Stürmer Nestory IrankundaEr kam von Bayern zu GC, jetzt begeistert er in der Super League
Er ist erst 19, hat aber eine bewegte Geschichte. Bevor der Australier im Sommer zu Bayern München zurückkehrt, will er mit den Grasshoppers die erneute Barrage verhindern.

- Nestory Irankunda ist seit Januar in Zürich und begeistert in der Super League.
- Seine Eltern flüchteten einst aus Burundi nach Tansania und von dort weiter nach Australien.
- Er sagt, er verdanke der Familie alles, seine Brüder hätten ihren Traum für seinen geopfert.
Wenn Nestory Irankunda Tore schiesst, bejubelt er sie meistens mit einem Salto. Ein spektakulärer Jubel eines spektakulären Spielers. Macht er seit seiner Kindheit so, gelernt ist gelernt, seine grossen Brüder haben es ihm beigebracht.
In seiner Karriere wirbelte Irankunda vor allem in Australien und ein paarmal in Deutschland durch die Lüfte. In der Super League ist er noch torlos, begeistert aber trotzdem. Zehn Einsätze für die Grasshoppers, drei Assists – und drei herausgeholte Penaltys.
Der 19-Jährige überfordert Gegner mit seinem Tempo, er hat das Zeug, zu einer Attraktion dieser Liga zu werden. Manchmal ist er das schon.
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Irankunda kam im Winter von Bayern München. Bei den Profis spielte der Australier nie, im zweiten Team sammelte er in 15 Einsätzen aber acht Skorerpunkte. Sein Transfer nach Zürich ist das Ergebnis einer Partnerschaft, die GC über seinen Besitzer, den Los Angeles FC, mit den Bayern pflegt. Irankunda soll im Schweizer Profifussball wachsen und dann wieder zurückkehren.
Hier zeigt sich auch die Schwäche dieses Systems. GC hat keine Kaufoption für Irankunda. Ein Verbleib in der Schweiz ist kaum denkbar, auch wenn er sagt, er könne sich das vorstellen, sollte sich die Option ergeben. Auch der 19-jährige Amerikaner Grayson Dettoni, noch ohne Einsatz bei GC, geht im Sommer zurück nach München.
Trainer Oral lobt Irankundas «gesunde Arroganz»
Diese Abgänge sind aber noch einige Wochen weg, darum geniessen die Grasshoppers für den Moment diesen Spektakelspieler in ihren Reihen. Trainer Tomas Oral sagt: «Er hat eine gesunde Arroganz, weil er weiss, dass er ein besonderer Spieler sein möchte.» Er sei auch «ein super Junge mit einer positiven Ausstrahlung».

Etwas später sitzt dieser Irankunda selbst da, um von sich zu erzählen. Platz genommen hat er in einem Raum im schmucken neuen GC-Hauptsitz in der Zürcher Altstadt. Hier arbeiten bald alle aus dem Club, die nicht direkt in den Sport involviert sind. Zurück zur Basis, dorthin, wo noch immer die meisten Saisonkarteninhaber des Clubs leben, das ist die Devise. Irankunda ist der erste GC-Spieler, der in den neuen Räumlichkeiten ein Interview gibt. «Wusste ich nicht», sagt er, es sei ihm aber eine Ehre.
Der Anspruch aber ist: Bayern. Weltclub. Irankunda befindet sich auf einem steilen Aufstieg, mit GC als Zwischenstopp. Sein erstes Tor bei den Profis schoss er als 15-jähriger Schüler – per direktem Freistoss. Noch bevor er die australische Küstenstadt Adelaide verliess, um sich den Bayern anzuschliessen, gelang ihm sein erster Hattrick. Bayern bezahlte drei Millionen Euro für ihn, er ist fünffacher Nationalspieler Australiens.
Es könnten auch drei Irankundas Profi sein
Der Weg zum sportlichen Ruhm war bei ihm aber nie vorgegeben. Seine Eltern stammen aus Burundi, im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts war das kleine Land im Herzen Afrikas geplagt von Aufständen, Putschen und ethnischen Konflikten. Irankundas Eltern flüchteten nach Tansania, wo seine Mutter ihn im Februar 2006 in einem Flüchtlingscamp zur Welt brachte.

Bald schon fand die Familie Zuflucht in Australien. Irankunda war drei Monate alt, er kennt die Geschichten aus Burundi und Tansania nur vom Hörensagen, «sie sind manchmal schwer zu ertragen», sagt er. Eine seiner vier Schwestern war schwer krank, seine Eltern verloren einen Sohn, noch bevor Nestory zur Welt kam. «Es ist nicht einfach, zu hören, was sie durchmachen mussten.»
Auch in Australien ist das Leben manchmal schwierig. Irankunda sagt, seine Eltern und seine Geschwister hätten viel für ihn aufgeben müssen. Die zwei älteren Brüder hörten mit Fussball auf, damit sich die Familie die Vereinsbeiträge und Gebühren für den Jüngsten leisten konnte. Er sei dankbar dafür, gerade jetzt, wo es sich langsam auszahle, aber er spüre auch Frust. «Sie waren gute Spieler, es hätte auch drei von uns geben können im Profifussball», sagt er.
Die Parallelen zu Ex-GC-Spieler Mabil
Irankundas Geschichte erinnert an jene von Awer Mabil, der GC im Winter verliess, er spielt heute in der zweiten spanischen Liga. Auch seine Eltern waren Vertriebene, sie stammen aus Südsudan. Mabil kam 1995 in einem Flüchtlingscamp in Kenia zur Welt und verbrachte dort die ersten Jahre seines Lebens.
Mabil, ebenfalls australischer Nationalspieler und einst bei Adelaide unter Vertrag, sei so etwas wie ein Mentor für ihn, sagt Irankunda. Mabil hat Charity-Projekte, spendet immer wieder Fussballschuhe für das Camp, in dem er aufwuchs. Irankunda sagt, auch er wolle ein Fussballer sein, der etwas zurückgebe. Er war noch nie in Burundi und nur kurz in Tansania, aber er trägt die Länder in seinem Herzen.
Momentan liegt der Fokus aber auf GC. Dem Team kommt er als schneller Flügel gerade gelegen, Irankunda macht es variabler und unberechenbarer. Die Zürcher liegen auf Rang 11, haben von den letzten 14 Spielen aber auch nur zwei verloren. Am Sonntag kommt es im Letzigrund zum Derby gegen den FC Zürich. Irankunda wird da wohl von Beginn weg spielen. Und vielleicht wirbelt er ja auch erstmals in der Schweiz durch die Lüfte.
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