Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Stures Regime in Pyongyang
Nordkorea schottet sich in der Pandemie noch mehr ab

Personenkult statt Pandemiebekämpfung: Ehrerweisung von nordkoreanischen Militärangehörigen an die einstigen Staatschefs Kim Il-sung und Kim Jong-il vor dem Kumsusan-Palast der Sonne in Pyongyang.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Nordkorea braucht keine Hilfe. Nordkorea muss eher zusehen, dass nicht irgendwelche Einflüsse von aussen das Vertrauen der Menschen in die kommunistische Parteidiktatur unterwandern. So zumindest sieht es aus, wenn man den Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA von der Präsidiumssitzung der Obersten Volksversammlung in Pyongyang glauben darf.

Demnach kommt auf die Bevölkerung in dem verschlossenen Land ein neues Kontrollgesetz zu, welches «das Vordringen und die Verbreitung der antisozialistischen Ideologie und Kultur gründlich verhindern» soll. Es geht um den Kampf gegen Drogenkonsum, aber auch gegen das Abspielen westlicher Musik, wenn man das Gesetzesvorhaben richtig versteht. Das Selbstbewusstsein des Regimes um Staatschef Kim Jong-un scheint also intakt zu sein. Es glaubt besser zu wissen, was für die eigenen Leute gut ist, als jeder hilfsbereite Aussenseiter.

Aber ob das auch stimmt? Viele externe Experten sind der Meinung, dass Nordkorea gerade in Zeiten der Pandemie Hilfe braucht. Und sie sehen mit Sorge, dass Nordkorea nicht im «Plan für humanitäre Hilfe 2021» der Vereinten Nationen vorkommt. Im Überblicksreport der UNO-Nothilfeorganisation OCHA ist die Rede davon, dass sich die Welt wegen des Coronavirus in der «tiefsten globalen Rezession seit den 1930ern» befinde.

Ohne Informationen gibt es keine UNO-Hilfe

Hilfe für 160 Millionen Menschen sieht der UNO-Plan vor. Menschen aus Nordkorea gehören nicht dazu. Die UNO haben Nordkorea nicht wegen plötzlichen Reichtums von der Liste genommen. Wegen des Coronavirus schottet sich Nordkorea noch konsequenter ab als ohnehin. Seit Januar kommt niemand rein. Die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen durften sich nicht aus Pyongyang herausbewegen. Sie konnten deshalb keine Projekte vorantreiben. Ohne Projekte sind keine Informationen über das Befinden der 25,55 Millionen Menschen in Nordkorea verfügbar. Und ohne Informationen gibt es keinen Platz im OCHA-Plan und keine Hilfe. Ein Teufelskreis.

Es gibt Anzeichen dafür, dass es Nordkorea eher nicht gut geht dieser Tage. Die UNO-Sanktionen drücken. Schwere Stürme haben das Land heimgesucht. Viele Leute sind arm, Mangelernährung droht. Und das Coronavirus lähmt das Land, weil sein schlechtes Gesundheitssystem keine Infektionswelle verkraften würde.

Nordkoreas Wirtschaftsentwicklung enttäuscht: Kim Jong-un wird bald einen neuen Fünfjahrplan präsentieren.

Die Lage erfordert offenbar eine neue Strategie. Deshalb findet schon Ende Januar der achte Kongress der Arbeiterpartei statt, ein selten einberufener Verlautbarungskonvent für den Machthaber. Und in ungewohnter Offenheit hat das Zentralkomitee der Partei schon das Thema benannt: Strategien, um die enttäuschende Wirtschaftsentwicklung anzukurbeln. Kim Jong-un werde einen neuen Fünfjahresplan vorstellen. Bereits Anfang November verabschiedete die Oberste Volksversammlung ein Gesetz, das von Unternehmen verlangt, Land, Energie und Kosten einzusparen.

Kaum noch ausländische Helfer in Nordkorea

Nordkorea bleibt stur. Erst am Mittwoch verliessen 40 Diplomaten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen das Land, nachdem das Regime ihnen mitgeteilt hatte, dass die Corona-Beschränkungen so schnell nicht weicher würden. Geblieben sind nach Informationen des Portals NK News nur noch zwei UNO-Mitarbeiter des Welternährungsprogramms und ein anderer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation.

Anfang des Jahres waren noch fast 50 UNO-Leute in Nordkorea, 11 Mitarbeiter des Roten Kreuzes und 13 Vertreter von unabhängigen Hilfsorganisationen. Keith Luse von der amerikanischen Hilfsorganisation NCNK sagt: «Das Land den internationalen Blicken zu entziehen, wird den Neustart humanitärer Programme verzögern und zu unnötigen Toten unter den Verwundbarsten der nordkoreanischen Bevölkerung führen.»

Aber so denken Kim Jong-un und sein Umfeld nicht. Vielleicht finden sie es sogar ganz gut, dass gerade kaum noch Ausländer im Land sind. Nordkoreas Menschen sollen glauben: Nordkorea braucht keine Hilfe.