Neues Gymnasium in Wädenswil startet Mitte 2020
Das linke Zürichseeufer erhält eine kantonale Mittelschule: Der Kantonsrat hat am Montag dem Standort Wädenswil klar zugestimmt – wegen steigender Schülerzahlen und voller S-Bahnen.
Der Zürcher Kantonsrat will den Bildungsstandort Wädenswil stärken. An der Sitzung von Montag stimmte das Parlament sowohl dem Standort der neuen Kantonsschule in der Au als auch zwei Krediten für den Ausbau des Campus Reidbach der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) einstimmig zu.
Während die Tatsache, dass es am linken Seeufer ein Gymnasium braucht umbestritten ist, gab der Standort der neuen Schule auch am Montag noch zu Reden. Diese wird auf dem ehemaligen Alcatel-Areal unweit des Bahnhofs Au enstehen. Die Kantonsschule soll laut Angaben der Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) bereits im Schuljahr 2020 seinen Betrieb in einem Provisorium aufnehmen.
Kritik am Provisorium
«Auch für das Provisorium sind die Bedingungen ideal», sagte Jacqueline Peter (SP, Zürich), Präsidentin der Kommission für Bildung und Kultur. «In der Nähe des Au-Parks gibt es ein verfügbares Gebäude, dass vormals als Militärschule genutzt wurde.» Es könne gemietet werden und bedürfe keiner grossen Anpassungen. «Es ist überdies sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.»
Ganz anders sieht das Horgner Kantonsrat Rico Brazerol (BDP). Vom Bahnhof Au zum geplanten Provisorium müsse man 80 Höhenmeter bewältigen und brauche ungefähr 16 Minuten zu Fuss. In der Endauswahl hatte sich der Au-Park in Wädenswil gegen zwei mögliche Standorte in der Nachbargemeinde Horgen durchgesetzt. Als zu teuer beurteilte der Regierungsrat das Grob-Areal in Horgen. Die Alternative in der Allmend galt als verkehrstechnisch ungünstig, da die Schüler am Bahnhof Horgen auf einen Bus umsteigen müssten.
Auch zum Provisorium an der Steinacherstrasse 101 würden die Schüler mit dem Bus fahren, ist Brazerol überzeugt. Bevor das neue Gymnasium fertig gebaut sei, werde dieses den Betrieb während sechs bis acht Jahren aufnehmen. «Wir haben freie Schulwahl und ich persönlich würde dort nicht in die Schule gehen wollen», sagte Brazerol nach der Sitzung gegenüber der ZSZ. Brazerol war einer der Initiaten des gescheiterten Projekts Campus Allmend, welches mehrere Gebäuden für die Bereiche Bildung, Sport, Freizeit und Kultur vorsah und eng mit dem Gymnasium verknüpft war.
Sportanlage realisieren
Der Horgner warnte auch davor, dass sich das Projekt unendlich in die Länge ziehen könne. «Dass der Kanton nicht gerade in einem rekordverdächtigem Tempo baut, ist die eine Sache», sagte er im Kantonsrat. «Das Referendum, welches gegen das Projekt angekündigt ist, wird das Ganze zusätzlich bremsen.»
Die Interessengemeinschaft Wädi Au verlangt, dass weniger hoch und dicht gebaut wird. «Wenn die Stadt und Investoren nicht auf die Bevölkerung eingehen, wird es zum Referendum kommen», zeigte sich Brazerol gegenüber der ZSZ überzeugt. Er sprach zudem von einer zweiten IG, die bereits in der Gründung sei. «Es wird ein Areal bebaut in der Industriezone, das einfach so ohne Schule, nicht zu Wohnungen kommen würde», sagte Edith Häusler (Grüne, Kilchberg) und warf damit indirekt die Frage auf, ob das Gymnasium nur Mittel zum Zweck sei.
«Dass insbesondere in Horgen die Emotionen hoch kommen ist verständlich», entgegnete Philipp Kutter (CVP), Kantonsrat und Stadtpräsident von Wädenswil, im Gremium. Der Au-Park – direkt am Bahnhof gelegen – sei aber ein nahezu idealer Standort für eine Kantonsschule. Aus kommunaler Sicht sei er sich bewusst, dass noch einige Hausaufgaben zu erledigen wären. «Die Kantonsschule wird den Bildungsstandort Wädenswil aber stärken und positive Impulse für den Ortsteil Au bringen», sagte Kutter.
Von der Entwicklung werde die ganze Bevölkerung profitieren. «Die Stadt diskutiert seit längerem über eine neue Sporthalle auf der benachbarten Schulanlage Ort, aber bisher war umstritten ob der Bedarf wirklich vorhanden ist.» Dank der Kantonsschule sei die Sporthalle nun politisch und finanziell tragfähig. «Der Stadtrat hat sich bereit erklärt diese zu erstellen und dem Kanton zur Mitnutzung zu vermieten.»
Referendum abwarten
Auf ein allfälliges Referendum angesprochen zeigte sich Kutter gelassen. «Wir müssen erstmal abwarten, ob es überhaupt eines gibt», sagte er gegenüber der ZSZ. Er sei aber überzeugt, dass das Projekt auch vor dem Volk gute Chancen hätte.
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