Von Polizei parkiertAuto stand über Monate auf einem Parkplatz in Winterthur
Gut drei Monate stand ein beschädigter Skoda auf einem Parkplatz in Winterthur. Parkiert wurde es dort von der Polizei. Das steckt dahinter.
Eigentlich wäre der LKW-Parkplatz entlang der Zeughausstrasse in Winterthur für einen Aufenthalt von maximal 24 Stunden gedacht. Ein Fahrzeughalter scheint sich aber um diese Zeitlimite zu foutieren. Seit dem 16. Oktober letzten Jahres steht dort nämlich ein Skoda Octavia ohne Nummernschilder. Karosserie und Windschutzscheibe sind beschädigt, auf den Vordersitzen liegen Glassplitter.
Eine Radkralle – wahlweise auch Radschuh oder Radsheriff genannt – ziert das linke Hinterrad des unansehnlichen Fahrzeugs. Offensichtlich wurde das Gerät von Ordnungshütern angebracht. Und tatsächlich: Auf dem Armaturenbrett liegt die Visitenkarte eines Stadtpolizisten. Eine handgeschriebene Notiz auf einem Zettel verrät: Das Fahrzeug wurde von der Stadtpolizei deponiert und wird abgeholt.
In Polizeikontrolle geraten
Ein Anruf auf der Medienstelle der Stadtpolizei schafft Klarheit: Am 16. Oktober 2023 ist der slowakische Lenker des Skoda an der Zürcherstrasse in eine Polizeikontrolle geraten. Die Nummernschilder stammten von einem anderen Fahrzeug. Über einen Versicherungsschutz verfügte der Skoda also nicht.
Der Slowake, der ohne Führerausweis unterwegs war, musste das Auto stehen lassen. Zehn Tage hatte er Zeit, um den Skoda abschleppen zu lassen. Nichts geschah. Weil der Slowake damit einer polizeilichen Aufforderung nicht nachgekommen ist, hat er sich strafbar gemacht.
Alte Wohnadresse angegeben
Ein entsprechendes Schreiben der Stadtpolizei erreichte den Autofahrer nicht. Dieser hatte bei der Kontrolle seine alte St.Galler Wohnadresse angegeben. Tatsächlich war er umgezogen, ohne eine neue Adresse zu hinterlassen.
«Wir haben das Auto an der Zeughausstrasse deponiert, weil das die günstigste Variante ist», sagt Michael Wirz von der Medienstelle der Stadtpolizei Winterthur. Andernfalls hätten die Steuerzahler das Abschleppen bezahlen müssen. Und an der Zeughausstrasse gebe es immer wieder freie LKW-Parkplätze.
Skoda wird wohl verschrottet
Frühestens drei Monate nach der Kontrolle – also am 17. Januar – hätte die Stadtpolizei den Skoda verwerten dürfen. Verwerten heisst in diesem Fall vermutlich verschrotten lassen.
Ohne einen weiteren bürokratischen Schritt geht das aber nicht. Dem Eigentümer muss eine Verfügung zugestellt und eine weitere Frist von einem Monat eingeräumt werden. Die fehlende Wohnadresse spielt dabei keine Rolle. Ist jemand «unbekannt verzogen», gilt die Post an die ehemalige Adresse als zugestellt. Laut Wirz ist dies Anfang März geschehen.
Vor wenigen Tagen hat die Stadtpolizei den Skoda von einem Garagisten abholen lassen. Dieser wird ihn bis Anfang April aufbewahren und dann verschrotten lassen. Kostenpunkt zulasten der Winterthurer Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: rund 300 Franken.
Dass irgendwo auf Stadtgebiet von Winterthur jemand sein schrottreifes Auto abstellt, die Kontrollschilder abmontiert und sich aus dem Staub macht, kommt laut Michael Wirz jährlich etwa ein- bis zweimal vor. Diese Fälle hätten aber nichts mit Polizeikontrollen zu tun.
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