Schweizer in AfghanistanNotfallevakuierung aus Kabul
Schweizer Stellen bemühten sich am Wochenende, Mitarbeiter in Afghanistan ausser Landes zu schaffen. Wie genau das geschehen sollte, blieb unklar – «aus Sicherheitsgründen».
Für die Sicherheit des Schweizer Personals in Afghanistan sei gesorgt, teilte das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Sonntag mit. Es seien «Massnahmen zur Evakuierung ergriffen» worden, hiess es. «Weitere Informationen können zu diesem Zeitpunkt aus Sicherheitsgründen nicht gegeben werden.» Zahlreiche westliche Länder sind derzeit bemüht, ihr Personal und deren Angehörige aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen – insgesamt handelt es sich um Tausende Menschen.
Die EDA-Mitteilung betonte noch einmal, dass das Schweizer Kooperationsbüro in Kabul «vorübergehend geschlossen» worden sei. Das hatten schon am Freitag EDA-Staatssekretärin Livia Leu und Mario Gattiker, Staatssekretär für Migration, angekündigt. Drei der sechs Schweizer Mitarbeiter des Kooperationsbüros befänden sich schon in der Schweiz, hiess es. Die anderen drei würden so rasch wie möglich abreisen. Wie viele Schweizer Bürger sich insgesamt in Afghanistan aufhalten, war am Sonntag nicht klar. Es ist aber damit zu rechnen, dass ein grosser Teil für internationale Organisationen tätig ist und auch über die Arbeitgeber mit Hilfe rechnen kann.
Humanitäre Visa für die Schweiz
Man werde sich auch um die etwa 40 lokalen Mitarbeiter und deren Angehörige kümmern, bestätigte ein EDA-Sprecher am Sonntag. Am Freitag hatte Gattiker gesagt, er rechne mit etwa 200 afghanischen Personen, die in die Schweiz gebracht werden sollen. Sie würden humanitäre Visa für die Schweiz erhalten und auf die sogenannte Resettlement-Quote angerechnet werden. Die Schweiz nimmt jedes Jahr 800 Flüchtlinge zur «Neuansiedlung» («Resettlement») auf, in Kooperation mit dem Flüchtlingshilfswerk der UNO.
Nachdem die Lage in Kabul am Wochenende noch einmal bedrohlicher geworden ist, haben unter anderen die USA und Deutschland zusätzliche Massnahmen angekündigt, um ihre Bürger und afghanische Mitarbeiter ihrer Organisationen in Sicherheit zu bringen. Deutschland will zwei Militärmaschinen nach Kabul schicken, um Menschen nach Usbekistan zu evakuieren. Von dort sollen sie mit zivilen Charterflügen nach Deutschland gebracht werden. Die USA schicken etwa 5000 Truppenangehörige nach Kabul, um die Evakuierung von Botschaftspersonal, lokalen Mitarbeitern und deren Angehörigen abzusichern – allein in der US-Botschaft arbeiten über tausend Menschen.
Denkbar wäre, dass die Schweiz sich an solchen Aktionen anderer Länder beteiligen könnte, um Schweizer Mitarbeiter nach Europa zu bringen. Das war schon bei Rückführungen zu Beginn der Corona-Pandemie der Fall gewesen. Zu dieser Möglichkeit wollte sich das EDA am Sonntag nicht äussern.
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