Bürohr – Wirtschaftsnews der WochePeter Spuhler muss für Manager-Witze herhalten, UBS-Vertreter klatschen im Gerichtssaal
Das «Bürohr» der SonntagsZeitung ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Hier lesen Sie, was abseits der grossen Schlagzeilen in der Wirtschaft passiert.

Peinlicher Lapsus vom sgv-Vizedirektor
Henrique Schneider, Vizedirektor des Schweizerischen Gewerbeverbands, unterlief diese Woche ein peinlicher Lapsus. Auf dem Finanzportal «Inside Paradeplatz» behauptete er unter dem Titel «Covid-19 Task Force kann keine Wissenschaft», die Schlussfolgerung der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, die Epidemie wachse exponentiell, sei nicht durch Zahlen gestützt. Im Gegenteil zeige der abnehmende Reproduktionswert der Hospitalisierungen, der am 21. Februar 1,00 und am 28. Februar 0,98 betrug, dass deren absolute Zahl abnehme. Und beim Reproduktionswert der bestätigten Corona-Fälle, der am 21. Februar bei 1,06, am 28. bei 1,10 und am 3. März bei 1,13 lag, gebe es eine abnehmende Wachstumsrate und «keine Spur eines exponentiellen Wachstums». Dumm nur, dass Schneider einen Denkfehler beging. Denn ein Reproduktionswert über 1,0 zeigt immer ein exponentielles, also zunehmend steigendes Wachstum an. Ein Leser mit Rechenkenntnissen wies Schneider darum auf «Inside Paradeplatz» zurecht und beschied ihm, sein Denkansatz sei mathematisch falsch. Schneider sollte wohl an der norddeutschen Fachhochschule Nordakademie, an der er als Volkswirtschaftsprofessor Vorlesungen hält, die Grundkurse in Mathematik und Volkswirtschaft wiederholen.

Uni St. Gallen verschwieg Vereinbarung mit Johannes Rüegg-Stürm
Diese Woche gab die Universität St. Gallen bekannt, dass Wirtschaftsprofessor Johannes Rüegg-Stürm seine Lehrtätigkeit auf Ende des Semesters am 31. Juli beendet. Er reagiert damit auf Kritik im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz. So segnete Rüegg-Stürm die Ausflüge von Vincenz ins Rotlichtmilieu als Spesen ab. Was die Universität in ihrer Mitteilung verschwieg, aber auf Nachfrage einräumt: Rüegg-Stürm bleibt Direktor des Instituts für Systemisches Management und Public Governance. «Das ist Sache des Instituts, nicht Gegenstand der Vereinbarung zwischen Herrn Rüegg-Stürm und dem Rektorat der Universität St. Gallen», sagt ein Sprecher. Und auch als Mitherausgeber des Standardwerks zum St. Galler Managementmodell tritt Rüegg-Stürm nicht zurück. «Das ist Sache der Herausgeberschaft», sagt der Sprecher. Sprich: Rüegg-Stürm kann selber darüber entscheiden. Sein nach aussen gross angekündigter Verzicht ist also ein geringer – zumal er im laufenden Semester nur einen einzigen Kurs hält, mit fünf Vorlesungen und einem Besuch in einem Spital.

UBS-Vertreter beginnen während Gerichtsprozess zu klatschen
Es steht viel auf dem Spiel beim Revisionsprozess der UBS in Paris, der diese Woche zu Ende gegangen ist. Wegen mutmasslicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche fordert die Staatsanwaltschaft insgesamt 3 Milliarden Euro Busse und Schadenersatz von der Bank, die von Ralph Hamers geführt wird. Trotz des hohen Einsatzes war die Atmosphäre beim zweiten Strafprozess deutlich entspannter. Die Beteiligten erlaubten sich sogar hier und da einen Gag. Als zum Beispiel mitten in der Verhandlung der Strom ausfiel und der Raum in Dunkelheit versank, stimmten UBS-Vertreter einfach mal Applaus an. In diesen fielen dann viele Anwesende auf den Rängen ein. Ob die Beteiligten nach dem neuen Urteil zu Scherzen aufgelegt sind, erfahren wir nach dessen Verkündigung am 27. September.

Peter Spuhler muss für Witze über Manager herhalten
Fans würden es als Ritterschlag sehen, andere wohl eher als Ohrfeige: Gegenstand der Witze von Schriftstellerin Sibylle Berg zu sein. Peter Spuhler, Hauptaktionär, Präsident und Interimschef von Stadler Rail, schafft das seit einigen Wochen regelmässig. Berg postet auf Twitter immer wieder dasselbe Foto des Unternehmers – und mokiert sich über Spuhler (stellvertretend für seine Managergattung) mit Zitaten, die man von Führungskräften heute so oder so ähnlich hören könnte. Etwa hiermit: «Gumo! Leute wie ich warten nicht auf das Handeln des Staates oder Impfstoffe. In einem marktliberalen Körper haben uneffektive Viren keinen Platz. Ich habe mein System auf Dividendenanreize trainiert. Das kann jeder! Short und Long statt Viren!» Für alle, die in Macher-Sprache nicht fliessend sind: Gumo heisst «Guten Morgen».
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