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Security in Zürcher Asylzentrum
Undercover-Journalistin bewirbt sich als Wachfrau und wird ohne Ausbildung in den Einsatz geschickt

Delta Security Personal überwacht das Public Viewing auf dem Turbinenplatz in Zürich, 17. Juni 2018, Sicherheitsausrüstung sichtbar.
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Die private Sicherheitsbranche der Schweiz erlebt einen regelrechten Aufschwung. Immer mehr staatliche Aufgaben werden von der Branche übernommen. Doch hinter dem Boom verbirgt sich eine beunruhigende Realität. Eine am Montag publizierte Recherche von SRF Investigativ deckt die unseriösen Rekrutierungsprozesse auf, die in der Branche vorherrschen.

Jobangebote ohne jegliche Vorkenntnisse im Sicherheitsbereich

Für die Recherche hat sich eine SRF-Journalistin verdeckt bei rund 90 Sicherheitsfirmen aus verschiedenen Kantonen beworben. Die Tätigkeiten in ihrem Lebenslauf haben nichts mit der Sicherheitsbranche zu tun. So finden sich in ihrem CV Positionen als Snowboardlehrerin und Kutscherin.

Trotz der fehlenden Qualifikationen wird die Undercover-Journalistin bei zehn Firmen für ein Bewerbungsgespräch eingeladen. Sie bekommt sogar Jobangebote ohne jegliche Vorgespräche. Viele Firmen verlangen weder einen Strafregisterauszug, noch machen sie auf die geltende Ausbildungspflicht aufmerksam. Damit missachten sie den Gesamtarbeitsvertrag der Branche sowie kantonale Vorschriften.

Zürcher Asylzentrum stellt Undercover-Journalistin an

An mehreren Orten tritt die SRF-Journalistin die Stelle für Recherchezwecke an. So zum Beispiel in der Asylunterkunft in der Polizeikaserne in Zürich. Nach einem kurzen Rundgang über das Gelände und einer schnellen Einführung geht es los. Die Journalistin wird am Eingang platziert und kontrolliert die Ausweise der Asylsuchenden.

Diese erste Schicht schiebt sie mit einem Studenten. Auch er hat seinen ersten Arbeitstag und verfügt über ebenso wenig Erfahrung im Feld. Beide wurden weder darüber informiert, was sie als Sicherheitsleute tun dürfen und was nicht, noch darüber, was sie in Situationen tun sollten, die eskalieren.

Neben dem Asylzentrum arbeitet die Journalistin auch als Wachfrau in einem Eishockeystadion, vor dem Parkhaus Urania und bei einer Nachtpatrouille. Ihre Erfahrungen sind überall dieselben: Sie erhält ungenügende Arbeitsausrüstung und nur minimale Instruktionen. Hinzu kommen die branchenübergreifend tiefen Löhne und die unbezahlten Überstunden.

Sicherheitsbranche übernimmt vermehrt staatliche Aufgaben

Die Sicherheitsangestellten übernehmen wichtige staatliche Aufgaben. So werden beispielsweise Gemeindepatrouillen oder Sicherheitsdienste in Gefängnissen, Behindertenheimen oder eben Asylzentren von privaten Firmen organisiert. 2022 waren schweizweit 24’000 Sicherheitsangestellte im Einsatz – eine Zahl, die der der Polizistinnen und Polizisten entspricht und weiter steigt.

Politik sucht seit Jahren erfolglos nach Lösungen

Die prekären Arbeitsbedingungen in der Sicherheitsbranche treffen einen heiklen Bereich. Denn die Sicherheitsangestellten betreuen vulnerable Personen und arbeiten oftmals an Gewalthotspots wie Clubs oder Sportevents. Seriöse Rekrutierung und Ausbildung wären daher von grosser Bedeutung.

Die Probleme der Branche wurden in der Vergangenheit immer wieder in der politischen Debatte thematisiert. Der harte Preiskampf und uneinheitliche kantonale Vorschriften gelten als Hauptursachen für die Missstände. Derzeit ist im Parlament eine Motion hängig, die Sicherheitsfirmen national regulieren will. Ähnliche Vorhaben scheiterten jedoch in den vergangenen 15 Jahren wiederholt.