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Präsentation in Zürich
Google will mit Chatbot Bard das KI-Wettrennen gewinnen

In Zürich zeigen die beiden Google-Mitarbeiter Martin Bäuml und Sabine Lehmann die neuen Funktionen der KI vor.
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BotTalk

Am Dienstag hat Google an einer Medienkonferenz neue Funktionen für den im März lancierten Chatbot Bard vorgestellt. Er wird in wesentlichen Teilen hierzulande entwickelt. Er ist der Kronzeuge für die Ambitionen des Suchmaschinenkonzerns, auch bei der künstlichen Intelligenz ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. «Wer Google sagt, sagt KI», bekräftigte einer der Software-Ingenieure, der die neuen Möglichkeiten präsentierte und Hintergründe zu der Forschung im Bereich des maschinellen Lernens und der «Computer Vision» vermittelte. Bei dieser Disziplin geht es darum, dem Computer beizubringen, Bildinhalte in Worte zu fassen und Textinformationen bildlich auszudrücken.

Die Neuerungen bei Google Bard sind seit Dienstagmittag freigeschaltet und können unter Bard.google.com ausprobiert werden. Eine wichtige Neuerung – die es bisher erst in der englischen Variante gibt – ist die «Double Check»-Funktion: Nachdem der Chatbot eine Antwort generiert hat, führt ein Klick auf das Google-Symbol am Ende der Informationen zu einer Überprüfung: Die einzelnen Aussagen werden mit Bezugsquellen aus dem Web belegt, wobei eine grüne Markierung bedeutet, dass die Aussagen von Bard und aus dem Web übereinstimmen.

Über die Google-Suche werden die Aussagen der KI mit Quellen belegt und auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft.

Falls es zu Widersprüchen kommt, werden die gegensätzlichen Passagen mit Orange ausgezeichnet: Mit diesem Hilfsmittel sollten «Halluzinationen» schneller aufgespürt werden können: Das sind vermeintliche Fakten, die als Tatsachen präsentiert werden, aber reine Erfindungen der KI sind.

Doch warum werden diese Informationen nicht gänzlich ausgefiltert, und warum findet der Faktencheck erst nachträglich statt und nicht bevor der Chatbot die Informationen überhaupt den Nutzerinnen und Nutzern unterbreitet? Auf diese Frage nimmt Martin Bäuml Stellung; er ist leitender Software-Ingenieur bei Bard und sagt, es sei das Ziel, auch kreative Antworten zuzulassen, bei denen der Wahrheitsgehalt nicht im Vordergrund stehe – also etwa ein Gedicht zu einem bestimmten Thema.

Bard schreibt Texte getreu den Anweisungen

In der Symbolleiste am Ende des Textes finden sich neu Knöpfe, über die sich die Antwort mit einem Klick anpassen lässt: Sie bringen den Bot dazu, seine Textinformationen kürzer, länger, einfacher, formeller oder informeller zu formulieren. Es ist aber weiterhin erlaubt, Bard auch mit einer geschriebenen Aufforderung zum Paraphrasieren zu bewegen. Bemerkenswert: Bard hält sich auch an sehr detaillierte Anweisungen, wie zum Beispiel: «Schreibe einen Blogpost mit Titel, Einführung und fünf Absätzen, warum Uster die hässlichste Stadt der Schweiz ist.»

Bard nimmt neu auch Bilder entgegen. Wenn das Bild eines angerichteten Tellers übermittelt wird, sucht die KI Rezepte, die zu einem ähnlichen kulinarischen Resultat führen könnten. Bei Fotos von Landschaften oder Gebäuden sollte Bard in der Lage sein, die Herkunft zu bestimmen und via Google Maps auch genau zu verorten. Explizit nicht möglich ist es, Fotos von Personen hochzuladen, um sie identifizieren zu lassen.

Eigentlich handelt es sich um ein Reisgericht mit Granatapfel. Aber mit Couscous wird es sicher auch fein.

Die Kooperation mit anderen Google-Diensten ist eine weitere Neuerung. Das sind die sogenannten Extensions, die es Bard erlauben, mit diversen Google-Diensten zu interagieren. Nebst der Karten-Anwendung kooperiert Bard auch mit Gmail, Docs, Drive und Youtube. Und über Google Flights und Hotels lassen sich knifflige Reise-Recherchen anstellen. Auf die Frage beispielsweise liefert Google umgehend entsprechende Vorschläge: «Wenn ich in der letzten Septemberwoche nach Griechenland fliegen möchte, welches wären die besten Direktflüge mit der Möglichkeit, in einem Familienhotel in Küstennähe zu übernachten?»

Eindrücklich – aber unbesehen sollten wir keine Buchungen vornehmen. Denn während die Flüge nach Thessaloniki, Kos und Rhodos führen, sind die Hotels teils Hunderte Kilometer entfernt auf dem Festland und dem Peloponnes zu finden: Bard hat nicht verstanden, dass die Distanz zwischen Flughafen und Unterkunft für Last-Minute-Touristen ein entscheidendes Kriterium sind.

Google als Reiseberater gibt innert weniger Augenblicke umfangreiche Tipps – die man aber nicht unbesehen glauben sollte.

Damit bleibt das KI-Rennen weiterhin spannend: Denn auch wenn Bard mit der engen Anbindung der anderen Google-Anwendungen einen Vorsprung gegenüber Chat-GPT herausholt, bleibt der entscheidende Faktor, ob die KI ein Verständnis für die unausgesprochenen Dinge aufbringt.