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Ein kritischer offener Brief und viel Lob
Debatte zum Artikel von Kaltërina Latifi über Frauenfeindlichkeit

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Offener Brief als Reaktion auf Kaltërina Latifis Essay zur Frauenfeindlichkeit

Sehr geehrte Frau Birrer, sehr geehrter Herr Ziauddin

Mit grossem Interesse haben wir den Essay von Frau Kaltërina Latifi zum Thema Frauenfeindlichkeit gelesen und möchten gerne auf die Aufforderung «Lasst uns endlich darüber reden» eingehen. Auch wenn wir den Wunsch, auf Missstände und Probleme innerhalb der albanischen Gemeinschaft aufmerksam zu machen, nachvollziehen können, empfinden wir die pauschalisierende und verurteilende Tonalität des Textes als zutiefst irritierend. Aus diesem Grund sehen sich heute 90 Frauen veranlasst, einige kritische Überlegungen mit Ihnen zu teilen.

Es ist uns wichtig zu betonen, dass wir nicht die realen Probleme in der albanischen Gesellschaft leugnen oder kleinreden möchten. Was jedoch notwendig ist, ist eine differenzierte und respektvolle Auseinandersetzung, die den vielfältigen und komplexen Lebensrealitäten der Frauen gerecht wird, ohne pauschale Verurteilungen und Verallgemeinerungen vorzunehmen.

Latifi vermischt in ihrem Artikel zudem unsauber Kosovaren, Albaner und Nordmazedonier und versucht, sie unter einem Begriff «Liebe Kosovarinnen» zu vereinen. Diese vereinfachte Darstellung ignoriert die verschiedenen historischen und sozialen Realitäten der Länder und führt zu irreführenden Verallgemeinerungen, die Stereotype eher verstärken als aufklären.

Frau Latifi beschreibt die «albanische Kultur» als etwas, das Frauen systematisch unterdrückt und ihnen keinen Raum zur Entfaltung bietet. Dabei scheint sie die gesamte Gemeinschaft unter Generalverdacht zu stellen, ohne die Vielfalt an Lebensrealitäten anzuerkennen, die albanische Frauen – sowohl im In- als auch im Ausland – tatsächlich leben. Diese Darstellung reduziert uns auf Opferrollen und lässt wenig Raum für die Vielfalt und Stärke, die in unseren Geschichten und Erfahrungen liegt.

Dies wirft die Frage auf, ob Frau Latifi unbewusst internalisierten Rassismus in ihre Analyse eingebracht hat. Internalisierten Rassismus zu erkennen, ist nicht leicht, da er oft subtil in Denkweisen und Überzeugungen verankert ist. Indem sie albanisch-sozialisierte Menschen fast ausschliesslich negativ darstellt, könnte sie unfreiwillig Vorurteile reproduzieren, die schon lange von aussen auf unsere Gemeinschaft projiziert werden. Dies schafft ein verzerrtes Bild, das uns albanische Frauen nicht als Akteurinnen unserer eigenen Emanzipation zeigt, sondern als hilflose Opfer.

Latifi schreibt: «Mich treiben aber nicht die löblichen Einzelfälle um. Sie lenken nur ab von einer in unserer Kultur weiterhin unterschwellig praktizierten und zum Teil in verschleierter Form zelebrierten Unterjochung der Frau.» Wir, die 90 Frauen, die diesen Brief unterzeichnet haben, möchten deutlich machen, dass wir keine Einzelfälle sind. Wir stehen für eine Vielfalt an Lebenswegen – sei es in Bezug auf Alter, Bildung, berufliche Laufbahn, Engagement, Religion, Lebensmodell oder Wohnort.

Die Kommission gegen Rassismus, welche wir um eine Einschätzung des Artikels gebeten haben, erkennt dass die generalisierenden und reisserischen Formulierungen des Artikels als Nährboden für Diskriminierung dienen können. Hierzu verweist die Kommission auf Ihre Mitteilung zum Thema «Die Presse unter der Lupe», in der beschrieben wird, wie die Berichterstattung zur Bekämpfung negativer Vorurteile und Klischees beitragen kann.

Abschliessend möchten wir betonen, dass der Diskurs über patriarchale Strukturen und Gewalt gegen Frauen unverzichtbar ist – und zwar in jedem Land dieser Welt!

Es wäre jedoch produktiver, diesen Diskurs differenziert zu führen – einen Diskurs, der nicht ausschliesslich Opferbilder zeichnet, sondern auch den Mut, die Stärke und die Erfolge albanisch-sozialisierter Frauen würdigt. Da stehen auch Sie als Chefredaktion einer der meistgelesenen Zeitungen der Schweiz in der Verantwortung. Indem Sie solche einseitigen Artikel drucken, welche unreflektiert pauschalisieren, tragen Sie zu den Vorurteilen bei, welchen albanisch-sozialisierten Frauen im Alltag ausgesetzt sind und verhindern einen konstruktiven und zielführenden Diskurs.

Für alle Unterzeichnenden ist es verletzend, in unserem Kampf für Emanzipation nicht gesehen zu werden. Frau Latifi muss uns nicht aus einer vermeintlichen moralischen Überlegenheit auffordern, uns zu wehren – das tun wir bereits seit Jahren!

In der Hoffnung, dass unsere Kritik zu einem konstruktiven Dialog und einer tiefergehenden Auseinandersetzung führt, verbleiben wir mit freundlichen Grüssen.

Zürich, 18. November 2024

Albina Mahmuti, Arina Jakupi, Besa Shabanaj, Leulinda Rose Gutaj, Lindita Schnorf, Margita Preni-Dobruna, Mera Nevzati, Merita Ramadani, Njomza Gutaj, Qëndresa Sadriu-Hoxha, Shqipe Ademi, Shqipe Sylejmani, Sidrita Alija-Meier, Vlore Krug und 76 weitere Frauen, deren Namen der Redaktion bekannt sind.

Stellungnahme der Redaktion:

Die Redaktion des «Magazin» begrüsst die intensive Diskussion, die der Artikel «Liebe Kosovarinnen, wir müssen uns wehren!» von Kaltërina Latifi ausgelöst hat. Im Sinne einer kontroversen Debatte hat sich die Redaktion entschieden, auch den vorliegenden kritischen offenen Brief zu publizieren.

Den Vorwurf der Pauschalisierung sowie die im Brief zitierte Kritik der Eidg. Kommission gegen Rassismus weist die Redaktion zurück. So hat Chefredaktor Bruno Ziauddin in seinem Editorial vom 4. Oktober 2024 explizit auf die notwendigen Differenzierungen hingewiesen: «In ihrer Titelgeschichte beklagt Latifi, die 1989 als Fünfjährige aus Pristina nach Adelboden kam, die umfassende und persistente Frauenfeindlichkeit in der kosovo-albanischen Diaspora der Schweiz. Sie unterstellt nicht, dass jeder Mann kosovo-albanischer Herkunft ein Unterdrücker ist und jede Frau ein Opfer. Aber sie stellt fest, dass es zu oft vorkommt.»

Auf den Essay von Kaltërina Latifi sind auch zahlreiche zustimmende Zuschriften eingegangen. Viele stammen von Frauen und Männern aus der albanischen Diaspora. Zum Schutz der Betroffenen wurden einige der Namen geändert:

Liebe Kaltërina

Dein Artikel «Die Unterjochung der Frau» hat mich zu Tränen gerührt. Es ist so wichtig, dass genau über solche Themen gesprochen wird. Mir fehlen wirklich die Worte und ich möchte dir einfach nur DANKE sagen. Danke dafür, dass du es an die Öffentlichkeit bringst und somit auch zeigst, wie wichtig es ist darüber zu sprechen. Nur, reicht es nicht, wenn wir (Frauen) in dieser Opferrolle bleiben und mit dem Zeigefinger auf unsere Männer zeigen. Vielmehr sollten wir als «löbliche» Beispiele zeigen, dass es auch bei uns (AlbanerInnen) anders geht. Wir sollten zeigen, dass es in Ordnung ist, wenn ein junges Paar nicht gleich heiraten möchte. Es ist auch vollkommen okay, wenn sie nicht gleich Eltern werden usw.

Wie du sie siehst, löst dieses Thema unglaublich viel in mir aus (und ich bin mir ziemlich sicher, dass es vielen so geht).

Liebste Grüsse

S.F. (Name der Redaktion bekannt)

Pershendetje Kaltërina

Ich muss sagen, ich hatte die ganzen Seiten hindurch Gänsehaut und seelischen Schmerz. Das ist leider so in unserer Kultur. Das Beispiel von Shehide hat mich erschüttert, da ich jemanden sehr gut kenne, der fast das gleiche durchgemacht hat. Ich hoffe sehr, dass viele Leute diesen Artikel sehen und sich Gedanken machen.

J.V. (Name der Redaktion bekannt)

Liebe Kaltërina,

Ich habe soeben deinen Essay «Liebe Kosovarinnen, wir müssen uns wehren!» gelesen. Danke. Als progressiver Mensch, der sich durch seine Emanzipation zwangsweise von seiner Familie distanzieren muss, fühlt man sich schnell alleine und hinterfragt die Kritik, die man gegen seine Kultur und die tradierten Lebenspraktiken hält. Ich bewundere deine Perspektivenvielfalt, insbesondere in Hinsicht auf die Einsicht, dass auch Männer Opfer dieses «Patriarchats» sind. Als homosexueller Mann habe ich – und tue es auch heute noch – auf zwei verschiedenen Ebenen gelitten. Einerseits wurde mir ein toxisches Männerbild – und ein menschenunwürdiges Frauenbild – eingetrichtert und andererseits hat mein Selbstwertgefühl unter der ständigen passiv-agressiven Homophobie gelitten.

Zudem schätze ich deinen Lösungsansatz, über die Gewalt und den Sexismus in unserer Kultur offen zu reden. Wir kennen alle solche Geschichten, wie die von Shehide, und unterlassen es, sie zu erzählen.

Liebe Grüsse,

Benjamin Ferizaj

Der betreffende Artikel stellt eine bittere Realität der albanischen Gesellschaft dar.

Freundliche Grüsse

I.S. (Name der Redaktion bekannt)

Guten Tag Frau Latifi

Vielen Dank für diesen grossartigen Artikel, den ich in einem Zug durchgelesen habe. Ich komme zwar nicht aus dem Kosovo, sondern aus Bosnien/Kroatien, aber die Situation ist dort genauso. Frauen müssen heiraten, ohne Ehemann sind sie nichts wert. Wie Sie es beschrieben haben, übernehmen zuerst die Väter, dann die Brüder und schliesslich die Ehemänner die Kontrolle über uns – selbst wenn sie weniger gebildet sind. Es spielt keine Rolle, sie sind Männer und beanspruchen dieses Recht für sich. Benehmen wir uns nicht nach ihren Vorstellungen, sind wir in ihren Augen nichts wert.

Ich möchte jedoch berichten, was passiert, wenn man den Mut hat, sich scheiden zu lassen. Man bleibt allein, sogar die eigene Familie stellt sich oft auf die Seite des Ex-Mannes. Meine Familie fragte mich nach häuslicher Gewalt: «Was hast du zu ihm gesagt, dass er so reagiert hat?» Als verheiratete Frau genoss ich wenigstens einen Schein von Respekt – ohne Ehemann war ich plötzlich vollkommen bedeutungslos. Obwohl mein Ex-Mann in der Schweiz geboren und hier studiert hat, wurde er von einer Mutter grossgezogen, die streng gläubig ist und die traditionelle Balkankultur hier fortsetzt. Sie verachtet alle Frauen, keine ist gut genug für ihre Söhne.

Ein weiteres Problem sind die Behörden. In der Schweiz fehlt oft das Verständnis dafür, wie wichtig es ist, diese Frauen nach der Trennung zu schützen. Die geschiedene Frau muss dem Ex-Mann in der Schule, bei Behörden wie der Kesb, immer wieder begegnen und wird ständig getriggert – das war auch bei mir der Fall. Die Schweizer Behörden verstehen leider oft nicht, wie extrem die Lage für Frauen aus solchen Kulturen nach der Trennung ist. Meine Geschichte wurde sogar belächelt, und ein Lehrer meinte: «Kommen Sie, reissen Sie sich zusammen – wegen des Kindes.» Ja, in der Schweiz schaffen es viele Paare, nach der Trennung gut zusammenzuarbeiten. Aber auf dem Balkan herrscht ein Schwarz-Weiss-Denken, und es wird viele Generationen dauern, dieses Muster zu durchbrechen. Bei uns liebt oder hasst man sich – es gibt keinen Mittelweg. Man bleibt zusammen oder wird komplett verstossen.

Was ich sagen möchte: Es ist alles andere als einfach, auszubrechen. Man steht völlig allein da und hofft nur, dass einem wenigstens das Kind bleibt. Dennoch bin ich heute viel glücklicher. Ich lebe frei und kann tun und lassen, was ich möchte. Ich kann meinen Sohn so erziehen, dass er lernt, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte haben, dass er mich als Frau respektieren soll und Menschen nicht nach Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe beurteilen darf, sondern nach ihrem Charakter.

Ich danke Gott für meine Freiheit. Der Weg dorthin war schwer und steinig, aber er war es wert.

Liebe Grüsse

M.A. (Name der Redaktion bekannt)

Aus meiner Sicht spricht die Autorin zurecht über die unterdrückte Frau in unserer Kultur. Das ist leider eine Tatsache und wird einfach so hingenommen. Zum grössten Teil aber sind die Mütter viel strenger zu den Töchtern als die Väter. So zumindest nehme ich es wahr. Vielleicht sollten die Frauen (unsere Mütter, Schwestern und Töchter) generell eine andere Denkweise anstreben, um unsere Kultur zu einer für alle würdigeren Gesellschaft zu machen.

Was man bitte beachten sollte: Die jungen Männer sind oftmals auch Opfer unserer Traditionen. Sie müssen zum Teil sehr früh heiraten. Oftmals müssen sie sich zu schnell für eine Braut entscheiden, ohne sie zu kennen. Der enorme Druck der Familie ist riesig. Im Alter von 18-25 müssen sie Entscheidungen fürs Leben treffen.

Die Kriterien für eine mögliche Partnerin sind sehr streng. Ethnie, Religion, Region, Alter, Familie, Aussehen, war sie schon mit jemandem zusammen oder noch schlimmer: war sie verheiratet, hat sie sogar Kinder…? Dazu kommt, dass einige ihre Homosexualität unterdrücken oder überspielen müssen.

Ich bin also voll der Meinung der Autorin, was die Unterdrückung der albanischen Frauen angeht. Aber man sollte auch die Männer nicht ausser Acht lassen. Und es sind auch Frauen, die ihre Töchter und Söhne unterdrücken.

Hajredin Rexhepi

Guten Tag Kaltërina Latifi

Seit längerer Zeit freue ich mich auf Ihre Kolumnen im Tagi-Magazin.

Doch nun habe ich mit grossem Interesse Ihren Artikel «Kosovarinnen, wir müssen uns wehren!» gelesen. Ich bin Psychotraumatherapeutin und begleite sehr viele albanischstämmige Menschen. Mit Femizid, Zwangs- oder arrangierten Heiraten, häuslicher Gewalt, Bedrohungen und den festgefahrenen Rollenerwartungen bin ich sehr vertraut und oft auch sehr betroffen. In den vergangenen Jahren habe ich fast alles an Literatur, die es auf deutsch gibt, gelesen und aufgrund einer Hochzeitseinladung einige Zeit in Kosovo verbracht. Ich sehe, dass auch Männer in verheerende Zwänge eingesperrt werden – der Mann als Oberhaupt und Patron, ob er es will oder nicht. Und häufig sind es die Mütter, die eine Heirat und eine Zeugung eines männlichen Nachkommen fordern. Das funktioniert sogar in der dritten Generation in der Diaspora, mit Schweizer Pass.

Herzlichen Dank für Ihren Artikel, er wird bei meinen albanischen Patient*innen sicher mit Interesse gelesen und ich freue mich auf die Diskussionen in den Sitzungen.

G.R. (Name der Redaktion bekannt)

Mein Vater ist als Kind aus Kroatien geflüchtet und hat eine Schweizerin geheiratet. Ich bin somit hier in der Schweiz aufgewachsen und studiere jetzt im Master Germanistik. Ich würde dazu aber gerne sagen, dass ich tendenziell weiter von einer traditionellen «Balkan-Kultur» weg bin als andere. In unserer Familie werden die im Artikel beschriebenen Muster nicht ausgelebt, trotzdem sind mir diese Strukturen bewusst und ich würde gerne meine Gedanken zu diesem Artikel äussern:

Ich finde den Artikel von Kaltërina Latifi sehr spannend, weil sie ausspricht, was ich oft in kleinen Äusserungen oder Verhaltensweisen beobachte. Mein Vater erzählte mir einmal vom Sohn eines Kollegen – der hier in der Schweiz sozialisiert wurde – der meinte, seine zukünftige Frau müsse einfach gut in der Küche sein. Eine kosovarische Freundin wurde früh schwanger und heiratete damals einen Kosovaren aus ihrem Dorf, der daraufhin in die Schweiz kam. Auch sie musste den Druck, der vor allen Dingen von seiner Familie ausgeübt wurde und mit den Jahren zunahm, aushalten. Sie hat jedoch den Mut gefunden, sich scheiden zu lassen und führt nun ein eigenständiges Leben. Solche Beobachtungen sind meiner Meinung nach kein Einzelfall, sondern eine gelebte Tradition, die gerade in der Diaspora stark aufrechterhalten wird. Vielleicht ermöglicht das Festhalten an alten Traditionen eine Art falsches Heimatgefühl in einem fremden Land?

Der einzige Weg, diese Verhaltensmuster und Gesellschaftsstrukturen aufzubrechen, ist meiner Meinung nach das Aufarbeiten und aktive Verändern eben dieser Strukturen. Das mag für einige wie ein Angriff auf alte Traditionen scheinen, doch wenn diese Traditionen die darin lebenden Menschen – ja, Frauen sind auch Menschen! – unterdrücken, müssen diese Traditionen zwingend durchbrochen und verändert werden.

B.M. (Name der Redaktion bekannt)

Ich habe Ihren Essay «Liebe Kosovarinnen, wir müssen uns wehren» gelesen. Danke, dass Sie – und ich weiss wie schwer das für uns albanische Frauen ist – auf solch eine wichtige Thematik aufmerksam machen!

Die albanische Kultur IST leider! frauenfeindlich, und wer das zu widerlegen versucht, offenbart nichts als reine Ignoranz. Ja, es gibt moderne, intellektuelle, weltoffene Albanerinnen und Albaner, aber um diese geht es gerade nicht. Über sie kann gerne in einem anderen Rahmen gesprochen werden.

Hier geht es um die Tatsache, dass die Frau in der albanischen Kultur einer patriarchalen Kontrolle unterliegt. Wir neigen dazu, die Unterdrückung der Frau unter den Teppich zu kehren. Es wird oft verschwiegen oder verharmlost, und das macht es umso schwerer, über die tief verankerten Muster zu sprechen, die Frauen in ihrer Entfaltung einschränken. Statt offen darüber zu reden und Lösungen zu suchen, wird das Thema oft ignoriert, was den Wandel nur verzögert und das Leid vieler Frauen verlängert. Es ist höchste Zeit, endlich darüber zu reden.

Heute noch! wird man als albanische Frau in ihren Mittzwanzigern gefragt, wieso man nicht verheiratet sei. Immerhin habe man ein «gewisses» Alter erreicht. Aber Gott bewahre, man fragt die Frauen über ihre Karriere, Pläne, Träume. Das ist nicht relevant, Hauptsache der Mann (die Trophäe) wird gefunden.

Ich bin absolut der Meinung der Autorin, wir müssen darüber reden, auch wenn es unangenehm ist, wir müssen das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen, wir dürfen nicht mehr wegschauen, wir dürfen nicht mehr schweigen. Es wurde schon zu lange geschwiegen.

Und sie hat recht, wir Frauen müssen uns wehren. Machen wir das nicht schon? Nicht wirklich. Wir denken zwar, dass wir uns schon seit Jahren wehren, tun wir aber nicht.

Wir müssen uns informieren und aufklären, wir müssen öffentlich sprechen und Bewusstsein schaffen, wir müssen Solidarität aufbauen. Sich zu wehren bedeutet, aktiv gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung oder Benachteiligung einzusetzen. Es geht darum, nicht nur hinzunehmen, was als falsch empfunden wird, sondern mit gezielten Handlungen und Massnahmen dagegen vorzugehen.

Danke für Ihre Stimme.

B.A. (Name der Redaktion bekannt)

Sehr geehrte Frau Latifi! Ihr Text in der Schweizer Zeitschrift Das Magazin hat mich sehr beeindruckt. Sie haben den Schmerz von uns albanischen Frauen so prägnant und klar beschrieben. Eines haben Sie allerdings vergessen zu erwähnen: die weiterhin praktizierte Beschneidung der Jungen und welche Feste hierfür veranstaltet werden, die Unkosten, die mit dieser primitiven Tradition einhergehen, während sich unsere Mädchen wegen ihrer Menstruation schämen müssen.

Sie haben meine volle Unterstützung.

M.E.(Name der Redaktion bekannt)

Mit Neugier habe ich Ihren Artikel gelesen, in dem Sie das Leben unserer Frauen so gut beschreiben. Leider ist alles, was Sie darin sagen, so, wie Sie es schildern. Ich bin aber stolz darauf, dass es auch andere Frauen gibt, die sich emanzipiert und sich gebildet haben und die nun ihre Stimme erheben können für die Rechte der Frauen.

Mit Respekt,

A.H. (Name der Redaktion bekannt)

Ich habe im Magazin Ihren Artikel gelesen, Frau Latifi. Ich musste so sehr weinen, weil es in unserem Land immer noch Frauen gibt, die leiden und nicht die Freiheit haben, die jeder Mensch auf dieser Welt verdient. Ich gratuliere Ihnen und wünsche Ihnen den Mut, über unser Problem zu schreiben. Ich wünsche Ihnen alles Gute und möchte, dass Sie mehr über diese Probleme schreiben. Ich bin stolz, dass wir eine Albanerin wie Sie haben.

M.I. (Name der Redaktion bekannt)

Ich hatte die Gelegenheit, diesen Artikel zu lesen. Mir hat er gefallen, weil alles darin wahre Fakten sind. Persönlich finde ich es gut, dass endlich jemand solche Themen in der Öffentlichkeit anspricht. Mein Respekt für die Autorin und Wissenschaftlerin Kaltërina Latifi,

K.J. (Name der Redaktion bekannt)

Ich habe den Artikel gelesen und war zutiefst berührt von den Fällen, die beschrieben wurden. Meine Gedanken begannen, eine Endlosschlaufe zu drehen und Erinnerungen kamen hoch. Es hat mich traurig gemacht und so sehr zum Nachdenken bewegt. Denn es ist leider die Wahrheit, über die einfach geschwiegen wird: Niemand will ein Opfer sein, schon gar nicht vor den Augen der Familie und Freunden. Stattdessen will man gegen aussen die perfekte Vorzeigefamilie sein. Schweigen ist einfacher, denn so kann man die Wahrheit einfach ignorieren.

Ich bin froh, wird endlich offen darüber geschrieben und dadurch dieses Schweigen gebrochen.

A.B.(Name der Redaktion bekannt)

Liebe Kaltërina Latifi

Ihr Artikel ist mutig!

Die Emanzipation der albanischen Frauen in Albanien, im Kosovo, in Montenegro, Serbien und Mazedonien hat in den letzten 24 Jahren bei einem überwältigenden Teil echte Fortschritte in Bezug auf die Emanzipation der Frauen gemacht. Aber ich denke, dass es in der anderen Hälfte der Bevölkerung immer noch Geschlechterungleichheit gibt. All diese Diskriminierung ist das Ergebnis verschiedener kolonialer und religiöser Regimes. Leider gibt es immer noch viele Frauen und Mädchen, die vom patriarchalen System unterdrückt werden und den Männern in Sachen Eigentum und vielen anderen Dingen nicht gleichgestellt sind, obwohl das Recht auf Eigentum gesetzlich besteht.

Noch heute kommt es häufig vor, dass eine Frau bei wirtschaftlichen Problemen, häuslicher Gewalt oder Problemen mit dem Partner keine Unterstützung von ihrer Familie erhält.

Diese Diskriminierung kommt nicht nur von Männern, sondern oft auch von Frauen selbst, die im Laufe der Jahre einer Gehirnwäsche unterzogen wurden.

In Kosovo, Albanien und anderen Ländern, in denen es Albaner gibt, sind in letzter Zeit verschiedene Sekten und «Prediger der Moral» aufgetaucht, die im Namen des Islam viele Frauen und Mädchen ausgebeutet und davon überzeugt haben, sich mit Burkas und traditioneller Kleidung aus anderen Ländern zu bedecken!

Diese Situation erinnert mich an Iran und Khomeini.

Ich selbst habe Diskriminierung aufgrund des Geschlechts durch meine Familie, durch meine gescheiterte Ehe und durch das staatliche System erlebt.

Sich nicht zu trauen, das zu tun, wozu ein junger Mensch das Recht hat, ist eine sehr bittere Erfahrung! Genau aus diesem Grund, liebe albanische Männer und Frauen,

sollten auch Sie sich mit uns emanzipieren, denn wir haben noch viel gemeinsam vor!

Viele Grüsse

T.J.

Ich wohne in Bern, verheiratet, im Ruhestand. Ich drücke meine persönliche Zufriedenheit über Ihre Beiträge in «Das Magazin» aus und gratuliere Ihnen zu Ihrer Arbeit als intellektuelle Frau mit akademischen Tugenden. Mit grossem Interesse lese ich die Kritik darüber, dass wir uns als Nation noch wie die westliche demokratische Welt entwickeln müssen.

Ihre Artikel sind wertvoll, denn Sie bemerken, dass sich die Beziehung zwischen Mann und Frau ändern muss. Sie beschreiben ein sehr gefährliches und schmerzhaftes Phänomen: Die Gewalt, die manche Männer gegen Frauen anwenden.

Die Fälle, die Sie beschreiben, sind schmerzhaft. Alle, die Mädchen und Frauen so behandeln, wie Sie es beschreiben, müssen sich vor dem Gesetz verantworten.

Wir sollten unsere Stimme als albanisches Volk erheben und nicht zulassen, dass gewalttätige Männer unser Image schmälern.

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die von Toleranz und Verständnis geprägt ist, und nicht vom primitiven Patriarchat, wie Sie es beschreiben. Gemeinsam müssen Frauen und Männer ihre Kräfte bündeln und erfolgreiche Frauen und fürsorgliche Mütter unterstützen.

Niemand sollte sich hinter diesem sehr asozialen, primitiven und gefährlichen Phänomen verstecken.

Ich hoffe, dass Ihre Analyse das Gewissen eines jeden Mannes berührt. Vielen Dank, dass Sie diese Fälle beschrieben haben, die für unser Land überhaupt nicht gut sind.

Ich gratuliere Ihnen zu dem Mut, den Sie auf sich genommen haben, ohne Zweideutigkeiten zu schreiben.

J.A. (Name der Redaktion bekannt)

Ich freue mich sehr über Ihren heutigen Artikel im Tagimagi. Endlich geschieht einmal das, was ich mir jahrelang, nicht zuletzt von den Schweizer Frauenrechtlerinnen gewünscht hätte und doch immer totgeschwiegen wurde. Ich unterrichtete derissig Jahre lang Kleinklassen mit sehr vielen albanischen Mädchen, die genau das erlebten und es wohl immer noch tun, was Sie schildern.

Alle Versuche, von meiner Seite her als Lehrperson, den Mädchen Rechte oder Freiheiten zu gewähren, scheiterten meist kläglich. Ich erinnere mich an das Beispiel eines autoritären Vaters, der unter der albanischen Flagge sass und bestimmte, dass seine Tochter sicher nicht Coiffeuse werde, sondern auch in der Pflege arbeite wie die Schwester.

Ich könnte Ihnen zig solche Beispiele nennen und in 30 Jahren meiner Unterrichtstätigkeit war das Schlimmste für mich, dass sich an der Situation der Frauen gar nichts änderte. Scheinheilig modern nach aussen, aber wenn die Schweizer Mädchen anfingen, sich über die eigene Zukunft zu freuen, zogen sich die albanischen Mädchen zurück, im Wissen auf die nahende «Schlachtbank».

Einzelne wagten es zu sprechen, oft aber verhielten sie sich sehr solidarisch mit ihrer Familie und Fragen oder Kritik meinerseits wurden sehr negativ bewertet. Irgendwann wurde mir klar, dass die albanischen Frauen sich wirklich selber organisieren müssten, dass wir das nicht für sie machen können. Meine Generation hat sich stark von den Eltern abgewendet und wollte ein anderes Leben, aber natürlich musste ich nie Angst um mein Leben haben und nie hätten meine Eltern gewagt, mich zu verheiraten.

Vielen Dank, dass Sie den Mut haben, das alles anzusprechen. Ich hoffe, dass viele Albanerinnen sich mit Ihnen solidarisieren und sich nicht mehr alles von der Familie diktieren lassen.

H.E. (Name der Redaktion bekannt)

Ich habe den Artikel von einer Freundin erhalten und bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit hatte, ihn zu lesen. Endlich wird über dieses Thema öffentlich gesprochen. Frau Latifi hat mit konkreten Fällen die Situation der albanischen Frauen dargestellt. Ich hoffe sehr, dass der Artikel als Initiative wirken wird, noch mehr darüber zu sprechen. Leider leiden unsere Frauen teilweise immer noch unter dieser Mentalität.

Freundliche Grüsse

A.J. (Name der Redaktion bekannt)

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