Zürcher Derby im CupfinalNach zwölf Jahren treffen sie sich wieder
Die Handballer von GC Amicitia Zürich und Pfadi Winterthur entwickeln sich seit Jahren voneinander weg. Jetzt kommt es zur Neuauflage des Cupfinals von 2010.
Jener schöne, milde Sonntag, der 11. April 2010, war ein Anfang und ein Ende. Im Cupfinal in Sursee setzten sich die Winterthurer gegen GC Amicitia durch und feierten ihren ersten Erfolg seit dem Meistertitel 2004. Der Niedergang der Stadtzürcher Handballer, 2009 als ZMC Amicitia noch Meister und Cupsieger, hatte sich schon in Sursee abgezeichnet. Das Geld wurde knapper, die sportlichen Perspektiven entschwanden. GC Amicitia schloss die Meisterschaft nochmals auf Platz 2 ab, Pfadi wurde Vierter.
Ab 2010 drifteten die beiden Vereine auseinander. Seither hat Pfadi jede Saison in den Top 3 der Liga abgeschlossen, gewann 2015 und 2018 den Cup und wurde letztes Jahr endlich wieder Meister. Im Frühjahr 2019 drohte der finanzielle Kollaps, er wurde abgewendet, der sportliche Erfolg blieb trotz allem.
GC Amicitia dagegen tummelte sich nur noch im hinteren Mittelfeld, war nie besser als Sechster, verhinderte den Abstieg in die Nationalliga B teils nur knapp, stand nie mehr in einem Final. Leistungsträger verliessen den Verein, nicht wenige zogen nach Winterthur. Roman Sidorowicz, der Nationalspieler, der am Ende dieser Saison zurücktritt, und Stefan Freivogel taten das vor Jahren und spielen noch immer für Pfadi, Michal Svajlen ist inzwischen Assistenztrainer.
«Wir sind schneller zurück als erwartet.»
Svajlen und Stevan Kurbalija, bei Pfadi Nachwuchstrainer und im Stab von Coach Goran Cvetkovic, bestritten den Cupfinal 2010 für GC Amicitia. «In schlechter Erinnerung» sei ihm jenes Spiel, erklärt Kurbalija. «Pfadi hat uns kontrolliert geschlagen.» Ein Jahr später ging der Kreisläufer zu Stäfa, damals noch A-Ligist. Jetzt sagt er: «Ich bin froh, dass GC Amicitia den Flow wiedergefunden hat. Es ist wichtig, dass ein Club nicht allein im Nachwuchs, sondern auch in der höchsten Liga Erfolg hat.»
Der Rekordmeister, der durch die Grasshoppers und Amicitia 26 Titel vereint, ist zurück in der Spitzengruppe, nachdem er vor einem Jahr noch gegen den Abstieg gekämpft hat. Die laufende Saison wird die mit Abstand beste seit zwölf Jahren: Cupfinal und Playoff-Halbfinal, wo mit den Kadetten Schaffhausen allerdings die momentan höchste Hürde wartet.
«Wir sind schneller zurück als erwartet», betont Philip Hohl, seit 2018 Präsident von GC Amicitia. Unter Trainer Petr Hrachovec, der die Mannschaft letztes Jahr in Abstiegsgefahr übernommen hatte, sollte sie sich «weiter nachhaltig entwickeln». Es wurde mehr daraus, obschon Gabor Csaszar, einst Meistermacher der Kadetten, diese Saison noch nie gespielt hat. Zuletzt, als mehrere Teamstützen fehlten, mussten die Jungen unverhofft viel Verantwortung übernehmen. Die Prüfung gelang hervorragend: Der ebenfalls geschwächte HSC Suhr Aarau wurde im Playoff-Viertelfinal 3:1 bezwungen.
Das schönste Erlebnis seit zwölf Jahren
Die Winterthurer taten sich schwerer: Erst am Mittwoch im fünften und letzten Match der Viertelfinalserie bezwangen sie St. Otmar St. Gallen, nur ein Tor machte den Unterschied. Diesen Samstagabend nun im Cupfinal in Gümligen haben sie die grosse Gelegenheit, nach Meistertitel und Supercup gleichzeitig auch die dritte Trophäe des Schweizer Clubhandballs in ihren Besitz zu bringen.
Von einer Ausbeute wie dieser konnten sie bei GC Amicitia in letzter Zeit nicht einmal träumen. Inzwischen ist mit diesem Endspiel, dem schönsten Erlebnis seit zwölf Jahren, schon mal ein Ansatz geglückt. «Die sportlichen Perspektiven sind wieder da», meint Philip Hohl. Den Cupfinal 2010 hat er nicht miterlebt. Da war er am Reisen und Tauchen in Thailand.
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