Post-Filiale vorläufig gerettet: Sturheit der Gemeinde lohnt sich
Die Poststelle in Uetikon bleibt vorläufig erhalten. Pläne, die Filiale zu schliessen und den Service Public einer Agentur zu überlassen, hat die Post zurückgezogen. Zu dieser Entscheidung beigetragen hat wohl auch die Haltung des Gemeinderats Uetikon, der eine Agenturlösung strikt ablehnt.

Der Satz liest sich wie kleines Weihnachtsgeschenk an die Uetiker: «Die Post führt ihre Filiale in Uetikon vorläufig weiter.» So lautet der Titel der Medienmitteilung der Schweizer Post AG, die am Mittwochmorgen verschickt wurde. Damit endet die Sorge, wonach die über 6000 Einwohner zählende Gemeinde ab 2020 ein Herzstück ihres öffentlichen Angebots verlieren könnte.
Dieses Szenario zeichnete sich seit 2016 ab. Damals gab die Post ihre Strategie bekannt, sie wolle ihr Filialnetz in der Schweiz von 1400 auf bis zu 800 Poststellen verkleinern. Im Mai 2017 wurde es konkreter. Da präsentierte die Post ihre Liste für das Netz im Kanton Zürich. Bei Uetikon stand unheilvoll «Filiale zu überprüfen». Was das bedeutet, erfuhren bald danach Zollikerberg, Oetwil und Ürikon, wo die Poststellen geschlossen und Postschalter in Einkaufsgeschäften installiert wurden.
Nie Protokolle unterschrieben
Jetzt hat die Post entschieden, ihre Filiale in Uetikon vorläufig weiterzuführen. Vorläufig heisst gemäss Markus Werner, Mediensprecher der Post, «einige Jahre, dann schauen wir den Fall wieder an». Als ein Umdenken der Post sieht er die jüngste Entscheidung nicht. «Ein Entscheid zur Schliessung wurde nie gefällt, wir haben nur überprüft.»
«Ich glaube, es hat geholfen, dass wir uns immer gegen Alternativlösungen gewehrt haben.»
Wenn aber in der Medienmitteilung steht, «dass die Filiale Uetikon langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden kann», erscheint der Entscheid doch auch als zweite Chance. Verantwortlich dafür dürfte der Widerstand der Gemeinde sein. Gemeindepräsident Urs Mettler (parteilos) erzählt, dass Uetikon nie Hand gereicht hätte für eine Schliessung oder auch nur eine Agenturlösung. «Wir stellten uns auf stur», sagt er. Darum habe der Gemeinderat auch niemals Protokolle unterschrieben, in denen der Verzicht auf die Poststelle notiert war.
Im Februar 2018 schliesslich brach der Gemeinderat die Verhandlungen ab. Die Post hatte seiner Meinung nach kein Gehör dafür, dass Uetikon als frisch gekürte Standortgemeinde eines Gymnasiums auf diesen öffentlichen Dienst angewiesen sei.
Uetikon muss es beweisen
Seither herrschte Funkstille — bis jetzt der für Uetikon positive Entscheid der Post gefällt wurde. «Das ist sehr erfreulich», sagt Mettler. «Ich glaube, es hat geholfen, dass wir uns immer gegen Alternativlösungen gewehrt haben.» Den Gemeindepräsidenten freut auch, dass die Post erstmals objektiv über die Wirtschaftlichkeit rede. «Bisher haben sie immer nur ihre eigenen Statistiken verwendet.» Diese seien für den Gemeinderat aber kaum nachvollziehbar gewesen.
Umso mehr hofft Mettler nun auf eine Reaktion der Bevölkerung. Die Uetikerinnen und Uetiker sollen den Beweis erbringen, wie wichtig ihnen die Post im Dorf ist. «Es geht mir auch um die weniger mobilen Menschen, die auf einen Service Public in der Nähe angewiesen sind», sagt Mettler. «Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden.»
Kürzere Öffnungszeiten
Dennoch gibt es einen Verlust. Die Post wird nämlich die Öffnungszeiten um elf Stunden in der Woche verkürzen. Statt von 8 bis 12 und 14 bis 18 Uhr wird sie werktags nur noch von 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr geöffnet sein. Am Samstag öffnet sie sie erst um 9 Uhr und schliesst um 11 Uhr. «Das ist zwar ein Wermutstropfen», sagt Gemeindepräsident Mettler, «aber der ist verkraftbar — vor allem im Vergleich zu den Alternativen.»
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