Neue OldtimerDiese Autos werden 2025 zu Klassikern
Wie doch die Zeit vergeht! Im kommenden Jahr können viele Autos als Oldtimer zugelassen werden, die noch gar nicht so alt wirken.

«Steigen Sie ein in den neuen Range Rover, in einen Klassiker, der Zeit und Raum hinter sich lässt», warb die 1995 noch im BMW-Konzern beheimatete Marke Land Rover für die Neuauflage ihres Bestsellers – und erklärte damit en passant, was den Reiz eines Oldtimers ausmacht. Und so wächst die Zahl der mindestens 30 Jahre alten Fahrzeuge weiter an – aktuell sind in der Schweiz rund 180’000 Oldtimer gemeldet. Zeitkapseln, die als technisches Kulturgut einige Privilegien geniessen, sofern ein Gutachten den weitgehend originalen und guten Erhaltungszustand des Klassikers bescheinigt.
Wer 2025 einen Oldtimer kaufen will, hat die süsse Qual der Wahl zwischen rund 80 Neuzugängen, die so bunt sind wie das Jahr 1995, das sie hervorgebracht hat. Von aufregenden Premieren wie dem Mercedes E-Klasse (W210) mit 4-Augen-Gesicht über konservative Stufenhecks in Form von Mitsubishi Carisma, Volvo S40 oder VW Polo Classic bis Familien-Vans wie VW Sharan, Ford Galaxy und Seat Alhambra war alles dabei. Vor allem aber waren es fröhliche Sonnenflitzer, vom Fiat Barchetta bis zum Aston Martin DB7 Volante, die 1995 für Aufsehen sorgten.
Viele Spassflitzer
In diesem Jahr ging James Bond nach ungewöhnlich langer, sechsjähriger Pause wieder in einem Kinoabenteuer auf Schurkenjagd, erstmals mit Pierce Brosnan in der Rolle des Geheimagenten 007. Für BMW die Chance zu einem Coup, wie es ihn so noch nie gab: Der neue Roadster BMW Z3 feierte im Blockbuster «Golden Eye» seine Weltpremiere, natürlich nachgeschärft durch Waffensysteme aus der Werkstatt von Q.

Der Z3 avancierte für BMW zum Bestseller – ob 007 die Karriere dieses 4-Zylinder-Senkrechtstarters (sechs Zylinder folgten verzögert) befeuerte, lässt sich kaum klären. Jedenfalls lieferte der Roadster exakt das, was der Zeitgeist seit dem 1989 eingeführten Mazda MX-5 liebte: Erschwingliche Spassautos, am besten in Retrodesign oder technischer Tradition – der Z3 zitierte Details des BMW 507 aus frühen Wirtschaftswunderjahren, die Elise von Lotus den leichten Purismus der 1950er und der Fiat Barchetta das italienische Spider-Erbe, das alles kombiniert mit Sommerfeeling und Sportsgeist.

Dagegen feierte der offene Ferrari F50 ein halbes Jahrhundert Strassenrennwagen im Zeichen des Cavallino Rampante, der Plymouth Prowler würdigte die Hot Rods der 1930er, der MGF übertrug die Agilität des MGB aus dem Britannien der Swinging Sixties in die Mittelmotor-verliebte Zeit des Millenniumwechsels. Der Porsche 911 Turbo (993) zelebrierte mit zwei Turboladern (300 kW/408 PS) plus Allradantrieb einen neuen Leistungszenit, seit 20 Jahre zuvor der erste Porsche Turbo die Ära aufgeladener Supercars eingeleitet hatte. Und der Lamborghini Diablo VT bewies mit V12-Power, dass auch Sant’Agata Bolognese offene Boliden baut, die mit dem Wind um die Wette fahren.
Sportwagen sind immer gefragt
Deutsche Sportler machten 1995 positive Schlagzeilen: Michael Schumacher fuhr zum zweiten Formel-1-WM-Titel, Boris Becker wurde neuer ATP-Weltmeister, Franziska van Almsick fünffache Schwimm-Europameisterin, und der deutsche Fussball-Nationalspieler und Weltmeister von 1990 Jürgen Klinsmann wurde in England zum Spieler des Jahres gewählt. Und das ikonische Audi TT Coupé debütierte als schon seriennahes Concept auf der IAA 1995.

In der Messehalle gleich nebenan überraschte der koreanische Newcomer Kia mit einem Roadster-Konzept auf Lotus-Basis, das wenig später in Serie ging, und Ferrari F355 Spider, Honda NSX mit T-Bar-Roof, Pontiac Firebird V6, Renault Mégane Coach (die französische Interpretation eines kompakten Familien-Coupés) sowie der revolutionär offene Renault Sport Spider ohne Windschutzscheibe, aber mit Helmempfehlung zum Schutz vor Insekten und Steinchen komplettierten die Sportschau.
Im rundlichen Biodesign
Die Leichtigkeit der Sportwagen lenkte den Blick ab von den Krisen jenes Jahres. Darunter die Schrecken des Bosnienkriegs mitten in Europa, das Erdbeben, das die japanischen Millionenstädte Kobe und Osaka verwüstete, oder der Krieg zwischen der Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland. Auch das Überleben des Planeten war Thema: bei der allerersten UNO-Klimakonferenz nach dem Inkrafttreten der Klimarahmenkonvention, eröffnet von der damaligen Bundesumweltministerin Angela Merkel in Berlin. Vertrug sich die Angst vor einem Klimakollaps mit dem Credo «Auto, echt gut!»? Dieser Slogan begrüsste rund eine Million Besucher der IAA 1995. Zu sehen gab es unter anderem den ersten effizienten Benzin-Direkteinspritzer (Mitsubishi Carisma), den seriennahen Smart Fortwo sowie Hybrid- und E-Autos – erste Vertreter eines neuen Trends.

«Ei – Ei – Ei: der neue Sharan», warb etwa Volkswagen und zeigte den Van in Eiform, denn rundliches Biodesign war angesagt. Auch Chryslers grosser Voyager (Werbeslogan: «Noch besser als das Original von 1984») folgte dem Trend, ebenso die gerundeten Cityflitzer Ford Fiesta, Mazda 121 und Lancia Y (Werbespruch: «Die Antipoden der Norm»), während der kompakte Nissan Almera und der Ford Scorpio die Grenzen der Eiform ausloteten. Als neue Familienautos fungierten neben Vans (Honda CR-V, Toyota RAV4 Fünftürer) und frühen SUV sowie Kombis noch immer klassische Fünf- und Viertürer, wie ein Novitätenreigen zeigte vom Alfa 146 über BMW 5er (E39), Fiat Bravo und Brava, Nissan Maxima, Opel Vectra, Peugeot 406 bis zum Rover 400.
Helden des Alltags
Nicht zu vergessen die kleinen, braven Alltagsgeräte Honda Civic, Peugeot 306 Stufenheck, Kia Sephia, Subaru Justy oder Suzuki Swift, denen man ihr Alter bis heute ebenso wenig anmerkt wie dem Sound einiger Megahits des Jahres 1995. Vangelis mit «Conquest of Paradise» sowie «Wish You Were Here» von Rednex etwa und natürlich Elton Johns «Circle of Life», bekannter Song aus «Der König der Löwen», diesem erfolgreichsten Zeichentrickfilm aller Zeiten und scheinbar ewig populären Musical.

Und am Rande noch ein Kapitel Kulturgeschichte: Ab 1995 galt auf Inlandflügen der Lufthansa ein Rauchverbot, auch die skandinavische SAS bekämpfte den blauen Dunst in ihren Fliegern. Zeitgleich entfernte der schwedische Autobauer Saab für erste Märkte den Aschenbecher aus seinem neuen Modell 900 – und wurde in Schweden prompt mit einem Preis für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ausgezeichnet. Das Überleben seiner Autosparte konnte Saab so nicht sichern, aber als Klassiker finden die Turbos und Cabrios aus Trollhättan auch im Jahr 2025 ihre Fans. So wie fast alle neuen Oldtimer von insgesamt über 40 Marken.
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