Fotografie: Nikita TeryoshinDas saubere Geschäft mit den Werkzeugen des Todes
Präziser lässt sich der Zynismus der Rüstungsindustrie kaum darstellen: Nikita Teryoshin zeigt in «Nothing Personal» Fotografien von Waffenmessen.
Die feinen Anzüge und die polierten Schuhe glänzen – ebenso wie die nigelnagelneuen Panzer, Drohnen, Helikopter, Raketen und Granaten.
Nikita Teryoshin hat für die Arbeit «Nothing Personal» von 2016 bis 2023 an 18 verschiedenen Rüstungs- und Waffenmessen rund um die Welt fotografiert. Dort wird die Infrastruktur des Krieges angepriesen und verkauft, es treffen Regierungs- und Armeevertreter auf die Marketing-Armadas der Rüstungsindustrie – unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Ein dreckiges Geschäft? Mitnichten, jedenfalls was den äusseren Eindruck angeht. Auf der Rückseite des Krieges – «The Back Office of War» heisst Teryoshins Serie im Untertitel – geht es überaus gesittet zu. Hier werden appetitliche Canapés zwischen Kanonen aufgebaut, neben Maschinengewehren stehen Digestifs bereit. Und von bequemen Sesseln aus lassen sich Flugshows sowie Geschosse beobachten, die das Himmelblau zerschneiden.
Teryoshin, der 1986 in St. Petersburg geboren ist und heute in Berlin lebt, geht es aber nicht nur um die leicht absurden Auswüchse dieses speziellen Handelszweigs. Indem er seine Bilder aufs Genaueste komponiert, Symmetrien, Muster, Farbe und Formen betont, führt er eine Aufgeräumtheit und Sauberkeit vor, die natürlich in grösstmöglichem Kontrast zum praktischen Einsatz all der vorgestellten Gerätschaften steht: Es sind Werkzeuge, die töten. «Defendig Peace» oder «Engineering a better tomorrow»: So lauten dagegen die Slogans der Waffenfirmen.
Präziser als in «Nothing Personal – The Back Office of War» lässt sich der Zynismus der Rüstungsindustrie fotografisch kaum darstellen. Zu Recht wurde Teryoshin dafür mehrfach ausgezeichnet. Was seine Bilder zeigen und ausdrücken, ist nicht nur bizarr und unheimlich. Sondern auch ungeheuerlich.
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