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Autoabo-Test
Ohne Risiken und Nebenkosten stromern

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So ganz sicher, ob die Zukunft elektrisch ist, scheinen sie sich in der Sportlimousine auf der Nebenspur im Zürich-Bellevue-Stau nicht zu sein. Aus ihren Auspuffendrohren qualmt es ebenso wie aus ihren halb geöffneten Seitenfenstern, hinter denen vier argwöhnische Männerblicke unseren VW ID.4 mustern, als handelte es sich um ein potenziell gefährliches, exotisches Tier. Ob wir uns denn so sicher sind? Nun, ja. Praktisch alle aktuellen Studien kommen zum Schluss, dass E-Autos über ihren Lebenszyklus hinweg eine deutlich bessere CO₂-Bilanz aufweisen als PW mit Verbrennungsmotor. In der optimistischen Annahme, über kurz oder lang auch ein flächendeckendes Ladenetz, schnellere Ladezeiten und nachhaltiger produzierte Batterien zur Verfügung zu haben, macht die E-Mobilität durchaus Sinn. Aber das Schöne ist, dass man sich derzeit gar nicht sicher sein muss, um sich für ein Auto wie den ID.4 zu entscheiden. Man braucht ihn ja nicht zu besitzen. Kann ihn bloss für ein paar Monate oder, wie in unserem Fall, 30 Tage im Abo nutzen, um zu entscheiden, ob die Zukunft nicht doch besser qualmt.

Laden ist neuerdings inklusive

Ein gewisser Teil der Kunden nutze das Abo tatsächlich für eine verlängerte Testfahrt mit einem E-Auto, bestätigt Timo Nührich, CEO des Zürcher Anbieters Clyde Mobility. Allerdings sei ihm kein einziger bekannt, der nach beendeter Vertragslaufzeit wieder auf ein Abo mit einem Verbrenner umgestiegen sei. Der Hauptgrund für ein E-Auto-Abo liege eher darin, sich nicht langfristig an ein bestimmtes Modell binden zu müssen, dessen Technologie angesichts der rasanten Fortschritte vielleicht schon in wenigen Jahren als überholt gilt. «Die flexiblen Abos und E-Autos sind deshalb der perfekte Match», sagt Nührich.

Entsprechend konnte das 2019 gegründete Start-up seinen Umsatz durch E-Fahrzeuge 2021 «bedeutend steigern», wie es in einer Pressemitteilung heisst, und weist bereits einen höheren Stromer-Anteil auf als der Schweizer Gesamtmarkt. Dass die Zukunft elektrisch ist, steht für das Amag-Tochterunternehmen ausser Frage: Noch in diesem Jahr will es seinen E-Absatz verdreifachen – unter anderem durch die Einführung neuer, nicht zur Amag gehörender Marken wie Polestar, Mercedes, BMW und Mini – und ab 2024 sogar nur noch Stromer anbieten. Ein Risiko? «Nicht auszuschliessen, dass bestimmte Kunden abspringen», meint Nührich, «aber wir wollen unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten, und deshalb ist es für uns nur logisch und konsequent, komplett auf E-Mobilität umzustellen.»

Noch können Clyde-Kunden aus einer Vielzahl herkömmlich motorisierter Modelle auswählen. Um ihnen den Umstieg auf ein E-Auto aber schon heute zu erleichtern, führte Clyde Anfang Februar als erster Anbieter der Schweiz ein Rundum-sorglos-Paket ein, in dem neben Versicherung, Steuern, Vignetten, Reifen und Wartung auch die Stromkosten inbegriffen sind. Die mitgelieferte Swisscharge-Karte ermöglicht es, an allen Ladestationen des schweiz- und europaweiten Netzwerks gratis zu laden. «Erst wenn sich die Kundinnen und Kunden keine Gedanken mehr um die Ladekosten und unterschiedlichen Ladetarife machen müssen, ist unsere Idee von maximaler Einfachheit und Freiheit erreicht», so Nührich.

Ein gewisses Mass an Freiheit

Einfachheit und Freiheit also. Kein leeres Versprechen, wie unser Autoabo-Test zeigt: Von der Onlinebestellung der Fahrzeuge und der Auswahl verschiedener Laufzeiten und Kilometerpakete über die Vertragskündigung respektive den Wechsel auf ein anderes Fahrzeug bis hin zur Gratisauslieferung und zur Abholung klappte alles schnell, unkompliziert, ja wie am Schnürchen. Und tatsächlich verleiht einem das Wissen, einfach einsteigen, losfahren, gelegentlich nachladen zu können und sich sonst um nichts kümmern zu müssen, ein gewisses Mass an Freiheit – so klischiert der Begriff im Zusammenhang mit dem restriktiven Strassenverkehr auch klingen mag.

Günstig ist es zwar nicht, allmonatlich sein Auto zu wechseln (rund 70 Prozent teurer als bei einer Laufzeit von 12 Monaten). Dafür liess sich im Laufe der letzten Monate feststellen, dass der Skoda Enyaq iV 60 der Geräumigste und Vernünftigste, der Tesla Model 3 Long Range der Performanteste und Reichweitenstärkste und der derzeit gefahrene VW ID.4 in der sportlichen Allradversion GTX wahrscheinlich der beste Kompromiss aus beiden ist. Würden wir ihn während eines Jahres mit monatlich 1000 Kilometern und Gratisstrom im Abo fahren wollen, beliefe sich der Fixpreis auf 1149 Franken im Monat – ein im Vergleich zu längerfristig bindenden und nicht alle Betriebskosten abdeckenden Leasingverträgen faires Angebot.

Doch nun zurück zum Stau am Bellevue. Der ID.4 steht mittlerweile vor der Ampel, Kopf an Kopf neben der Sportlimousine, zu deren Qualmen aus den Auspuffendrohren sich mittlerweile ein heulendes Motorengeräusch gesellt hat. Es scheint fast, als wollte ihr Fahrer das Rennen um die Zukunft des Automobils hier und jetzt austragen. Hat er denn den GTX-Schriftzug am Heck nicht erkannt? Weiss er nicht, dass dessen Dual-Motor 220 kW leistet und sein maximales Drehmoment wie bei E-Autos üblich weit spontaner zur Verfügung stellt als jeder noch so hochleistende Verbrennungsmotor? Es wäre interessant, den Sportlimousinenfahrerblick zu sehen, nachdem die Ampel auf Grün geschaltet hat, aber der lässt sich aus dem Rückspiegel so schwer erkennen.