Zweiter Wahlgang in OberriedenNur noch drei Frauen kandidieren für das Friedensrichteramt
Noch ist in Oberrieden nichts entschieden und der Kampf um das Friedensrichteramt geht in die zweite Runde. Ein Kandidat zieht sich enttäuscht zurück.
In Oberrieden kommt es am 13. Juni zum zweiten Wahlgang für das Friedensrichteramt. Am vergangenen Wahlsonntag erreichte von den vier Kandidaten niemand das Stimmenmehr. Am meisten Stimmen hatte Judith Lusser Treyer geholt, nämlich 578. 423 Stimmen erreicht hat Brigitte Stump Wendt. Magdalena Despotov erhielt 352 Stimmen. Robert Nünlist steht für die zweite Wahl nicht mehr zur Verfügung; er hatte am Wahlsonntag am wenigsten Stimmen auf sich vereinigt. Ein zweites Mal ins Rennen gehen drei Kandidatinnen – alles ausgebildete Juristinnen.
Robert Nünlist zeigt sich enttäuscht. Für ihn sei die Friedensrichterwahl in Oberrieden «zu aggressiv» geführt worden. Er sagt: «Ich war sehr überrascht darüber, mit wie vielen Flyern und Plakaten für dieses Teilzeitamt in Oberrieden gekämpft wurde.» Für ihn sei eine Friedensrichterin oder ein Friedensrichter eine konservative und zurückhaltende Persönlichkeit.
«Falschen Weg eingeschlagen»
«Die Werbekampagnen der auswärtigen Kandidatinnen gingen aber in die entgegengesetzte Richtung», sagt der Kandidat, der von der CVP unterstützt wurde. Dies sei übertrieben, da hohe Kosten anfallen würden. Nünlist absolviert derzeit eine Coachingausbildung und sagt: «Meiner Meinung nach braucht es für dieses Amt nicht einen Vollblutjuristen, sondern eine Persönlichkeit mit Rechts- und auch Psychologiekenntnissen.»
Doch hat die CVP ihren Kandidaten tatsächlich zu wenig unterstützt? Adrian Baumann, Vorstandsmitglied der CVP Oberrieden, erklärt: «Wir haben bei der Bewerbung unseres Kandidaten einen falschen Weg eingeschlagen. Zudem ist bei uns nicht genügend Budget vorhanden für eine Wahlkampagne, wie sie von anderen Parteien gestartet wurde.» Rund 900 Franken habe man in Werbung investiert.
«Kann noch mehr Stimmen gewinnen»
Für Juristin Magdalena Despotov, die beim ersten Wahlgang am drittmeisten Stimmen erhalten hat, ist hingegen klar: «Das Resultat hat gezeigt, dass es in der Gemeinde viele Leute gibt, die mich als Oberriednerin in diesem Amt sehen.» Sie sagt: «Schlichten und eine Einigung zwischen Parteien finden, würde mir Freude bereiten.» Dank ihres juristischen Hintergrunds sei sie dafür geeignet. Zudem wolle sie der Gemeinde «etwas zurückgeben». Dass sie am Wahlsonntag weniger Stimmen als ihre beiden Konkurrentinnen erhalten hat, verunsichert sie nicht: «Ich bin überzeugt, dass ich noch mehr Stimmen gewinnen kann». Unterstützt wird die Oberriednerin von der SP.
Nicht aus Oberrieden, aber aus Langnau kommt Kandidatin Brigitte Stump Wendt. Sie erreichte das zweitbeste Resultat und zeigt sich zuversichtlich: «Ohne eine Partei im Rücken und als Kandidatin, die nicht in Oberrieden wohnhaft ist, habe ich ein erfreulich gutes Resultat erzielt.» Stump Wendt hat aufgrund ihrer Arbeit als Richterin und bereits amtierende Friedensrichterin in Langnau schon fachliche Erfahrung.
Da Richter am Bezirksgericht Zürich jeweils einer Partei angehören, sei sie dort als Mitglied der SP Stadt Zürich gewählt. Stump Wendt tritt in Oberrieden jedoch als neutrale Kandidatin an: «Wenn in einem Dorf nur eine Richterposition zur Wahl steht, soll diese parteiunabhängig besetzt werden», sagt sie.
«Sehe Resultat als Auftrag»
Am meisten Stimmen geholt hat im ersten Wahldurchgang Judith Lusser Treyer, die von der FDP unterstützt wird. Sie werde auf jeden Fall nochmals zur Wahl antreten und hoffentlich am guten Resultat vom letzten Wahltag anknüpfen können. «Ich hatte grosse Freude ob dem Ergebnis und sehe das als Auftrag, mich weiterhin als Nachfolgerin von Hans Jud zur Verfügung zu stellen.» Zwischen Parteien zu schlichten und Lösungen zu finden, sei genau das, was ihr liege.
Lusser Treyer sagt, dass sie den grössten Teil der Wahlkampagne aus eigener Tasche bezahlt habe. Die Kandidatin ist seit 20 Jahren als Ersatzrichterin tätig und weist berufliche Erfahrung als Rechtsanwältin und Mediatorin auf. Sie wisse, wie man richterliche Neutralität und Unabhängigkeit bewahre. «Parteizugehörigkeit sollte nicht Thema sein», sagt sie.
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