Das olympische Dorf in ParisKartonbetten und 300’000 Kondome, aber keine Klimaanlagen
Während der Sommerspiele werden rund 10’000 Menschen im olympischen Dorf wohnen. Die Zimmer sind karg, aber etwas regt zum Träumen an.
Einzelbetten, Metallgestelle und Nachttischchen für das organisatorische Minimum, Spannteppich und Ventilator: Rund 10’000 Menschen werden während der Olympischen und der Paralympischen Spiele in Paris in solchen Zimmern übernachten. Die Bilder davon könnten locker einem Katalog für Studentenwohnheime entnommen sein. Wer Luxus will, findet das Glück jedenfalls woanders. Für alle anderen ist das Interieur im olympischen Dorf unproblematisch.
Probleme bereiten könnte die Zimmertemperatur. Paris will die Vision von den nachhaltigsten Spielen der Geschichte realisieren; im olympischen Dorf, dessen Direktor der Schweizer Laurent Michaud ist, fehlen deswegen die Klimaanlagen. Die Zimmer werden gekühlt, indem vier Grad kaltes Wasser von einer nahe gelegenen Geothermieanlage durch Leitungen in den Fussböden fliesst. Mehrere Nationen misstrauen der Methode. Sie werden ihre eigenen Klimaanlagen mitbringen. Gemäss der NZZ gehört die Schweiz nicht dazu.
Ebenfalls Teil der Nachhaltigkeitsstrategie sind die Betten. Die japanische Firma Airweave hat sie konzipiert; bereits in Tokio 2021 kam das Modell zum Einsatz. Die Matratzen wurden aus alten Fischernetzen gefertigt, aus drei Härtegraden können die Athleten auswählen. Für Diskussionen sorgt das Bettgestell.
Auf dem Kopfteil steht «Rêvez vos exploits de demain» – tönt schön, auch wenn die Athletinnen ihre Exploits mehr als nur träumen möchten. Vor allem aber sind die Betten ein Thema, weil sie komplett aus Karton gefertigt sind. So können sie zu 100 Prozent rezykliert werden.
Was halten die Betten aus?
Natürlich gingen schon vor drei Jahren sofort die Diskussionen darüber los, was diese Betten aushalten. Offenbar schläft gefahrlos, wer nicht mehr als 250 Kilogramm wiegt. Kein Problem also: Der schwerste Athlet, der jemals an Olympischen Spielen teilgenommen hat, ist der Judoka Ricardo Blas vom Inselstaat Guam mit 210 Kilogramm.
Einige wollten es genauer wissen und testeten die Konstruktion höchstselbst. Australische Athletinnen etwa sprangen auf die Betten oder malträtierten sie mit Tennisrackets. Alles ohne Folgen. Diese Betten halten.
«Anti-Sex-Beds» wurden die Betten genannt, als sie 2021 in Tokio erstmals im olympischen Dorf zum Einsatz kamen. Die Praxistests der Athleten schaffen diesen Spitznamen endgültig aus der Welt: Diese Einzelbetten eignen sich bestens für Zweisamkeit. Für die 2024er-Spiele liegen im olympischen Dorf übrigens 300’000 Gratiskondome auf. Pardon, Pariser.
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