Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Weltrekordschwimmer Noè Ponti
Zwischen Aushebung und Sportler-RS schafft er, was keiner vor ihm schaffte

epa11671053 Noe Ponti of Switzerland in action during the Men?s 50m Butterfly Final at the World Aquatics Swimming World Cup in Shanghai, China, 20 October 2024. EPA/ALEX PLAVEVSKI
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Noè Ponti schwimmt in Shanghai als erster Schweizer Schwimmer einen Weltrekord.
  • Rang 4 an Olympia hat ihn geschmerzt, doch jetzt ist er wieder auf Höhenflug.
  • Bei der dreiteiligen Weltcupserie warten lukrative Preisgelder.
  • Am 4. November beginnt für Ponti die Spitzensportler-RS.

Wie oft kann man im Zusammenhang mit einem Weltrekord von der Schweiz schreiben? Klar, da ist die grösste Whiskybar (Hotel Waldhaus, St. Moritz) und die längste Treppe (11’674 Stufen auf den Niesen) – aber bei einer Athletin oder einem Athleten? 

Jetzt kann man es. Nie war ein Mensch über 50 m Schmetterling schneller als Noè Ponti. Der 23-jährige Tessiner hätte im Sommer der erste Schweizer Olympiasieger im Schwimmen werden können. Das hat er mit Rang 4 verpasst. Doch jetzt hat er sich in Shanghai am Weltcup auf der kurzen Bahn zum ersten Schweizer Weltrekordhalter im Schwimmen gemacht. In 21,67 Sekunden war er im Vorlauf drei Zehntel schneller als der Zweite, im Final gelang ihm in 21,68 das fast Gleiche nochmals.

Allerdings – ist er wirklich der erste Schweizer? Da war 1985 auch Dano Halsall, der in Bellinzona über 50 m Freistil in 22,52 eine Zeit schwamm, die nie zuvor einer erreicht hatte. Doch weil diese Disziplin erst 1986 erstmals offiziell an einer WM und 1988 erstmals an Olympia ausgetragen wurde, dürfte dafür «Weltbestzeit» der richtige Begriff sein. 

Kopflüften in Kenia

Die Leistung von Shanghai war jedenfalls Balsam für Ponti, den das Verpassen der zweiten Olympiamedaille (nach Bronze in Tokio) sehr geschmerzt hat. Aber er hat sich deswegen nicht vergraben. Er hat sich Ferien in Kenia gegönnt, für einmal kein Wasser, nur viel Luft, Weite und beschauliches Tierebeobachten. Und Ponti hat da und dort die Weichen ein wenig anders gestellt für den bereits angebrochenen Olympiazyklus Los Angeles 2028: Sein neuer Verein ist der Schwimmclub Uster, weil da die vermeintlich neuen Kollegen eben alte sind.

Das heisst nicht, dass Ponti seine Heimat verlässt. Er trainiert weiter im nationalen Leistungszentrum in Tenero unter seinen beiden Trainern Massimo Meloni und Andrea Mercuri – doch ab und zu ein paar Tage in Uster oder ein Trainingslager mit seinen Freunden dort sollen Abwechslung und mehr Herausforderung bringen. Wie ernst ihm damit ist, hat er vor kurzem gezeigt: Als die Ustermer Schwimmer bei der Altpapiersammlung turnusgemäss an der Reihe waren, legte auch Ponti Hand an.

Lukrative Schwimmverhältnisse

Dass er nun, nur fünf Wochen nach Trainingsbeginn und Aushebung für die RS, schon auf einem Niveau schwimmt, das ihm nach einem Europa- und zwei Schweizer Rekorden sogar das Höchste bescherte, mag verschiedene Gründe haben. Einerseits ist da seine herausragende Gleiterfähigkeit in der Unterwasserphase, die auf der 25-m-Bahn noch besser zum Tragen kommt. Andererseits ist seine Olympiaform zu einem schönen Teil noch vorhanden – und im Gegensatz zu Paris hat Ponti nach 50 m ideal angeschlagen. 

Das verheisst viel für die nächsten Wochen: Denn Shanghai war erst Teil 1 des Weltcups, mit Incheon (KOR) und Singapur folgen noch zwei Stationen. Es sind lukrative Rennen, bei denen jeder Sieg 12’000 US-Dollar einbringt, ein Weltrekord 10’000 und der Gewinn der Gesamtwertung 100’000. Derzeit belegt Ponti Rang 2 hinter Vierfacholympiasieger Léon Marchand. Und egal, wie hoch dieser Zahltag ausfällt – ab 4. November heisst es für ihn ganz profan: Spitzensportler-RS.