Gegensätzliches ZSC-TraumduoWie der Fels mit Zahnlücke dem zappeligen Teenager hilft
Derek Grant (33) und Vinzenz Rohrer (19) harmonieren immer besser und könnten im Playoff zum entscheidenden Faktor werden. Gerade weil sie so unterschiedlich sind – als Mensch und Spieler.
Derek Grant und Vinzenz Rohrer könnten unterschiedlicher kaum sein. Das ist gerade das Geheimnis ihrer besonderen Beziehung. Der 33-jährige Kanadier hat im Eishockey fast alles erlebt, was man erleben kann. Er spielte zehn Jahre in der NHL für sieben verschiedene Clubs und hat in Zürich ein neues Kapitel aufgeschlagen. Das vielleicht letzte seiner Karriere. Der 19-jährige Österreicher hat grosse Träume und fast alles noch vor sich.
Auch optisch unterscheiden sie sich markant. Hier der 1,91-Meter-Hüne mit der markanten Zahnlücke, da der 1,78 Meter grosse, feingliedrige Teenager mit dem Lockenkopf und dem jugendlichen Gesicht. Wenn Grant auf dem Eis herumkurvt, strahlt er die Ruhe eines NHL-Routiniers aus. Und wenn ihn jemand an der Bande wegdrücken will, wirkt es, als rüttle der an einem Fels. Rohrer braust in jedem Einsatz in maximalem Tempo herum und fliegt manchmal spektakulär durch die Luft, wenn er von einem Check erwischt wird.
«Nichts passiert», sagt er am Samstag spät nach dem 3:1 über Lausanne, als ihm das wieder einmal passiert ist. «Ich sah den Check kommen.» Dabei schmunzelt er spitzbübisch. Rohrer und Grant beweisen an diesem Wochenende, an dem sich die ZSC Lions mit fünf Punkten an der Spitze absetzen, wieder einmal ihren Wert fürs Team. Der Kanadier schiesst in beiden Spielen ein Tor, Rohrer verwertet am Freitag beim 3:2 nach Penaltys gegen Ajoie beide Versuche und trifft gegen Lausanne zum frühen 1:0.
Die nominell dritte Reihe mit den ungleichen Sturmpartnern wird immer besser und könnte zum entscheidenden Faktor im Playoff werden. Coach Marc Crawford würfelte die Linien in dieser Saison lange immer wieder durcheinander. Doch Rohrer und Grant spielten fast immer zusammen. Weil sie sich so gut ergänzen. Und weil sie einander guttun. Grant mag die Energie und den Ehrgeiz des jungen Österreichers. Rohrer schaut zum weit gereisten Kanadier hoch und schwärmt von dessen Lockerheit.
«Grant ist für mich der bestmögliche Mitspieler», sagt er. «Nicht nur vom Spielertyp her, sondern generell von seiner Art. Er ist immer so relaxed, und das ist genial für mich, da ich oft ein bisschen überdreht bin.»
Der Kanadier hält grosse Stücke auf Rohrer: «Er ist unglaublich talentiert. Und er arbeitet extrem hart. Wir kamen am Samstag um ein Uhr morgens zurück aus Ajoie, am Vormittag stand er schon wieder auf dem Eis. Es macht Spass zu erleben, dass Junge so ambitioniert sind. Er wird eine grossartige Karriere machen.»
Die beiden haben in dieser Saison nicht nur herausgefunden, wie sie am besten harmonieren. Sie haben auch beide einen Steigerungslauf hinter sich. Grant musste sich zuerst ans Schweizer Eishockey, an die breite Eisfläche und seine neue, offensivere Rolle gewöhnen. Rohrer ist in den vergangenen Monaten dynamischer und zweikampfstärker geworden. Und zuletzt skorte er, der in jedem Spiel zu seinen Chancen kommt, auch regelmässiger.
Rohrers Dank an den Krafttrainer
Er verdanke dem Kraft- und Konditionstrainer Mattia Stendahl sehr viel, sagt Rohrer. «Er ist das grösste Gold, das ich in meiner Profikarriere gefunden habe. Er macht sich die ganze Zeit Gedanken, wie er mich athletisch weiterbringen kann. Punkto Explosivität habe ich dank ihm grosse Fortschritte gemacht. Und wie wichtig das ist, sieht man etwa bei Denis Malgin.»
Die ZSC-Spieler sind während der Spiele alle mit einem Chip versehen, mit dem ihr Tempo gemessen wird. Da habe er sich in den letzten Monaten enorm gesteigert, so Rohrer. Dank seines Tempos erobert er beim Forechecking immer wieder den Puck.
Die Montreal Canadiens, die sich 2022 seine NHL-Rechte sicherten, beobachten seine Entwicklung genau. Und bei dieser wird ihm auch in der nächsten Saison Grant zur Seite stehen. Der Kanadier verlängerte seinen Vertrag letzte Woche bis 2025. «Wir diskutierten schon länger darüber, aber ich wollte mich nicht festlegen, bis meine Frau Alexa hier gewesen war», sagt er. Als Immobilienmaklerin in Kalifornien tätig, besuchte sie ihn erst im Dezember erstmals in seiner neuen Heimat.
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Seine Frau werde in der nächsten Saison wohl zwischen Kalifornien und Zürich hin- und herfliegen, sagt Grant. Sie verliebte sich sofort in die Schweiz und dokumentiert ihre Erlebnisse auf Instagram. Auch dem gemeinsamen Hund, einem australischen Schäferhund, gefällt es gut im kleinen Alpenland. «Als wir in Zermatt waren, hatte er den grössten Spass. Er ist zwar Kalifornier, aber er liebt den Schnee», sagt Grant und schmunzelt.
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