Erstmals Zahlen zur NutzungWas auf Netflix am meisten geschaut wird
Der Streamingdienst veröffentlicht einen detaillierten Bericht zu über 18’000 Titeln. Diese lange Liste ist mit Vorsicht zu geniessen.
Netflix hat einen ausführlichen Bericht veröffentlicht, was die Abonnentinnen und Abonnenten des Streamingdienstes daheim auf der Couch so treiben. Früher war die Firma eine Blackbox, was das Verhalten ihrer User angeht. Zahlen wurden streng geheim gehalten. Seit zwei Jahren lockert Netflix aber seine Kommunikationspolitik und veröffentlicht unter anderem Top-Ten-Listen, jeweils für Filme und Serien, auch aufgeschlüsselt nach einzelnen Ländern.
Der nächste Schritt zu mehr Einsicht ins Innenleben des Streamers ist nun der «What We Watched»-Report, dessen erste Ausgabe Netflix am Dienstag veröffentlichte und der künftig halbjährlich erscheinen soll. Dabei handelt es sich um eine sehr lange Excel-Tabelle mit Zahlen zu über 18’000 Netflix-Titeln.
Man erfährt, ob die jeweilige Sendung weltweit verfügbar ist oder nur in bestimmten Territorien, wann das Premierendatum war und vor allem: Wie viele Stunden die Sendung insgesamt gestreamt wurde.
Nur Daten aus dem ersten Halbjahr
Bitte nicht erschrecken, wenn die Titel auf den vordersten Plätzen nur ein erstauntes Kopfkratzen auslösen: Die Top drei bestehen aus den Serien «The Night Agent» (Staffel 1, über 812 Millionen Stunden), «Ginny & Georgia» (Staffel 2, über 665 Millionen Stunden) und «The Glory» (Staffel 1, über 622 Millionen Stunden). Solche Zahlen belegen einerseits natürlich, dass die genannten Shows weltweit überdurchschnittlich gut liefen und garantiert weitere Staffeln bekommen. Andererseits muss man sie streng einordnen, denn aussagekräftig sind sie nur bedingt.
Der erste «What We Watched»-Report zeigt das Nutzungsverhalten der Netflix-Kundschaft zwischen Januar und Juni 2023. Das bedeutet, dass er lediglich ein Ausschnitt ist (die aktuelle «The Crown»-Staffel fehlt zum Beispiel, weil sie erst im November anlief) und nicht dafür geeignet, zu sehen, was insgesamt auf Netflix am erfolgreichsten läuft.
Serien stellen Filme in den Schatten
Ein Beispiel: Die Serie «Wednesday», ein Remake der Addams Family, ist eigentlich der erfolgreichste englischsprachige Titel der bisherigen Netflix-Geschichte. Da sie aber schon ein paar Monate vor dem Zeitraum, den der Bericht abdeckt, Premiere hatte, steht sie hier nur auf Platz vier. Denn die Streamingzahlen sind unmittelbar nach der Premiere in der Regel am höchsten.
Zum Vergleichen einzelner Sendungen ist der Report also nur bedingt geeignet. Das liegt auch daran, dass die Sendungen völlig unterschiedliche Laufzeiten haben. Eine Serie mit zehn Folgen ist viel länger als ein einzelner Spielfilm, weshalb Filme in dem neuen Ranking immer schlechter abschneiden werden, was die Gesamtzahl der gesehenen Stunden angeht.
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Trotzdem kann man aus den Zahlen einiges herauslesen, was Netflix bislang nie so deutlich öffentlich gemacht hat. Da wäre etwa das Verhältnis zwischen Netflix-Originalen und lizenzierten Titeln, weil der Streamingdienst neben seinen Eigenproduktionen immer noch kräftig von anderen Anbietern einkauft.
Laut einer Präsentation, die Netflix anlässlich der «What We Watched»-Veröffentlichung auf Youtube gestellt hat, sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer im ersten Halbjahr 2023 zu 55 Prozent Netflix-Originale und zu 45 Prozent erworbene Titel. Das zeigt, dass der Streamingdienst trotz seiner aggressiven (und immens teuren) Eigenproduktionsstrategie weiterhin auf andere Studios und Produktionsfirmen angewiesen ist.
«Breaking Bad» ist nach wie vor beliebt
Ebenfalls interessant ist, dass ältere Titel einen grossen Anteil am Gesamt-Streamingvolumen haben. Der deutsche Netflix-Film und Oscargewinner «Im Westen nichts Neues», der bereits im Oktober 2022 online ging, wird immer noch bestens geklickt. Auch noch viel ältere, zugekaufte Titel wie die Serie «Breaking Bad» bescheren Netflix hohe Klickzahlen.
Eine weitere Lehre des Reports: Nicht englischsprachige Eigenproduktionen (wie zum Beispiel die deutsche Netflix-Serie «Die Kaiserin») sind längst eine tragende Säule im Erfolg des Streamingdienstes. Sie machen 30 Prozent aller Netflix-Nutzungsstunden aus.
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