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Zugangskontrollen im Fussball
Ein «Nein» auf dem Weg zu personalisierten Tickets in den Schweizer Stadien

Leerer Gästesektor im Stadion in Zürich mit einem grossen Banner ’Nei zo Personalisierte Tickets!’ während eines Super League Fussballspiels zwischen FC Zürich und FC Luzern.
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In Kürze:
  • Die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats lehnt personalisierte Tickets im Fussball ab.
  • Datenschutzrechtliche Bedenken äussert Bundesrat Beat Jans gegen die Hoogan-Datenbank-Pläne.
  • Clubs können bereits heute Ausweise mit der Hoogan-Datenbank eigenständig abgleichen.

Am vergangenen Wochenende ist es ruhig geblieben in den Schweizer Fussballstadien. Keine Ausschreitungen, keine Gewalt, keine bekannten Zwischenfälle. Aber das heisst natürlich nicht, dass im Hintergrund nicht weiter intensiv über Themen wie Gewalt und Sicherheit debattiert wird.

Am Dienstag wurde in der Sitzung der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats (SIK-N) eine Motion mit dem Titel «Hoogan-Abgleich beim Verkauf von Tickets für Sportveranstaltungen» behandelt. Der Ständerat hatte der Motion im Dezember mit 29:14 Stimmen zugestimmt.

Die Idee dahinter ist logisch: Überführte Gewalttäter, die in der Hoogan-Datenbank erfasst sind, sollen am Ende nicht doch unerkannt ins Stadion gelangen. Macht Sinn – aber klar ist auch, dass dies der nächste Schritt auf dem Weg zu personalisierten Tickets in den Schweizer Stadien ist.

Die SIK-N hat die Motionen aus dem Ständerat am Dienstag nun aber mit 17:7 Stimmen (bei einer Enthaltung) abgelehnt. Es ist wahrscheinlich, dass der Nationalrat der Empfehlung seiner Kommission folgt. Dann müssen sich die beiden Parlamentskammern einigen – wie das ausgeht, ist offen.

Nationalrätin Zryd sagt: «Das ist politisch unseriös»

Im vergangenen Jahr hatte die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) mitgeteilt, dass man die Einführung von personalisierten Tickets auch gegen den Willen der Sportverbände einführen und das Hooligan-Konkordat revidieren wolle.

Die Behörden sind der Meinung, dass man die gewaltsamen Zwischenfälle in und rund um die Stadien eindämmen kann, wenn die Personalien aller Personen im Stadion erfasst sind. Diese Pläne werden weiterhin verfolgt – aber nicht ohne Widerstand und berechtigte Fragen zu dem Thema.

Bundesrat Beat Jans hatte im Dezember datenschutzrechtliche Bedenken geäussert. Das Risiko, dass die Daten aus der Hoogan-Datenbank in die Hände von Unbefugten gelangten, würde mit der angestrebten Neuerung steigen. Und er sagte: «Entscheidend ist nicht, wer ein Ticket kauft, sondern wer am Stadioneingang steht.»

Auch Nationalrätin Andrea Zryd (SP) sieht das Thema kritisch und ist froh, dass die Motionen des Ständerats abgelehnt wurden. Sie sagt: «Der Bund soll Kompetenzen erhalten, ehe die Kantone über die Einführung der personalisierten Tickets entschieden haben. Das verletzt das föderale Prinzip und ist politisch unseriös.»

Kommt mit den Tickets auch eine Sitzplatz-Pflicht?

Zudem ist die Wirkung der personalisierten Tickets umstritten. «Der Blick in andere Ligen zeigt, dass nach Einführung keine Besserung eingetreten ist», sagt Zryd. Zudem würde man auch die friedlichen Fans bestrafen, die bei der Kontrolle ebenfalls stundenlang vor dem Stadion warten müssten.

Personalisierte Tickets ziele zudem am eigentlichen Problem vorbei, wenn man auf die Zahlen blickt. Gewaltsame Vorfälle sind generell rückläufig, und nur die wenigsten geschehen im Stadion: Bei knapp 2000 Spielen in der Super League zwischen 2015 und 2025 gab es gemäss einer Statistik der Schweizer Fanarbeiten nur sieben Vorfälle in den Stadien. Die offiziellen Zahlen des Fedpol zeigen hingegen andere, deutlich höhere Zahlen.

Und dann gibt es ja noch den Umstand, dass man neben personalisierten Tickets eine Sitzplatzpflicht einführen müsste, um die Täter wirklich auszumachen. Denn was bringen die Namen von 20’000 potenziellen Täterinnen oder Tätern, wenn man am Ende doch nicht weiss, wer von ihnen die Straftat begangen hat?

Die Mittel für die Fanarbeiten wurden gestrichen

«Ich begrüsse, dass die Motionen abgelehnt worden sind», sagt Zryd. Sie sieht aber auch Verbesserungspotenzial in anderen Bereichen, «wir haben noch Luft nach oben». Ein von ihr eingereichtes Postulat, wonach die Arbeit der Fanarbeiten wieder gestärkt werden soll, wurde aber ebenfalls abgelehnt.

«Trotz nachweisbarer Erfolge in diesem präventiven Ansatz wurden die Bundesmittel für eine übergeordnete Koordination der Fanarbeit 2021 gestrichen», sagt Zryd, die dort und in einem anderen Bereich ansetzen würde. Sie überlegt, das Postulat zu einem späteren Zeitpunkt erneut einzureichen.

Und für die ungebetenen Gäste in den Stadien gäbe es übrigens eine ganz simple Lösung, ohne die Weitergabe von Daten an die Ticketverkaufenden: Sportclubs könnten bereits heute Ausweise kontrollieren, mit Hoogan abgleichen und gegebenenfalls den Zugang verwehren. Dafür braucht es keine Gesetzesänderung.