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Labors am Limit
Notbremse wegen Engpässen bei PCR-Tests

Ein Labormitarbeiter verarbeitet Corona-Proben; dabei ist immer noch viel Handarbeit notwendig.
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Der Kanton Aargau hat am Mittwoch die Notbremse bei Pooltests gezogen. Er stellte das repetitive Testen auf das Coronavirus in Schulen und Betrieben ein, weil die medizinischen Labors ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben und nicht mehr alle Proben innert nützlicher Frist analysieren können.

«Wir haben versucht, die Laborkapazitäten zu erweitern», sagte Regierungssprecher Peter Buri. «Aber die Nachfrage ist so gross, dass dies bisher nicht im erforderlichen Masse gelungen ist.» Deshalb habe der Kanton Priorisierungsempfehlungen des Bundes umgesetzt und werde Pooltests nur noch in Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen durchführen.

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Aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus ist die Zahl der positiven Tests in den letzten Tagen rapide gestiegen. Nach jedem positiven Pooltest, bei dem Proben von mehreren Personen gemeinsam untersucht werden, müssen die individuellen Proben aller beteiligten Einzelpersonen erneut analysiert werden. Das führt zu einer Vervielfachung der notwendigen Untersuchungen.

Es dauere oft länger als 48 Stunden, bis ein Ergebnis vorliege, heisst es in der Erklärung des Kantons Aargau. So «verliert repetitives Testen im Zusammenhang mit Omikron seine Wirksamkeit. Ansteckungsketten können nicht mehr wirksam unterbrochen werden.»

Verschärfend hinzu kommt eine neue schweizweite Regelung, die am 17. Januar in Kraft tritt: Dann müssen nach einem Pooltest auch Covid-Zertifikate für negative Resultate ausgestellt werden. Das werde zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Tests führen, befürchtet der Kanton.

«Überlastung der Labors»

Die Notbremse gezogen hat auch das Spital Männedorf am Zürichsee. Es hat sein Center für PCR-Tests vorübergehend gesperrt. Wer am Mittwoch online einen Termin buchen wollte, sah ein Pop-up-Fenster: «Aufgrund der schweizweiten Überlastung der Labors können wir zurzeit keine PCR-Tests durchführen.» Weitere Angaben wollte das Spital auf Nachfrage nicht machen; das Labor, das die Proben des Spitals analysiert, äusserte sich ebenfalls nicht.

Auch anderswo ist die Lage bei den PCR-Tests zunehmend schwierig. «Seit Anfang dieser Woche treffen die Resultate deutlich später ein, als wir es gewohnt waren», sagt Axel Rowedder von der Medix-Toujours-Praxis in Basel. Bisher hatten Getestete am frühen Morgen nach der Testung ihr Ergebnis und konnten zur Arbeit gehen, wenn es negativ war. Jetzt müssen sie sich mindestens bis zum Mittag gedulden.

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«Wir wollen den Labors keinen Vorwurf machen», betont Rowedder. Auch seine Praxis sei personell und logistisch am Limit, in den Stosszeiten müssten Leute beim Testzentrum abgewiesen werden. Derzeit sei die Zahl der Tests zwischen 30 und 40 Prozent höher als noch Anfang Dezember. Und die Zahl der positiven Resultate sei deutlich gestiegen. «Wenn jemand im Sommer Schnupfen hatte, war das einfach Schnupfen», sagt der Mediziner. «Heute muss man davon ausgehen, dass jeder mit Erkältungssymptomen einen Omikron-Infekt hat.»

«Kapazitätsgrenze erreicht»

Einzelne Labors bestätigen, dass sie mit der Analyse der PCR-Tests kaum noch nachkommen. «Wir haben unsere Kapazitätsgrenze an Sars-CoV-2-PCR-Tests erreicht», sagt Aline Sattler, Fachärztin und medizinische Leiterin beim Zürcher Labor Analytica. «Eine Steigerung der Kapazität ist ohne Qualitätsverlust und Verzögerungen nicht möglich. Entsprechend ist das für uns keine Option.» Ziel sei es, dass die Testresultate innerhalb von 24 Stunden nach Probeneingang im Labor vorliegen.

Ähnliches berichtet Willi Conrad vom Laborverbund Medisupport in Luzern. «Es ist eine sehr angespannte Situation», sagt er. «Zudem sind auch Labormitarbeiterinnen und -mitarbeiter von Omikron betroffen, entsprechend haben wir Ausfälle.» So kommen zu der steigenden Flut von Tests noch Personalengpässe hinzu. Beim Personal ist es ohnehin schon schwierig.

Labors können zusätzliche Geräte anschaffen, um die Testkapazität zu erhöhen. Aber das Personal zu finden, um sie zu betreiben, ist fast unmöglich. «Wir haben Leute im Pensionsalter rekrutiert», sagt Conrad, der jahrelang Präsident des Verbandes der medizinischen Labore (FAMH) war. «Auf dem Arbeitsmarkt findet man niemanden mehr.»

«Mehr Tests pro Tag als je zuvor während der Pandemie»

Die Labors melden ihre Tests dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), das die Zahlen täglich auf seinem Covid-19-Dashboard aktualisiert. «Dem BAG ist bewusst, dass die hohen Fallzahlen die Schweizer Laboratorien bereits heute stark beanspruchen», teilt das BAG mit. «Bereits jetzt werden mehr Tests pro Tag durchgeführt als je zuvor während der Pandemie.» Eine allgemeine Überlastung sei jedoch nicht festzustellen.

Landesweit liege die Kapazität für PCR-Tests bei einer Spitzenkapazität von 100’000 pro Tag. Täglich würden etwa 60’000 Tests vorgenommen. Zudem könnten die Kapazitäten in den Labors «im Zeitraum von mehreren Wochen noch weiter erhöht werden».

Sollten Testkapazitäten ausgeschöpft sein, hat der Bund ein Stufenmodell vorgegeben, um Tests auf besonders wichtige Bereiche zu beschränken. Den ersten restriktiven Schritt hat der Kanton Aargau nun umgesetzt. In einem weiteren Schritt könnten PCR-Tests nur noch bei Personen durchgeführt werden, die akute Symptome haben, und bei Kontaktpersonen von positiv Getesteten.

«Natürlich wird es bei sehr hohen Fallzahlen nicht mehr möglich sein, auch jeder Person die Tests anbieten zu können, wie wir das heute gewohnt sind», sagte Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung im BAG, am Dienstag vor den Medien. Es wäre zum Beispiel auch denkbar, dass Personen mit Symptomen sich gar nicht testen lassen, sondern sich freiwillig zehn Tage in Isolation begeben, fügte Mathys hinzu.