US-Verteidigungsminister sorgt für Wirbel Pentagon-Chef hält Spitalaufenthalt tagelang geheim – auch vor Biden
Lloyd Austin lag wegen Komplikationen auf der Intensivstation. Joe Biden erfuhr davon erst mit Verzögerung. Nun hagelt es Kritik.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat nach einem tagelang geheim gehaltenen Krankenhausaufenthalt auch am Sonntag die Klinik in Washington nicht verlassen können. Der 70-Jährige werde dort nach wie vor wegen Komplikationen nach einem kleineren, nicht akuten Eingriff behandelt, teilte Austins Pressesprecher mit.
Der Verteidigungsminister war bereits am Neujahrstag ins Walter Reed Army Medical Center eingeliefert worden und dort auf der Intensivstation behandelt worden. Aber weder der Krankenhausaufenthalt als solcher noch die Schwere der Erkrankung wurden öffentlich mitgeteilt. Nicht einmal US-Präsident Joe Biden wusste Bescheid, bis ihn sein nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan am Donnerstag darüber informierte, wie die Nachrichtenagentur AP aus informierten Kreisen erfuhr.
Auch Austins Stellvertreterin Kathleen Hicks wurde bis Donnerstag nicht informiert, wie am Wochenende bekannt wurde. Sie sei auf Puerto Rico im Urlaub gewesen und bereits am Dienstag mit einigen der Aufgaben Austins betraut worden, sagte ein ranghoher Vertreter des Verteidigungsministeriums. Unklar war aber, ob sie zu diesem Zeitpunkt irgendeine andere Erklärung erhalten hatte, warum sie nun diese Aufgaben übernehmen sollte. Oft passiere so etwas ohne weitere Erläuterungen, sagte die Gewährsperson.
Letztlich kehrte Hicks nicht nach Washington zurück, weil es hiess, dass Austin am Freitag wieder seine Pflichten übernehmen würde. In einer Erklärung vom Samstagabend räumte der Minister ein, er hätte transparenter agieren sollen. «Aber es ist wichtig zu sagen: das war mein medizinischer Eingriff.» Er betonte, es gehe ihm langsam besser und er werde bald ins Pentagon zurückkehren. Konkrete Details zu dem Hintergrund seines Krankenhausaufenthalts gab er nicht preis.
Pence spricht von «Pflichtverletzung»
Der ranghöchste Republikaner im Streitkräfteausschuss des Senats, Roger Wicker, forderte eine sofortige Klärung der Fakten. Die Pentagon Press Association, die im Verteidigungsministerium tätige Journalisten vertritt, nannte die verzögerte Bekanntgabe des Krankenhausaufenthalts empörend. Angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten und in der Ukraine müsse das amerikanische Volk über die Gesundheit und die Entscheidungsfähigkeit der Führungskräfte des Verteidigungsapparats Bescheid wissen, teilte die PPA mit.
Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence kritisierte Austins Vorgehen als «inakzeptabel». Dem Sender CNN sagte Pence am Sonntag, die Amerikaner hätten ein Recht darauf, über den Gesundheitszustand des Ministers informiert zu werden – insbesondere wenn der Pentagon-Chef für mehrere Tage ausser Gefecht gesetzt sei. Dass er noch dazu den Präsidenten nicht informiert habe, sei eine «Pflichtverletzung»
SDA/nlu
Fehler gefunden?Jetzt melden.