WM-Hoffnung Niklas HartwegEr rappt die Biathlon-Bühne
Der 23-Jährige ist einer der Schweizer Trümpfe an der WM in Tschechien. Ablenkung findet er in der Musik. Unter einem Pseudonym.
![13.01.2024; Ruhpolding; Biathlon - Weltcup Ruhpolding 2024 - Sprint Maenner;
Niklas Hartweg (SUI)
(Vianney Thibaut/NordicFocus/freshfocus) --------------------------------------------------------------------- ACHTUNG REDAKTIONEN: KEINE ABONNEMENTS, ES GELTEN DIE PREISEMPFEHLUNGEN DES SAB - MANDATORY CREDIT, EDITORIAL USE ONLY, NO SALES, NO ARCHIVES ---------------------------------------------------------------------](https://cdn.unitycms.io/images/D9z8vLstaEkBfpb_QUJP2V.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=UKzdV0-4uAc)
Die Kombination von Gegensätzlichem reizt Niklas Hartweg: Ausdauer und Kraft, Dauerleistung mit Höchstkonzentration, Langlaufen und Schiessen. Als Biathlet perfektioniert er dieses Zusammenspiel. Im Schnellzugstempo hat er sich einen Namen geschaffen. Der Jugend-Weltmeister von 2019 ist nun auch bei der Elite top. Letzte Saison errang er in der Single-Mixed-Staffel zusammen mit Amy Baserga EM-Silber, er realisierte in Kontiolahti seinen ersten Weltcup-Podestrang (2.). Und er ist mit der blauen Startnummer als bester U-25-Athlet unterwegs.
Biathlon ist aber nicht das Einzige, in dem Niklas Hartweg gekonnt kombiniert. Der bald 24-Jährige macht auch erfolgreich Musik – als Rapper. Ausschlaggebend war ein Rückschlag im Jahr 2018. In seinem ersten Profijahr führte eine Lungenentzündung zu einem längeren Trainings- und Wettkampfverbot, wodurch seine zweite Passion an Stellenwert gewann. Er arbeitet als Autodidakt – aber nicht als Niklas Hartweg, sondern als Nik Perry. «Als Producer brauchst du einen Namen», sagt er.
1000 Lieder und ein roter Faden
Zum Künstlernamen kam er auch dank seiner Biathlon-Kollegen – nach «vielen Witzen und kreativer Zeit». Als Mensch wie auch als Sportler sei ihm Musik immer wichtig gewesen, sagt Hartweg, der schon mehrere Alben produziert hat. Die Musik begleitet ihn, sie gibt ihm als Sportler Energie. Und sie hilft ihm, abzuschalten, herunterzufahren. «Mit Musik kann ich Emotionen aufnehmen und verarbeiten», sagt Hartweg. Dabei findet er Halt und Ablenkung.
Wie allgegenwärtig dieses zweite Standbein ist, zeigt sich bei einer weiteren Aussage: «Ich halte Ideen ständig auf dem Handy fest, ich schreibe 1000 Lieder, aber ich setze nur die wenigsten um.» Dies wiederum hängt mit seinem Perfektionismus zusammen: Er hinterfragt sich ständig und «sucht den roten Faden». Wie tief er reflektiert beim Musikmachen, illustrieren seine Titel, etwa: «Kei Ziet», «Schwer», «Different», «Truce», «It’s over».
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Das Rappen trägt und bereichert Hartweg, und das Rappen kompletter Songs bringt ihn «in einen Flow». Von dieser Energie profitiert er im Sport, aber ebenso «als Mensch in meinem Leben». Trotz dieser überzeugenden Vorteile: Nur aufbauend erlebt er die Kombination Musik/Sport nicht. Vielmehr gibt er zu: «Diese Dualität kann auch stressig werden.» Disbalancen diesbezüglich gilt es früh zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Die Mentalität von London
Das Aussergewöhnliche von Niklas Hartweg zeigt sich auch in seiner ganzen Biografie. Das Sportler-Gen erbte er von seinen Eltern Michael und Carola Hartweg. Beide profilierten sich als ambitionierte Triathleten. Ebenfalls stets wichtig: der Wintersport, insbesondere das Langlaufen und Biathlon. Aber die junge Familie zog wegen Vater Hartwegs Tätigkeit von 2004 bis 2007 nach London. Für Klein Niklas waren Wintersport und seine Liebe zum Schnee fortan auf die Winterferien beschränkt. Seinen Bewegungsdrang stillte er in der britischen Hauptstadt mit Fussball, Skateboarden, Schwimmen, Triathlon und, und, und.
Wieder zurück in der Schweiz begeisterte ihn der Schnee von neuem. «Ich probierte alles aus, was sich auf dem weissen Teppich tun liess», sagt er. Immer stärker rückte Biathlon für den Flachländer aus Wollerau SZ ins Zentrum. Und Niklas Hartweg profilierte sich schnell als Überflieger in der immer stärker prosperierenden Sportart. Seinen Alterskollegen war er leistungsmässig rasch entflogen, er etablierte sich in den höheren Alterskategorien. Nach der Sportmittelschule Engelberg begann er, auf den Sport zu setzen.
Rückschlag vor dem Saisonhöhepunkt
Und jetzt stehen die Weltmeisterschaften in Tschechien und somit der Saisonhöhepunkt an. «Ich habe den Fokus auf diese Titelkämpfe gelegt», sagt Hartweg. Nur gibt es ein Aber. Anfang Dezember zwang ihn eine Viruserkrankung ins Bett, sie kostete Kraft und Energie. «Dieser Rückschlag kam zu einem dummen Zeitpunkt und wirkt bis heute nach», sagt er.
![Niklas Hartweg of Switzerland competes during the men's 15 km mass start race at the IBU Biathlon World Cup, on Sunday, December 17, 2023, in Lenzerheide, Switzerland. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)](https://cdn.unitycms.io/images/6Kfo-yNPaJv8gEaBZFStTE.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=JLM-jj3AFKA)
Das Gefühl vom «weit Zurückliegen» verzieht sich aber immer stärker. Die Formkurve zeigt in die gewünschte Richtung. Und bei seinem besten Rennen im Weltcup, dem achten Rang in Ruhpolding Mitte Januar, erkannte Hartweg Erfreuliches: Vor einem Jahr reichte es ihm gleichenorts mit einem fehlerlosen Schiessen zu Platz 10; nun belegte er mit einem Fehler Position 8. Sein Optimismus hinsichtlich WM ist daher zurück. «Ich will ums Podest laufen», sagt er zum einen. Gleichzeitig relativiert er: «Ich benötigte noch Rennen.» Gut möglich daher, dass sich die WM zu einem Steigerungslauf entwickelt.
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