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Börsenboom bei Kleinanlegern
Online-Bank vergibt Gratis-Kredit für Aktienkäufe

Während des Lockdown ist das Interesse an der Börse gestiegen: Der Wertpapierhandel ist in der Schweiz im Kommen. 
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Es ist ein verlockendes Angebot: Bei der Westschweizer Online-Bank Swissquote gibt es derzeit einen Lombardkredit für 0 Prozent Zins. Wer ihn beantragt, kann in kürzester Zeit mit einem grösseren Einsatz der Börse spekulieren, die Bank verspricht den Kredit innerhalb von einer Stunde auszubezahlen.

Das Angebot könnte auf Nachfrage stossen. In den letzten Wochen haben viele Schweizer den Börsenhandel für sich entdeckt. Die Corona-Krise hat nach dem Börsenabsturz im März zu teils heftig schwankenden Kursen geführt – ein Eldorado für Trader. Zehntausende Schweizer haben in den letzten Monaten ein Trading-Konto bei einer Online-Bank eröffnet. Für die darauf spezialisierten Banken ist das ein gutes Geschäft: Swissquote oder die Saxo Bank melden eine stark steigende Zahl aktiver Kunden und – damit verbunden – hohe Gewinne.

Swissquote will die Trader nun an sich binden und hat sich mit dem Gratis-Kredit etwas Besonderes einfallen lassen. «Das Angebot richtet sich in erster Linie an unsere bestehenden Kunden. Die Akquisition von Neukunden ist nicht das primäre Ziel der Aktion», erklärt Marketing-Chef Jan De Schepper auf Anfrage dieser Zeitung. Mit einem Lombardkredit könne ein Kunde schnell neue Wertpapiere kaufen, ohne dass er eigenes Geld investieren müsse oder Vermögenswerte aus seinem Portfolio versilbern muss.

«Der Lombardkredit wird gegen Verpfändung der Vermögenswerte gesichert», so De Schepper. Ein Mindestbetrag auf dem Konto sei nicht erforderlich, aber das Portfolio des Kunden müsse mit mindestens drei verschiedenen Vermögenswerten diversifiziert sein. Das Spezialangebot gilt bis zum 31. Januar. Danach greifen die Standardkonditionen mit derzeit 3 Prozent Zins. «Ob die Kunden anschliessend investiert bleiben, hängt vom Marktumfeld ab», so De Schepper. Also, ob die Kunden glauben, dass sie durch ihre Spekulationen eine höhere Rendite einfahren, als sie für die Zinskosten ausgeben müssen.

Die Saxo Bank erklärt auf Anfrage, dass sie kein solches Produkt auf den Markt bringen werde, da sie ihren Kunden keine Kredite anbietet.

Der gefürchtete Margin Call

Lombardkredite sind besonders im Private Banking verbreitet, grosse Banken vergeben sie an ihre vermögenden Kunden. Sie können ihre Wertpapiere als Sicherheit hinterlegen und mit dem Geld an der Börse spekulieren oder sich eine neue Villa oder eine Jacht anschaffen. Für die Banken sind Lombardkredite ein gutes Geschäft. Zum einen erhalten sie einen Zins, und sie verdienen an den Handelsgebühren, wenn der Kunde das Geld wieder investiert. Entwickelt sich das Portfolio gut, dann kann der Kunde den Gewinn einstreichen.

Verlieren die Wertpapiere an Wert – so wie im März, als die Börsen wegen der Corona-Krise weltweit abstürzten –, dann sieht es für die Kunden düster aus. Sie erhalten dann von ihrer Bank den gefürchteten Margin Call. Der Bankberater ruft den Kunden an und fordert von ihm eine zusätzliche Sicherheit ein. Kann der Kunde nicht liefern, beginnt die Bank die Wertpapiere zu verkaufen – und der Kunde seinen Schaden zu realisieren.