zu bringen. V. soll vorerst bis zum 5. August in Untersuchungshaft bleiben. Danach droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren.

V.s Arbeitgeberin bestätigte die Verhaftung ihres Mitarbeiters. «Wir tun alles, was möglich ist, um unseren Kollegen Laurent zu unterstützen, indem wir uns mit seiner Familie in Verbindung setzen, ihm helfen, einen Rechtsbeistand in Russland zu finden, und uns an die zuständigen Regierungsbehörden wenden», teilt die NGO  mit.

Filmreife Verhaftung

Der promovierte Historiker und Experte für regionale Angelegenheiten in Eurasien  wurde in einem Café vor laufenden Kameras von vier schwarz uniformierten Polizisten festgenommen, in Handschellen abgeführt und in einem Kastenwagen wegtransportiert.  Bereits kurz darauf veröffentlichten die Moskauer Behörden ein Video der Festnahme. Vieles deutet auf eine Inszenierung hin.

Noch nicht klar ist, ob die Verhaftung eine Reaktion Wladimir Putins auf die von ihm missbilligte Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock ist. Möglich ist auch, dass die Verhaftung des in der Schweiz lebenden Franzosen eher ein Signal an Frankreich ist. Denn auch auf Frankreich ist Putin nicht gut zu sprechen, seit bekannt ist, dass Präsident Emmanuel Macron Mirage-Kampfflugzeuge in die Ukraine schicken will.

Putin hat in jüngerer Vergangenheit bereits andere Ausländerinnen und Ausländer wegen ähnlicher Vorwürfe unter dubiosen Umständen verhaften lassen. Evan Gershkovich, Reporter des «Wall Street Journal», wurde 2023 wegen angeblicher Spionage in Russland verhaftet. Und vor zwei Jahren wurde die US-Basketballerin Brittney Griner festgenommen, weil sie ein Cannabis-haltiges Medikament im Gepäck hatte. Sie wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, wurde aber bereits kurz nach der Verurteilung im Zuge eines Gefangenenaustauschs freigelassen.

Macron erwähnt ihn

Auf diplomatischer Ebene ist nicht die Schweiz, sondern Frankreich für den Fall zuständig, weil V. nur einen französischen Pass hat. Das bestätigt auch das Aussendepartement EDA.

Der französische Präsident Macron hat sich denn auch bereits zur Verhaftung geäussert: Laurent V. «arbeitet für eine Schweizer Nichtregierungsorganisation, die vom ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, gegründet wurde und die Diplomatie und Gesprächsarbeit leistet», sagte er in einem Interview auf TF1.

Im Vorstand der NGO sitzt unter anderen André Hoffmann, Vizepräsident des Pharmakonzerns Roche. Die Genfer Organisation wird auch von der Schweiz unterstützt. «Das EDA arbeitet punktuell mit dieser NGO zusammen, finanziert jedoch nicht ihre Aktivitäten in Bezug auf Russland», stellt das Aussendepartement klar.

*Name der Redaktion bekannt