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Plötzlich ist der FCZ-Trainer weg
Sein Telefon klingelte schon vor dem Derby – so lief Henriksens Wechsel nach Mainz

10.02.2024; Zuerich; FUSSBALL SUPER LEAGUE - FC Zuerich - Grasshopper Club Zuerich; 
Trainer Bo Henriksen (Zuerich) 
 (Martin Meienberger/freshfocus)
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Alles wieder anders mit Bo Henriksen und dem FCZ. Alles wieder einmal ganz neu, dieses Mal innert sechs Tagen.

Es war am vergangenen Mittwoch, als der FCZ verkündete, dass Bo Henriksen nur noch bis im Sommer Trainer sei. Der auslaufende Vertrag werde auf Wunsch des Dänen nicht verlängert.

Es war am vergangenen Freitag, als Henriksen verkündete: «Es ist einfach, etwas Neues zu starten, frische Ideen reinzubringen. Aber Dinge gut abzuschliessen, das ist das Schwierigste. Und meine Zeit hier gut abzuschliessen, das ist mein Ziel. Vielleicht stehen wir dann sogar im Cupfinal.»

Und es ist am Dienstagmorgen, als der FCZ verkündet: «Trainerwechsel in die Bundesliga. Bo Henriksen wird per sofort zum 1. FSV Mainz 05 wechseln.»

Der Däne Henriksen, vor einer Woche 49-jährig geworden, wird nun also die Dinge nicht gut abschliessen können in Zürich. Zumindest nicht so, wie er das noch am Freitag erzählt hat.

Er gewann zwar am Samstag mit dem FCZ das Derby gegen GC, beendete mit dem 1:0 die Serie von sieben Spielen ohne Sieg und steht mit seinem Team wieder auf Rang 3. Doch mehr gibt es mit ihm in Zürich nicht mehr zu erleben. Und beim FCZ sollen die bisherigen Assistenztrainer Murat Ural und Umberto Romano die Mannschaft bis zum Saisonende führen – unterstützt von Sportchef Milos Malenovic, der damit seine Machtposition noch stärker ausbaut.

Am Montag fuhr Henriksen nach Mainz, um alles zu regeln

Ob Henriksen schon geahnt hat, dass er bald nach Deutschland wechseln könnte, als er am Freitag redete? Stand er da bereits in Kontakt mit dem Bundesligaclub, der in der Rangliste auf dem vorletzten Platz liegt und seinen Trainer Jan Siewert am Montag entlassen hat? Oder ist alles vom ersten Kontakt bis zur Vertragsunterzeichnung erst nach dem 1:3 der Mainzer am Sonntag in Stuttgart passiert?

Henriksen habe den FC Zürich gebeten, ihn freizustellen und wechseln zu lassen, schreibt der Stadtzürcher Club am Dienstagmorgen in seiner Mitteilung. Über die Auflösungsbedingungen wurde Stillschweigen vereinbart – vermutlich erhält der FCZ eine tiefe Ablösesumme. Und auch zu den zeitlichen Abläufen schreibt der Verein nichts. 

Später gibts aus Deutschland mehr Klarheit. Am Dienstagmorgen hat sich Henriksen in Zürich noch von seiner alten Mannschaft und seinem bisherigen Staff verabschiedet. Nachmittags um 16 Uhr wird er schon an einer Medienkonferenz in der Mainzer Arena vorgestellt. 

Bei Henriksen sitzt Christian Heidel. Und der Sportvorstand sagt auch, wie er den Transfer eingefädelt hat. Zum ersten Mal telefonierte er mit Henriksen am Freitagnachmittag. Vorher hatte Heidel allerdings bereits Kontakt mit Henriksens Agent gehabt. Der Trainer wusste demnach bereits vor dem Freitag vom Mainzer Interesse. Am Montag fuhr er dann zusammen mit seiner Frau und den Kindern nach Deutschland, um die Verhandlungen abzuschliessen und den bis 2026 laufenden Vertrag zu unterzeichnen, der auch für die 2. Liga gültig wäre.  

Der FCZ scheint nicht sehr traurig zu sein

Auf Anfrage dieser Redaktion antwortet FCZ-Präsident Ancillo Canepa, dass er neben der Medienmitteilung keine zusätzlichen Statements zu Henriksens Abgang abgeben wolle. «Nur so viel: Das Ganze verlief ausgesprochen harmonisch.»

Der Satz gibt einen Hinweis darauf, dass beim FC Zürich niemand richtig traurig ist, dass der Fall Henriksen jetzt ganz sicher keine neue Wendung mehr nimmt. Im Spätherbst hatte der Trainer mit seiner Mannschaft die Super League angeführt. Vor Weihnachten bekräftigte die Clubführung, den Vertrag mit Henriksen über den Sommer hinaus verlängern zu wollen. Im Januar hingegen schien es plötzlich grössere Zweifel an der Arbeit des Dänen zu geben. Nicht in erster Linie bei Canepa, sondern beim neuen Sportchef Malenovic, der den Verein seit seiner fixen Anstellung am 1. Oktober 2023 rasend schnell umbaut und sich gerade auch in den Zwischentönen kritisch zur Entwicklung der 1. Mannschaft geäussert hat.

Es hat kaum mehr alles gestimmt zwischen Malenovic und Henriksen. Dennoch hat Henriksen am Freitag überschwänglich über Malenovic gesprochen. «Es war mit Milos vom ersten Moment an ein Vergnügen», sagte er. Und: «Er ist einer der besten Sportdirektoren, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Er hat eine Qualität und ein Netzwerk, wie ich es nie zuvor gesehen habe. Er wird für diesen Club fantastische Sachen machen.» Im Nachhinein hört sich das wie eine Abschlussrede an. Wie das gute Ende, das Henriksen so wichtig ist. 

Henriksen hat den FCZ im Oktober 2022 auf dem letzten Platz der Super League übernommen und nach oben geführt. Nun startet er auch am neuen Ort mit tief verunsicherten Spielern, die sofort Hilfe brauchen. Elfmal in Serie hat Mainz nicht mehr gewonnen.

«Wir wollten einen Trainer, der Wirbel reinbringt»

Die Mainzer Clubführung erhofft sich vom Trainer wesentliche Impulse. Sportvorstand Heidel redet von einem sehr emotionalen, offenen und meinungsstarken Charakter mit unglaublicher Energie, «wir wollten einen Trainer, der etwas Wirbel reinbringt». Und Henriksen eröffnet zwar seine Rede mit einigen Sätzen auf Deutsch, das er sehr gut versteht, spricht dann aber bald und wie in der Schweiz nur noch Englisch. 

Es gehe nicht anders, sagt er, er könne zu wenig gut Deutsch, um authentisch rüberzukommen. Und das sei ihm das Wichtigste: authentisch sein. Dann redet er. Minutenlang. Wortreich. Energiegeladen. Und wahnsinnig optimistisch. «Happy Bo» eben, wie zu seinen besten Zürcher Zeiten.