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Dänemarks bester Handballer
Nun kann der Mikkel wieder lachen

Wegen Mikkel Hansen wäre Dänemark im Viertelfinal beinahe gescheitert, doch dank ihm steht der Titelverteidiger heute im WM-Final.
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Diese Wertung liess keinen Interpretationsspielraum offen: «Katastrophal», so stufte das dänische «Ekstrabladet» die Leistung von Mikkel Hansen im WM-Viertelfinal gegen Ägypten ein. Hansen ist nicht irgendein Spieler, sondern dreifacher Welthandballer, der aktuell noch immer als der Beste auf dem Feld gilt.Aber «katastrophal» war nach jenem Spiel zu lesen, das auch nach 80 Minuten noch nicht entschieden war, sondern erst nach einem Siebenmeterschiessen.

39:38 gewannen die Dänen schliesslich doch noch, nachdem Hansen den Sieg eigentlich schon weggeworfen hatte. Dänemark führte in der ersten Verlängerung gegen die Ägypter 34:33 und hatte nach einer Balleroberung nur noch 29 Sekunden über die Zeit zu bringen. Die Dänen taten das so passiv, dass die Schiedsrichter auf Zeitspiel entschieden. 69 Minuten und 59 Sekunden zeigte die Uhr an, Hansen hatte den Ball. Und laut Reglement nur diese Option: ihn hinlegen (was den Sieg nicht mehr in Gefahr gebracht hätte).

Aber er entschied sich, den Ball weit weg zu schmeissen, irgendwohin. Das ergab, weil es in der Schlussphase geschah, nicht nur eine Strafe, sondern eine Rote Karte gegen Hansen und Penalty für die Ägypter. Die glichen aus, und Hansen fehlte in der zweiten Verlängerung fast überall, Dänemark erzwang erst nach 79:59 dank eines Penaltys das Siebenmeterschiessen. In der Liste der grossen Handball-Dramen steht dieses Spiel ganz, ganz weit oben in der Geschichte von 27 WM-Turnieren.

Aus «katastrophal» wurde zwei Tage später «genial». Er habe schon lange nicht mehr eine dermassen starke Leistung Hansens gesehen, lobte Nationaltrainer Nikolaj Jakobsen. Dänemark steht dank des 35:33 über Europameister Spanien wie 2019 im WM-Final, und Mikkel Hansen kann wieder lachen. Er ist der wohl am besten bezahlte Handballer der Welt, seit 2012 steht er auf der Lohnliste von PSG in Frankreich. Und zeigte im Halbfinal gegen die routinierten Spanier ein weiteres Mal, warum er jährlich mehr als eine halbe Million Euro mit diesem Sport verdienen kann. Er schoss zwölf Tore, und so nebenbei gab er noch elf Assists.

Glenn Solberg empfindet diese Statistik als «geistesgestört»

Olympiasieger 2016 in Rio de Janeiro, Weltmeister 2019 beim Turnier in Deutschland und Dänemark, Europameister 2012 in Serbien – gewonnen hat der 33-Jährige mit dem Nationalteam schon alles. Und ist dennoch auf einer wichtigen Wiedergutmachungsmission. Immerhin scheiterten die Dänen vor einem Jahr an der Europameisterschaft bereits in der Vorrunde.

Glenn Solberg ist bei den Schweden «der Coach mit dem Knopf im Ohr».

In der Vorbereitung auf dieses Corona-Turnier in Ägypten hatte Dänemark ein einziges Negativerlebnis: Es gab eine Niederlage gegen Norwegen. Und das gab den Norwegern, WM-Finalisten von 2019 und 2017, die Zuversicht, «es» dieses Mal zu schaffen. Doch weil ihr Starspieler Sander Sagosen verletzt ausfiel, gab es statt des Titels ein Out bereits im Viertelfinal.

Ein Norweger jedoch hat es in den Final vom Sonntag geschafft: Glenn Solberg, der nach der EM 2020 als Headcoach das schwedische Nationalteam übernahm. Solberg war zu seiner Aktivzeit ein grandioser Spielmacher, der in Nordhorn und Flensburg (Bundesliga) sowie in Barcelona begeisterte. Als Trainer schaffte es der Mann aus Drammen in Norwegens Nationalteam nur auf die Position des Assistenten, die er 2016 aufgab.

Der Mann aus Ystad löst alle Fälle – wie Kurt Wallander

In Ägypten nun fällt er als «der Coach mit dem Knopf im Ohr» auf. Er hat ständig Funkverbindung zu einem Co-Trainer oben auf der Tribüne. Seine Schweden lieferten beim 32:26 im Halbfinal über Frankreich nicht nur eine bemerkenswerte Leistung, sondern eine ausserordentliche Quote ab: Für die 32 Tore benötigten sie nur 37 Schüsse, das heisst, 86 Prozent aller Würfe wurden verwertet. Das ist im Handball ein Ding von höchstem Seltenheitswert. Und eine Zahl, die dem sonst so zurückhaltenden Solberg den Ausruf entlockte: «Das ist ja geistesgestört, das gibts doch gar nicht.»

Jim Gottfridsson ist bei den Schweden der Mann, der für (fast) alles eine Lösung findet.

Die Schweden holten den bisher letzten ihrer vier WM-Titel 1999 in Ägypten. Sie haben keinen Mikkel Hansen, der (fast) alles allein machen kann. Sie haben aber Jim Gottfridsson, der das Spiel so führt, dass alle zur Geltung kommen. Dass er für alle Fälle eine Lösung findet, ist fast schon logisch. Schliesslich stammt der Rotschopf aus Ystad, wo Henning Mankells grossartige Romanfigur Kommissar Kurt Wallander ermittelt.

«Wenn wir das tun, was wir am besten können, gewinnen wir», sagt Gottfridsson, seit Jahren Regisseur bei Flensburg-Handewitt. Das, was sie am besten können: hervorragend verteidigen, schnelle Konter laufen und so diszipliniert wie sonst kein Team angreifen. Da gibt es aber noch eine Zahl, die für die Dänen spricht: Sie haben in bisher acht Partien nie weniger als 31 Tore erzielt. «In einem WM-Final gibt es keinen Favoriten. Das Team, das besser spielt, gewinnt», sagt Nikolaj Jakobsen.

Und hofft natürlich, dass der Mikkel noch einmal lachen kann.

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