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Naegelis Totentanz sorgt für Unmut

Ein paar Zentimeter Holzboden und mehr Wand als vereinbart hat Harald Naegeli für seinen Totentanz im Grossmünster beansprucht.
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Die Englisch sprechende Touristin im Grossmünsterturm ist enttäuscht, als sie die Strichfiguren erblickt, die der Zürcher Street-Art-Pionier Harald Naegeli im Turm an die Wand gesprayt hat: «Wo ist diese grosse Sache, von der in der Zeitung die Rede war? Das hier ist doch nichts!», mokiert sie sich. Und fügt an: «Okay, es ist ein bisschen auf dem Boden.» Trotzdem: Sie werde an der Kasse nachfragen. Fünf Franken kostet der Turmbesuch.

Auch Holzboden besprayt

Tags zuvor hatte der «Tages-Anzeiger» berichtet, Naegeli habe sich nicht an die mit dem Kanton Zürich getroffenen Abmachungen gehalten. Der Sprayer, der in den späten 70er-Jahren berühmt wurde, hatte kürzlich grünes Licht erhalten, sein langersehntes Projekt eines im Grossmünsterturm an die Wand gesprayten Totentanzes zu verwirklichen. Aber nur an bestimmten Teilen der Wand, die so vorbehandelt sind, dass das gesprayte Werk später problemlos wieder entfernt werden kann. Nun wurde bekannt, dass Naegeli auch einige Zentimeter des Holzbodens besprayte. Und zum Teil auch den nicht vorbehandelten Teil der Wand.

Besitzer des Grossmünsters ist der Kanton Zürich, zuständig die Baudirektion. Ein Sprecher der Baudirektion zeigte sich enttäuscht. Nun sei ein klärendes Gespräch zwischen Naegeli und Baudirektor Markus Kägi (SVP) geplant. Ein Termin stehe aber noch nicht, sagte Kägis Sprecher gestern auf Anfrage. Die Kirchenpflege des Grossmünsters und Pfarrer Christoph Sigrist wollen vermitteln. Wie es dann weitergehe, sei noch offen: «Zuerst gibt es ein Gespräch, dann schauen wir weiter», so Kägis Sprecher.

Naegeli weilt derzeit im Ausland. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erklärte er, er habe keinen Schaden angerichtet – und mokierte sich über das Kunstverständnis von Beamten. In der Grossmünster-Kirchenpflege hat der Künstler vor der geplanten Aussprache mit Baudirektor Kägi noch Unterstützung: «Ich hoffe, dass beide Seiten zu einer einvernehmlichen Lösung kommen. Wir sind nach wie vor von diesem Projekt überzeugt», sagte Kirchenpfleger Ulrich Gerster gestern.