Nancy Pelosi: «Trump benimmt sich sehr, sehr, sehr seltsam»
Die drittmächtigste Amerikanerin zweifelt an der psychischen Gesundheit des US-Präsidenten. Sie fordert eine «Intervention».
Der Moment war gleichermassen schockierend wie spektakulär: Die drittmächtigste Figur im amerikanischen Staat, Nancy Pelosi, hinterfragte die geistige Befindlichkeit des mächtigsten Manns in diesem Staat. «Ich wünschte mir, seine Familie, sein Stab intervenierten zum Wohl des Landes», sagte die demokratische Sprecherin des Washingtoner Repräsentantenhauses bei einer Pressekonferenz. Sie meinte Donald Trump.
Der Präsident schlug wenig später zurück: Pelosi sei «verrückt» und «ein einziges Chaos». Offenbar aber trafen die Bemerkungen seiner Erzfeindin einen empfindlichen Nerv. Zweifel an Trumps mentalem Zustand gab es immer mal wieder, niemals zuvor aber war Donald Trumps psychische Gesundheit so offen von einem US-Spitzenpolitiker problematisiert worden. Trumps Verhalten, so Pelosi weiter, sei «nicht mit der Würde des Amts zu vereinbaren», ja, sie mache sich «Sorgen um sein Wohlergehen».
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Anlass für die düstere Diagnose der Demokratin war Trumps bizarrer Freak-out am Mittwoch, als der Präsident eine vereinbarte Gesprächsrunde mit führenden Demokraten über die fällige Runderneuerung der maroden US-Infrastruktur platzen liess. Weil Pelosi ihn kurz zuvor eines «Cover-up» – einer Vertuschung – bezichtigt hatte, rastete Trump aus. Erregt verliess er die Runde im Weissen Haus, zuvor klagte er, Pelosi sage «schreckliche, schreckliche Dinge» über ihn.
Wirre Rede im Garten des Weissen Hauses
Der Auftritt war offenbar eine vorbereitete Aktion: Kaum hatte der Präsident seine erstaunten Gäste zurückgelassen, erschien er im Garten des Weissen Hauses zu einem Pressetermin – und nährte erst recht den Verdacht, ihm sei eine Sicherung durchgebrannt. Denn in Windeseile hangelte sich Trump von einem Thema zum anderen, manisch warf er dieses und jenes in einen grossen Topf voller Ungereimtheiten.
Von der Infrastruktur bis hin zu seiner Liebe für das amerikanische Volk und weiter zur «Hexenjagd» der Russland-Ermittlungen hastete der Präsident, ohne dass ein Zusammenhang ersichtlich gewesen wäre. Unter anderem verstieg sich der Präsident zur Behauptung, er habe sich noch niemals ein «Cover-up» zuschulden kommen lassen. Ob seine vermeintliche Beziehung mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels oder die Russland-Affäre: Trump verschleiert und vertuscht am Fliessband. «Ich mache niemals ein Cover-up» aus Trumps Mund klang denn auch geradeso unglaubwürdig wie Richard Nixons Beteuerung, er sei «kein Gauner».
«Fühlt sich Trump umzingelt von Ermittlungen, die seinen undurchsichtigen Finanzen gefährlich nahekommen?»
Was immer der frustrierte Präsident mit seiner kindischen Trotzreaktion am Mittwoch bezweckt hatte: Sein Verhalten schürte Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit. Pelosi jedenfalls zeigte sich unangenehm berührt von Trumps Benehmen und beklagte seinen «Wutanfall». Sie bete «für den Präsidenten der Vereinigten Staaten und für unser Land», erklärte die Demokratin.
Pelosis fromme Antwort auf Trumps Explosion vom Vortag kommt indes der Frage nicht näher, warum sich der Präsident dermassen aufregte. War es tatsächlich wegen des Vorwurfs eines «Cover-up»? War ihm Pelosi, die bislang beim politischen Kräftemessen mit Trump stets den Sieg davongetragen hat, schon wieder unter die Haut gegangen? Oder fühlt sich Trump zusehends umzingelt von Ermittlungen, die seinen undurchsichtigen Finanzen inzwischen gefährlich nahekommen?
«Sehr, sehr, sehr seltsam»
Das Benehmen des Präsidenten am Mittwoch sei jedenfalls «sehr, sehr, sehr seltsam» gewesen, befand Nancy Pelosi tags darauf. Der ebenfalls anwesende demokratische Abgeordnete James Clyburn bezeichnete den Vorfall im Weissen Haus gar als «surreal».
Am Donnerstag machte Trump dann munter weiter: Nachdem sein ehemaliger Aussenminister Rex Tillerson vor Kongressabgeordneten die mangelnde Vorbereitung des Präsidenten für ein Treffen mit Wladimir Putin am Rande des G-20-Gipfels 2017 in Hamburg gerügt hatte, explodierte Trump neuerlich: Tillerson sei «dumm wie ein Steinbrocken» und zudem «schlecht vorbereitet und schlecht ausgestattet» gewesen für den Job des Aussenministers, wütete er. Anscheinend hatte Trump vergessen, dass er den damals von ihm hochgelobten Tillerson ins Amt berufen hatte.
Der Präsident sagt manches, was unsinnig und unwahr ist, seit gestern aber hat die Sorge über seinen Geisteszustand eine neue Dimension erreicht. Entweder ist Nancy Pelosi tatsächlich über Donald Trumps mentale Gesundheit besorgt – oder sie übt einen Psychoterror gegen den Präsidenten aus, der eines Hitchcock-Films würdig wäre.
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