Ein «Fuck You» zum AbtreibungsurteilOlivia Rodrigos wütende Botschaft an fünf US-Richter – und Zehntausende singen mit
Die US-Musikerin nutzte ihren ersten Auftritt am legendären britischen Glastonbury-Festival für ein Statement. Das Publikum zog mit.
Sie schaffte es, das ganze Drama auf einen prägnanten Satz runterzubrechen: «Viele Frauen und viele Mädchen werden sterben.» Damit spielte Olivia Rodrigo auf den Entscheid des Supreme Court an, der am Freitag die liberalen Abtreibungsrechte in den USA mit 5 zu 4 Stimmen kippte.
Nur etwas über 50 Sekunden dauerte Olivia Rodrigos Rede, gegen 100’000 Menschen dürften ihr in dem Moment auf dem Gelände zugehört haben. Das Publikum ergoss sich bis zum Horizont vor der Other Stage.
Am Ende sagte Rodrigo: «Wir hassen euch.»
Neben Rodrigo auf der Bühne: die britische Musikerin Lily Allen, die Rodrigo kurz zuvor als Überraschungsgast zu sich geholt hatte. «Es ist mein erstes Glastonbury» – die Amerikanerin ist im Februar 19 Jahre alt geworden – «und ich teile die Bühne mit Lily Allen. Das ist der grösste Traum, der wahr wird.» Sie bewundere Allen, die Ende der 2000er, ein paar Jahre nach Rodrigos Geburt, ihre Hochphase feierte. Lily Allen lachte und winkte und liess den Blick über die enormen Publikummassen schweifen, in der tiefstehenden Abendsonne.
So weit alles frohes Popstar-Protokoll, Festivalfreuden bei perfektem Open-Air-Wetter. Die Menge jubelte da schon.
Doch dann änderte Rodrigo plötzlich den Ton. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs habe sie erschüttert, und sie habe Angst. «Der Supreme Court hat gezeigt, dass sie sich einen Scheiss um Freiheit kümmern.» Und eben: Die neue Gesetzeslage in den USA würde letztlich das Leben von Frauen und Mädchen gefährden.
Während sie die Namen der vier Richter und einen Richterin aufzählte, die den Entscheid letztlich verantwortet haben, liess Lily Allen neben ihr bei jedem Namen jeweils ihre Mittelfinger von neuem hoch in den Bühnenhimmel steigen. Am Ende sagte Rodrigo: «Wir hassen euch.»
Ein Echo von Lily Allen, «wir hassen euch», tausendfache Zustimmung aus dem Publikum. Und dann stimmten die beiden Stars auf der Bühne das Lied an, das Lily Allens grösster Hit ist und den Rodrigo nun dem Supreme Court widmete: «Fuck You», aus dem Jahr 2009. «Fuck you very, very muu-uch», singt das Duo, in der trügerisch fröhlichen Art des Songs, und zusammen mit dem Publikum wird der Auftritt von Rodrigo und Allen zum grossen, wütenden Moment des Festivals.
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Neben Olivia Rodrigo hatten auch andere Musikerinnen die Bühnen des grössten Openairs der Welt genutzt, um ihrem Frust über den Entscheid Luft zu verschaffen. Billie Eilish sprach von einem «dunklen Tag», Phoebe Bridgers fluchte.
Sie postet viele Selfies, viele Dankeschöns und schreibt selten mehr als einen Satz.
Bei Rodrigo hat das politische Statement aber umso mehr Wucht, weil es überrascht – bisher war sie nicht für die grossen gesellschaftskritischen Gesten bekannt. Dafür gibts jetzt auch Lob aus dem Repräsentantenhaus: Alexandria Ocasio-Cortez wandte sich per Twitter an Rodrigo: «Solche Momente machen einen grossen, grossen Unterschied.»
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Berühmt geworden ist Rodrigo als musizierende Schauspielerin mit einer Disney-Serie, 2021 hat sie dann ihr Debütalbum «Sour» veröffentlicht. Aus dem TV-Star wurde aus dem Nichts ein neues Popschwergewicht fürs neue Popjahrzehnt. Sie hält sich mit ihrem Album heute noch in den Bestenlisten der Streaming-Plattformen, macht Milliarden Streams und räumte auch noch drei Grammys ab.
Natürlich ist ihre Gefolgschaft damit auch massiv gewachsen: Auf Instagram folgen ihr fast 27 Millionen Menschen. Sie postet dort viele Selfies, viele Dankeschöns und schreibt selten mehr als einen Satz, wenn überhaupt. Mit dem Glastonbury-Auftritt zeigte sie nun eine neue Seite.
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