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Naturschutz in Zürich
Ein neuer Balkon für die Falken

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Seit wenigen Wochen überragt der Schornstein der ehemaligen Kehrichtverwertungsanlage Josefstrasse die Dächer von Zürich in frischem Rot-Weiss. Nun hat Grün Stadt Zürich auch das bekannte Falkennest herausgeputzt und eine neue Landeplattform für die Greifvögel am Schlot angebracht.

Drei professionelle Industriekletterer führten die aufwendige Arbeit durch. Rund vier Stunden waren dazu insgesamt nötig. Viel Aufwand für ein Vogelnest. Dafür gibt es allerdings auch einen guten Grund: Die Stadt will eine bedrohte Tierart zurückgewinnen.

Grosse Fangemeinde in der Stadt

Seit 1997 existiert der Nistkasten auf dem Hochkamin. Er ist im obersten Bereich des Schlots hinter einem der Fenster angebracht, über welche der Schornstein gewartet werden kann.

Vor acht Jahren installierte die Stadt eine Kamera beim Nistkasten, die seither rund um die Uhr Aufnahmen aus dem Nest ins Netz liefert. «Die Bevölkerung verfolgt das Geschehen dort mit grosser Aufmerksamkeit», sagt Max Ruckstuhl, Fachbereichsleiter Naturschutz bei Grün Stadt Zürich. Die Falkenfamilien hätten eine richtige Fangemeinde. «Einige haben den Tieren sogar Namen gegeben.»

Erste Besuche auf dem Falkenbrett: Ein Turmfalke inspiziert am 27. November den Nistplatz bei der Josefwiese.

Die Nisthilfe wurde eingerichtet, als vor rund 30 Jahren plötzlich wieder Wanderfalken in Zürich aufgetaucht sind. In den 50er-Jahren ging die Population dieser Greifvögel so stark zurück, dass sie in der Schweiz fast ausgestorben waren.

Grund für diese Entwicklung war das Insektizid DDT, das man damals flächendeckend einsetzte. «Die Falken nahmen über ihre Beutetiere das Insektizid auf, was zur Folge hatte, dass die Eierschalen ihrer Gelege zu dünn wurden und es keine Nachkommen gab», erklärt Ruckstuhl.

Nistplätze auf drei Schornsteinen der Stadt

Erst mit dem Verbot von DDT ging es mit der Population wieder aufwärts. «Als wir ein Wanderfalkenpaar bei uns entdeckten, suchten wir nach Standorten, welche die Tiere als Nistplätze nutzen konnten», sagt Ruckstuhl.

Die Wahl fiel auf die Schornsteine an der Josefstrasse, der Kehrichtverwertungsanlage Hagenholz und im Heizkraftwerk Aubrugg. Wanderfalken brüten üblicherweise an Felswänden. Die hohen Türme kommen dem gemäss Ruckstuhl am nächsten.

Wanderfalke, Wander-Falke Falco peregrinus, sitzt auf einer Klippe, Grossbritannien, Wales, Pembrokeshire peregrine falcon Falco peregrinus, perching on a cliff, United Kingdom, Wales, Pembrokeshire BLWS630444 *** Peregrine Falcon Falco peregrinus , sitting on a cliff, United Kingdom, Wales, Pembrokeshire peregrine falcon Falco peregrinus , perching on a cliff, United Kingdom, Wales, Pembrokeshire BLWS630444 Copyright: xblickwinkel/W.xPattynx

Die Tiere bekamen so nicht nur passende Brutplätze in der Stadt: Im Siedlungsgebiet von Zürich gibt es auch genügend Nahrung. Vor allem Tauben. Doch gerade diese wurden für die Wanderfalken erneut zum Verhängnis.

Falkenweibchen fällt vor laufender Kamera tot um

In der ganzen Schweiz fand man ab 2010 tote Wanderfalken. Die Häufung der Fälle war so ungewöhnlich, dass man die toten Tiere untersuchte und feststellte, dass sie vergiftet worden waren. In Zürich fiel ein Wanderfalkenweibchen 2011 sogar vor laufender Kamera tot um, als es seinen Jungen eine Taube verfüttern wollte.

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«Die Taube wurde von einem Züchter vergiftet», sagt Ruckstuhl. «Die Jungen blieben einzig deshalb verschont, weil sie die vergiftete Taube nicht selbst fressen konnten: Die Mutter hätte ihnen dabei helfen müssen.» Die Jungvögel konnten damals in der Greifvogelstation Berg am Irchel grossgezogen werden.

Wie sich später herausstellte, hatte der Taubenzüchter sogenannte Kamikaze-Tauben eingesetzt: Tauben, die er mit Pflanzengift präparierte und als Köder freigelassen hatte. Der Züchter wurde 2016 überführt.

Warten auf ein Männchen

Seit diesem Vorfall brütete gemäss Ruckstuhl kein Wanderfalkenpaar mehr an der Josefstrasse. Dafür bewohnten fast jedes Jahr seine Artgenossen, die Turmfalken, den Nistkasten. «Wir geben die Hoffnung aber nicht auf, dass sie wiederkommen werden.»

Ein Wanderfalke Weibchen wohnt an der Josefstrasse in Zürich. Erstmals seit Jahren. Vorher waren es Turmfalken.

Sollte es so weit sein, komme es wohl zu einem Revierkampf zwischen den beiden Falkenarten. Das sei vor etwa zwei Jahren auch der Fall gewesen, erinnert sich Ruckstuhl. «Damals verteidigte ein Wanderfalkenweibchen den Nistplatz erfolgreich gegen ein Turmfalkenpaar. Am Ende gab es gar kein Gelege, weil kein Wanderfalkenmännchen aufgetaucht ist.»

Gross würde die Population allerdings nicht werden. «In Zürich gibt es maximal Platz für zwei bis drei Paare», sagt der Fachmann. Sie brauchen viel Platz, ihre Reviere sind zwischen 50 und 100 Quadratkilometer gross. «Neben jenem bei der Josefwiese hat es noch ein mögliches Revier in Schwamendingen und allenfalls noch im Bereich der Fallätsche am Uetliberg. Damit hat es sich aber.»

Ob sich wieder ein Wanderfalkenpaar in Zürich einnisten wird, dürfte sich in den nächsten Wochen weisen. Die seltenen Greifvögel sind derzeit auf der Suche nach ihrem nächsten Brutplatz.