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Neue Plattform
Nackt im Lockdown Geld verdienen

Ein Monatsabo kostet ungefähr 10 Dollar: Auf Onlyfans verkaufen Frauen (und wenige Männer) Bilder von sich.
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Eines der grossen Versprechen der Plattform-Ökonomie besteht darin, dass sie auch die letzten Marktbarrieren einreisst. Mit Uber wird das eigene Auto, mit Airbnb die eigene Wohnung und mit Instagram der eigene Alltag zur Profitquelle. In diesem Zusammenhang macht auch die Plattform Onlyfans brachliegendes Potenzial nutzbar: Auf der Seite, die von einem ehemaligen Investmentbanker gegründet wurde, geht es darum, eigene Nacktbilder zu verkaufen. Auf Onlyfans kann sich jeder ein Profil einrichten, seinen Körper fotografieren und für die Bilder einen Preis festlegen.

Wobei das generische Maskulinum an dieser Stelle mit dem Umstand kollidiert, dass es sich bei den selbständigen Unternehmern auf Onlyfans natürlich vor allem um junge Frauen handelt. Eine der erfolgreichsten unter ihnen sagte der amerikanischen Elle kürzlich, die Plattform sei so etwas wie «der Bauernmarkt der Pornografie»: Das Produkt gehe vom Erzeuger direkt an den Verbraucher.

Am Anfang wurde die Plattform vor allem von Profis genutzt, die auf diese Weise den Zwischenhändler ausschalten und zu ihren eigenen Bedingungen arbeiten konnten. Die grassierende Arbeitslosigkeit in den USA im Zuge der Corona-Krise hat nun allerdings auch hier Entwicklungen beschleunigt, die sich schon vorher abzeichneten. Zum einen sind die Nutzerzahlen in die Höhe geschossen. Und zum anderen wird die Website überschwemmt von Anfängerinnen, die den Profis die Abonnenten streitig machen.

Influencerinnen wechseln Plattform

Gerade Frauen, die ihren Lebensunterhalt bislang als Influencerinnen bestritten haben, eröffnen nun Onlyfans-Accounts, weil sie für das Influencen in der Regel angewiesen sind auf glitzernde Strände und Hotelfoyers, diese aber bis auf Weiteres geschlossen sind. Zumindest das Kokettieren mit der Plattform ist im englischsprachigen Raum zu einer Art dunkler Stilübung geworden. Als Beyoncé die Plattform kürzlich in einem Song erwähnte, zählte das Unternehmen einen Anstieg der Nutzerzahlen von 15 Prozent.

Das Modell «Bild gegen Geld» scheint auf den ersten Blick für manche eine lukrative Einnahmequelle zu sein. Laut Angaben der Plattform verdient das Model Jem Wolfie bis zu 100’000 Dollar pro Monat bei einem Abopreis von 10 Dollar pro Monat. Auf Youtube berichten andere Onlyfans-Nutzerinnen zwar von tieferen Einnahmen – sie betragen aber angeblich immer noch mehrere Tausend Dollar pro Monat.

Wie erniedrigend man das alles findet, hängt wie immer vom Blickwinkel ab. In der feministischen Theorie gibt es einen Strang, der es als eine Form der Selbstermächtigung begreift, den eigenen Körper als Kapital zu betrachten und dem Patriarchat dessen simplistische Vorstellungen von Weiblichkeit zurückzuverkaufen. Während in Deutschland oder in der Schweiz zu beobachten ist, dass die coronabedingten Einschränkungen einen Rückfall in konservative Rollenmuster zu Folge haben, bietet Onlyfans den Frauen zumindest theoretisch die Alternative, statt zur Hausfrau zum Beispiel zu Tracey Emin zu werden, die es mit ihren intimen Selbstporträts immerhin in den kunstgeschichtlichen Kanon geschafft hat.

Andererseits besteht doch Grund zur Annahme, dass es den meisten Anbieterinnen auf Onlyfans nicht in erster Linie darum geht, patriarchale Konzepte von Weiblichkeit zu problematisieren, sondern darum, die Miete zu zahlen. So erzählt der Erfolg der Plattform vor allem eine Geschichte von Ungleichheit. Während die einen ihr Geld nur online ausgeben können, haben andere nichts mehr zu verkaufen als ihre Körper.