Ersatz fossiler HeizungenSubventionen für Wärmepumpen in Einfamilienhäusern nützen kaum noch
Nur noch ganz wenige Heizungen, die ersetzt oder neu eingebaut werden, sind gas- oder ölbetrieben. Anders sieht es bei grossen Mehrfamilienhäusern aus.
Mit dem Klimaschutzgesetz, über das wir am 18. Juni abstimmen, will der Bund umweltfreundliche Heizungen mit noch mehr Subventionen fördern. Bei Einfamilienhäusern macht das allerdings kaum noch Sinn, wie Zahlen der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz zeigen: Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz in alten und neuen Einfamilienhäusern 21’000 neue Heizungen eingebaut. Davon waren nur noch 7,5 Prozent Öl- oder Gasheizungen.
91 Prozent der in Einfamilienhäusern neu installierten Heizungen waren Wärmepumpen. Dazu kommen 2 Prozent Holzheizungen. Sie gelten ebenfalls als klimaschonend.
In diesem Jahr dürfte der Anteil neu eingebauter schmutziger Heizungen in Einfamilienhäusern noch deutlich tiefer sein. Darauf deuten Zahlen des ersten Quartals hin. Zwischen Januar und März wurden nur noch halb so viele Öl- und Gasheizungen bestellt wie in der Vorjahresperiode. Damit dürfte der Anteil neuer fossiler Heizungen bei den Einfamilienhäusern auf rund 3,5 Prozent sinken.
Stephan Peterhans, Geschäftsführer der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz, bestätigt: «In alten und neuen Einfamilienhäusern werden kaum noch fossile Heizungen eingebaut.»
Damit sind die Einfamilienhausbesitzer auf Kurs bezüglich CO₂-Neutralität bis 2050. Das zeigt eine simple Rechnung. Die Lebensdauer von Ölheizungen beträgt 25 bis 30 Jahre. Weil in Einfamilienhäusern schon heute praktisch nur noch umweltfreundliche Heizungen eingebaut werden, werden bis 2050 fast alle Ölheizungen ersetzt sein.
Die bestehenden Subventionen zum Einbau umweltfreundlicher Heizungen bieten Besitzerinnen und Besitzern von Einfamilienhäusern bereits einen genügenden Anreiz. Zusätzliche Subventionen, die das Klimaschutzgesetz vorsieht, könnten die Umstellung kaum beschleunigen.
Sehr viel Rauch aus grossen Häusern
Düster sieht es hingegen bei Gebäuden mit einer Heizleistung von über 100 Kilowatt aus. Das sind Mehrfamilienhäuser mit mehr als zwanzig Wohnungen und grosse Gewerbeliegenschaften. Wenn deren Besitzerinnen und Besitzer ihr Verhalten nicht schnell ändern, werden die grossen Liegenschaften – aufgrund der Lebensdauer der Heizungen – weit über 2050 hinaus noch grosse Mengen CO₂ ausstossen.
Vielen scheint das Geld wichtiger zu sein als die Umwelt. Im vergangenen Jahr wurden bei grossen Gebäuden insgesamt 1890 neue Heizungen eingebaut. Fast drei Viertel davon laufen mit Öl oder Gas.
Die Zahl dieser der grossen Gebäude ist zwar im Verhältnis zu den Einfamilienhäusern klein, doch deren Energieverbrauch fällt stark ins Gewicht. Die Leistung der im vergangenen Jahr ersetzten Heizungen in grossen Häusern ist doppelt so hoch wie jene der Einfamilienhäuser.
Stephan Peterhans von der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz vermutet, dass viele Verwaltungen von grossen Gebäuden weiterhin fossile Heizungen einbauen, weil der Anreiz für einen Umstieg zu klein ist: Die Wärmepumpen kosten nach wie vor mehr als fossile Heizungen. Die Eigentümerinnen und Eigentümer können die Investitionen aber nicht vollständig auf die Mieterinnen und Mieter überwälzen. Aus ökonomischen Gründen entscheiden sich deshalb viele für eine Öl- oder Gasheizung.
In der Schweiz gibt es insgesamt 1,8 Millionen Wohngebäude. Knapp eine Million wird bis heute entweder mit Öl oder Gas geheizt. Letztes Jahr wurden insgesamt rund 40’000 Wärmepumpen installiert.
Wer bekommt den grössten Batzen vom Staat?
Die Behörden haben es nun in der Hand, die Anreize sinnvoll zu setzen. Das Klimaschutzgesetz will die Subventionen für umweltfreundliche Heizungen um 2 Milliarden Franken aufstocken.
Wer bei einer Annahme des Klimaschutzgesetzes wie viel von den 2 Milliarden bekommt, ist offen. Im Gesetz steht bloss, dass «insbesondere» Besitzer grösserer Liegenschaften unterstützt werden sollen. Der Bundesrat und die Kantone werden in Verordnungen regeln, wie viel Einfamilienhausbesitzer bekommen und wie viel die Eigentümer grosser Mehrfamilienhäuser.
Von den neuen Klimaschutzgeldern profitieren soll nicht nur, wer seine fossile Heizung ersetzt, sondern auch Besitzer von Elektroheizungen. Diese brauchen sehr viel Strom. Würden sie alle durch Wärmepumpen ersetzt, könnte in der Schweiz Strom für mehrere Zehntausend Haushalte gespart werden.
Aus Sicht der Stromversorgungssicherheit wäre es sinnvoll, wenn ein grosser Teil der neuen Subventionen für den Ersatz der Elektroheizungen verwendet wird. Denn bei deren Besitzern ist der Anreiz für einen Umstieg klein, weil die Umrüstungskosten dort oft besonders hoch sind.
In der Schweiz sind zurzeit noch gut 250’000 Elektroheizungen in Betrieb. Sie brauchen rund 5 Prozent des in der Schweiz hergestellten Stroms. Der schnelle Ersatz von Elektroheizungen könnte das drohende Winterstromproblem der Schweiz entscheidend entschärfen.
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