Abschied einer FCZ-LegendeSie hat den Final verloren und sagt trotzdem: «Eigentlich war alles geil»
Fabienne Humm hätte gegen Servette ihren elften Meistertitel mit den FCZ-Frauen gewinnen können. Sie unterliegt mit ihrem Team 1:3.
Da geht sie also. Eine Grosse des Schweizer Fussballs.
Fabienne Humm hat in 15 Jahren mit den FCZ-Frauen zehnmal die Meisterschaft und siebenmal den Cup gewonnen. Sie ist in der Champions League gestürmt. Und 80-mal für die Schweiz. Sie hat die Nationalmannschaft an die Weltmeisterschaft geschossen. Sie ist Weltrekordhalterin mit dem schnellsten Hattrick der WM-Geschichte, drei Tore innert 4 Minuten und 34 Sekunden. Und nach diesem Nachmittag, ihrem letzten im Spitzenfussball, sagt sie in die Kamera von SRF: «Eigentlich war alles geil. Jetzt bin ich einfach noch etwas enttäuscht.»
«Alles geil», so sieht die 37-Jährige ihre Karriere. «Einfach noch etwas enttäuscht», das ist sie nach dem letzten Einsatz mit ihrem Club. Die FCZ-Frauen haben es im Final der Women’s Super League verpasst, den zwölften Meistertitel der Clubgeschichte zu gewinnen. Wobei Humm auch gleich sagt, dass dieses Ende schon in Ordnung gehe. «Wenn ich zurückschaue auf die ganze Meisterschaft, ist Servette dieses Mal der verdiente Sieger. Die Genferinnen dürfen auch einmal Meister werden.»
Seit der Saison 2021/22 wird die Schweizer Frauenliga im Playoff-Modus entschieden. 2022 und 2023 hatte Servette die Regular Season auf Rang 1 abgeschlossen und dann den Playoff-Final gegen die FCZ-Frauen verloren. Dieses Mal wird es anders gegen das Team, das jüngst im Mittelpunkt einer Schlagzeile gestanden hatte.
Servette und die Mätzchen: Das gibt es auch im Final
Servette sei «eine widerlich spielende Truppe, die einfach zusammengekauft ist», sagte YB-Trainerin Imke Wübbenhorst nach dem verlorenen Cupfinal im April. Im Meisterschaftsfinal sind die Genferinnen fussballerisch überlegen. Die Mätzchen aber können sie auch dieses Mal nicht lassen. Sie spielen teilweise überhart und werden dafür von Schiedsrichterin Désirée Grundbacher nicht immer bestraft. Und gerade Torhüterin Ines Pereira lässt in den finalen Minuten keine Möglichkeit aus, um Zeit zu schinden.
Das 1:0 gelingt den Westschweizerinnen in der 23. Minute durch Sandrine Mauron, der einzigen Schweizerin in Servettes Startformation. Und nach dem FCZ-Ausgleich durch Chiara Bücher unmittelbar vor der Pause brauchen die Genferinnen nicht lange, um wieder in der Spur zu sein. Maria Korhonen trifft in der 49. Minute zum 2:1. Den Match entscheidet dann in der 83. Minute die kurz davor eingewechselte Lettin Rimante Jonusaite.
Geht jetzt eine Ära zu Ende?
Für Servette ist es der zweite Meistertitel und das erste Double. Und vielleicht steht dieser dritte Playoff-Final auch für den Beginn einer neuen Ära im Schweizer Spitzenfussball der Frauen. Jahrelang haben die Teams des FCZ die Liga geprägt, jetzt investieren Servette oder Basel mehr. Und der FCZ verliert nicht nur Humm.
Die Zürcherinnen haben bereits vor und im Lauf dieser Saison mehrere Stamm- und Nationalspielerinnen abgegeben. Jetzt kommt es zu nächsten grossen Veränderungen. Nationalspielerin Julia Stierli geht zum SC Freiburg in die Bundesliga. Andere verlassen den Club ebenfalls. Humm sagt trotzdem: «Nächstes Jahr gewinnt hoffentlich wieder der FCZ.»
Servette FC Chênois Féminin
FC Zürich Frauen
45’ Riesige Chance für Servette
Missverständnis zwischen Stierli und Benz in der FCZ-Abwehr, die Zürcherinnen verlieren deshalb den Ball an der eigenen Strafraumgrenze, aber Servette kann davon nicht profitieren. Saoud schaufelt den Ball aus kurzer Distanz über das ziemlich offene Tor.
43’
Die Genferinnen spielen weiterhin ziemlich hart – und manchmal auch überhart wie jetzt. Stürmerin Simonsson fährt gegen Benz den Fuss aus, obwohl die Torhüterin des FCZ den Ball längst sicher in den Händen hält. Das gibt Foul, was richtig ist. Das gibt kein Gelb, was diskussionswürdig ist.
Serrano von Servette trifft Piubel, dafür gibts Gelb.
31’ Chance FCZ
Nun haben auch die FCZ Frauen einmal eine gute Offensivszene. Mégroz schlägt von der rechten Seite eine gute Flanke in die Mitte, doch Mittelstürmerin Piubel kommt etwas zu spät und kann den Ball nicht aufs Tor lenken.
29’ Wieder wird Servette gefährlich
Die Genferinnen bestimmen die Partie. Erneut arbeiten sie sich gefährlich in den Strafraum der Zürcherinnnen, doch die zurückgeeilte FCZ-Stürmerin Piubel verteidigt erfolgreich.
22’ Servette führt 1:0
FCZ-Stürmerin Bücher leistet sich vor dem eigenen Strafraum ohne Not ein Foul und kurz darauf führt Servette 1:0. Mauron, die Schweizerin im Team von Servette, trifft nach einem Freistoss von Da Silva Marchao. FCZ-Goalie Benz kann den aus kurzer Distanz aufs Tor gelenkten Ball nicht abwehren, Mauron kommt völlig freistehend zum Abschluss.
17’ Checken und kämpfen
Auch Servette-Stürmerin Korhonen kann ihren Körper ziemlich unzimperlich einsetzen. Sie räumt die Zürcherin Rey aus dem Weg und dringt in den FCZ-Strafraum ein, dort allerdings ist dann fertig lustig, weil sie an der FCZ-Irin Caldwell abprallt. Die Verteidigungsaktion führt zwar zu einem Eckball, doch dieser führt zu nichts.
12’ Konterchance FCZ
Die FCZ-Stürmerin Bücher fällt zum zweiten Mal mit hartem Körpereinsatz auf. Dieses Mal gewinnt sie den Ball im Mittelfeld und die Schiedsrichterin Grundbacher lässt weiterlaufen. Die gute Kontermöglichkeit kann Bücher aber nicht ausnützen, ihr Passversuch in die Spitze missrät.
7’ Etwas beruhigt
Nach dem sehr offensiven Beginn Servettes geht es nun etwas ruhiger zu und her. Was aber bleibt: Die Genferinnen sind vor allem am Ball.
2’ Chance Servette
Schwungvoller Start von Servette: Die Genferinnen kommen zum ersten gefährlichen Abschluss, aber FCZ-Goalie Benz wehrt ab.
Das Spiel in Thun läuft
Die Partie ist angepfiffen. Im Gegensatz zu Servette, das mit nur einer Schweizerin in der Startformation beginnt, sind es beim FCZ sechs Spielerinnen mit Schweizer Pass.
So spielt der FCZ
Der FCZ beginnt also ohne die routinierte Fabienne Humm, die schon in den vergangenen Partien jeweils nicht in der Startformation stand. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Humm im Verlauf der Partie zum Einsatz kommt.
So spielt Servette
Auffallend bei Servette: Sandrine Mauron ist die einzige Schweizerin in der Startformation der Genferinnen.
Abschied der Clublegende
Fabienne Humm hat für den FCZ in 400 Einsätzen 307 Tore erzielt. Sie war fünfmal Torschützenkönigin in der Liga, spielte 80-mal für das Nationalteam und beendet nun ihre Karriere. Vergangene Woche wurde die 37-Jährige beim Meisterschaftsspiel der Männer gegen Lugano im Letzigrund vom Club geehrt und gefeiert. Die Südkurve montierte ein Banner: «Es Idol, wo gaht. E Legände, wo blibt. Danke Fabi.»
Humm kann ihre Karriere heute mit ihrem elften Meistertitel krönen. Für die FCZ Frauen wäre es der zwölfte Titel. Mein Kollege Marcel Rohner hat Humm in dieser Woche zum Interview getroffen (Abo).
So spielten sich die Teams in den Final
Servette ist im Final offiziell das Heimteam. Die Genferinnen setzten sich im Playoff zuerst gegen Aarau und dann gegen YB relativ problemlos durch. Die FCZ Frauen hatten nach den beiden Viertelfinal-Siegegen gegen Luzern (2:0 und 2:1) mehr Mühe.
Im Duell gegen Basel siegten sie auswärts nur dank zwei Basler Eigentoren 2:1. Zu Hause gerieten sie 0:1 und 1:2 in Rückstand, kamen am Ende aber zu einem 2:2. Es war im 14. Playoff-Match ihr erstes Spiel, das sie nicht gewinnen konnten.
Das Finalstadion
In den Viertel- und Halbfinals des Playoffs gab es Hin- und Rückspiele, im Final hingegen entscheidet eine einzige Partie auf neutralem Terrain. Vor zwei Jahren fand das Endspiel in Lausanne statt, 2023 in St. Gallen. Nun spielen die beiden stärksten Teams der Schweiz in der Thuner Stockhorn-Arena auf Kunstrasen gegeneinander.
Anpfiff um 15.15 Uhr
Herzlich willkommen zum Final-Nachmittag der Women’s Super League.
Die Liga wird zum dritten Mal im Playoff-Modus entschieden, zum dritten Mal treffen im Final die Frauen des FC Zürich und Servette aufeinander. Und wenn es für die Zürcherinnen auch heute rund läuft, gewinnen sie ihren dritten Titel in Serie. Und den zwölften insgesamt.
Die FCZ Frauen haben zwar 2022 und 2023 die Regular Season hinter Servette auf Rang 2 abgeschlossen, im Final aber setzten sie sich trotzdem durch. 2022 nach einem 2:2 im Penaltyschiessen. Und im vergangenen Jahr souverän 3:0.
Die Ausgangslage ist nun wieder gleich. Servette schloss die erste Saisonphase auch dieses Jahr an der Spitze und vor den zweitplatzierten FCZ Frauen ab. Der Final beginnt nun heute um 15.15 Uhr.
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