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Neues Angebot
Die Spitex Zürichsee ist nun auch zum Plaudern da

Leben im Betagtenheim Zollikofen. Alt werden. Alt sein. Alter in der Schweiz.Pflege. Einsamkeit. © Daniel Fuchs / fu
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Eine Geschichte vorlesen, zusammen backen oder auch die Fenster putzen. Das sind einige Beispiele von Tätigkeiten, welche die Spitex Zürichsee ihren Kundinnen und Kunden in den Gemeinden Herrliberg, Männedorf, Meilen und Uetikon seit September anbietet. Das Angebot mit dem Namen «Spitex++» soll pflegende und betreuende Angehörige entlasten und unterstützen.

Die Leistungen des neuen Angebots sind dabei breit gefächert. Auch die Begleitung zu Arzt- oder Coiffeurterminen, gemeinsame Ausflüge ins Kino oder Theater sowie gemeinsame Spaziergänge sind möglich. Grundsätzlich seien fast keine Grenzen gesetzt, sagt Fabienne Stahel, Kommunikationsverantwortliche der Spitex Zürichsee. «Alles, was wir möglich machen können, machen wir auch.»

Zurückbringen, was es einst gab

Das Angebot richtet sich dabei grundsätzlich an alle, die sich Betreuung und Gesellschaft wünschen. «Man muss kein Pflegefall sein, damit jemand von uns kommt, um einen Kaffee zu trinken und zu reden», betont Stahel.

Früher habe die Spitex alle diese Leistungen ebenfalls übernommen. Seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes, das 1996 das Kranken- und Unfallversicherungsgesetz ablöste, bezahlen die Versicherungen aber nur noch die Kosten für die Pflege, die Betreuungsaspekte wurden gestrichen. «Das Bedürfnis nach Gesellschaft ist aber oft schon da, bevor ein Pflegebedarf besteht.» Man wolle daher zurückbringen, was es früher bereits gab. Bezahlen müssen die Kundinnen und Kunden diese Leistungen jedoch selber.

Konkurrenz von Privaten

Die Spitex Zürichsee ist nicht die einzige Organisation in der Region mit einem solchen Angebot. Die Spitex Horgen-Oberrieden bietet unter dem Namen «Spitex Plus» ähnliche Leistungen an. Auch die Spitex Zimmerberg – die neben Adliswil, Kilchberg, Rüschlikon und Thalwil ab dem neuen Jahr ebenfalls für Langnau zuständig ist – sowie die Spitex Pfannenstiel (Zumikon und Oetwil) verfügen über vergleichbare Angebote.

Einen Unterschied zu diesen gebe es grundsätzlich nicht, erklärt Fabienne Stahel. Die Spitex Zürichsee will sich denn auch nicht von den anderen abheben, sondern verhindern, dass die Kundinnen und Kunden zu privaten Spitex-Organisationen abwandern. Diese böten schon länger Betreuung über die Pflege hinaus an. «Wir wollen da auch dabei sein und nicht nur die Kunden mit Pflegebedarf behalten.»

Einsatz muss zwei Stunden dauern

Das hat unter anderem finanzielle Gründe. Als öffentliche Organisation sei die Spitex Zürichsee verpflichtet, wirtschaftlich zu sein, erklärt Stahel. Gleichzeitig gilt für sie aber eine Versorgungspflicht. Das bedeutet, öffentliche Spitex-Organisationen müssen im Gegensatz zu privaten Anbietern jeden Pflegeeinsatz übernehmen, auch wenn der Einsatzort weit entfernt ist und es sich nur um wenige Minuten handelt.

Solche Einsätze bringen jedoch wenig Geld, denn die Reisezeit ist im Verhältnis zur Einsatzzeit sehr hoch, wird aber nicht bezahlt. Private Spitex-Organisationen legen darum oft eine Mindestdauer für ihre Einsätze fest. Für die Leistungen der «Spitex++» kann die Spitex Zürichsee das ebenfalls tun. Diese Mindestdauer liegt bei zwei Stunden.

Der finanzielle Aspekt spiele beim neuen Angebot aber nur eine untergeordnete Rolle. «Uns ist es in erster Linie ein Anliegen, den Menschen zu helfen. Das Angebot bietet zudem die Möglichkeit, dass die Kunden von der Betreuung vor dem Pflegebedarf bis zur ambulanten Pflege alles aus einer Hand erhalten», erläutert Stahel.

Studierende einsetzen

Doch wie stemmt die Spitex Zürichsee dieses zusätzliche Angebot? Schliesslich kämpft sie mit Fachkräftemangel und hat deshalb vor rund eineinhalb Jahren die Löhne erhöht. Fabienne Stahel sagt, die Organisation sei nach wie vor vom Fachkräftemangel betroffen. «Aber im Betreuungsbereich braucht es keine Ausbildung in der Pflege.» Das mache es einfacher, Leute zu finden.

Wichtig seien Empathie und die Freude, Menschen zu unterstützen. Es helfe auch, wenn jemand Erfahrungen als Hausfrau oder -mann habe. Die Arbeit eigne sich ebenfalls für Studierende, die Interesse daran hätten, ein paar Stunden pro Woche Menschen Gesellschaft zu leisten. Die Spitex Zürichsee werde darum vielleicht auch in Universitäten Jobinserate aushängen – mit dem Ziel, eine Leistung anbieten zu können, die früher Standard war.