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Stand-up-Comedy
Ihre Witze tun wirklich allen weh

Seit Jahren im New Yorker Comedy-Untergrund und jetzt mit eigenem Netflix-Special: Adrienne Iapalucci.
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«Die Ukraine ist wie Amerikas Stiefkind, aber Israel ist unser echtes Kind, und das würde Palästina zu Amerikas trans Kind machen. Warum? Diese existieren, aber wir wollen nicht über sie sprechen.»

Jetzt müssen Sie wahrscheinlich erst einmal überlegen, ob das lustig ist und, falls ja, über wen hier gelacht wird. Über die USA? Israel? Palästina? Transmenschen?

Willkommen in der Welt der Stand-up-Komikerin Adrienne Iapalucci. Wer immer noch nicht richtig weiss, ob er das witzig finden soll – Iapalucci fährt so fort: «Vielleicht sollten wir die Palästinenser auf dieselbe Weise beruhigen, wie wir es mit den Ureinwohnern der USA gemacht haben: ihnen Kasinos hinstellen.»

Bam! Das tut weh, das ist fies, das geht eigentlich nicht. Weitere Themen in ihrem Programm: Rassismus, Feminismus, Jeffrey Epstein und andere Pädophile, 9/11-Opfer, Abtreibungen oder Schulmassaker. Aber auch die Unterschiede zwischen den Vaginen von Rassehündinnen und Streunerinnen behandelt Iapalucci. Dinge also, die gesellschaftliche Normen, politische Korrektheit oder den guten Geschmack infrage stellen. Das ist lustig, aber oft so böse, dass man nicht lachen muss, sondern fasziniert hinguckt und denkt: Was hat sie grad gesagt?!

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Natürlich ist Iapalucci nicht die erste Komikerin, die der sogenannten Offensive Comedy frönt, welche das Publikum an der Grenze zwischen Humor und Anstössigkeit herausfordert, anstatt es nur zu unterhalten: Denke ich nicht auch ein bisschen so über Transmenschen – würde es aber niemals öffentlich bekunden?

Bloss: Seit der gesellschaftliche Kulturkampf grassiert, haben sich die Vertreter der Offensive Comedy brav auf die beiden Seiten eingereiht. Hier die woken Vertreter wie John Oliver oder Trevor Noah. Auf der anderen Seite Komiker wie Ricky Gervais oder Dave Chappele, die ihnen Paroli bieten. Resultat: Die meisten spielen nur noch für ihre eigene Bubble. Das macht ihre Witze erwartbar.

Adrienne Iapalucci, Bühnenname «The Dark Queen», hat sich nicht eingereiht, im Gegenteil. Die 39-Jährige schiesst auf alle politischen Seiten und demontiert ideologische Blasen links wie rechts. Sie ist quasi post Kulturkampf. Mit minimaler Mimik und monotoner Stimme bietet sie das, was gute Comedy schon immer geboten hat – und was die Welt besonders in Zeiten von Polarisierung dringend braucht: einen Ort, wo Dinge gesagt werden, die man nicht sagen sollte. Um sich zu amüsieren, aber auch um sie zu hören und weniger Angst vor ihnen und voreinander zu haben.

«Adrienne Iapalucci: The Dark Queen», auf Netflix.