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Nach Erdbeben in Afghanistan
Hoffnung auf Überlebende sinkt – Sorgen um Frauen und Mädchen

An Afghan man searches for victims after an earthquake in Zenda Jan district in Herat province, of western Afghanistan, Sunday, Oct. 8, 2023. Powerful earthquakes killed at least 2,000 people in western Afghanistan, a Taliban government spokesman said Sunday. It's one of the deadliest earthquakes to strike the country in two decades. (AP Photo/Ebrahim Noroozi)

Nach der verheerenden Erdbebenserie in Afghanistan geht die Suche nach Überlebenden weiter – die Hoffnung schwindet jedoch stündlich. Menschen versuchten am Montag mit blossen Händen, Schaufeln und Spitzhacken die Trümmer beiseite zu räumen.

Zugleich schreckte die Menschen ein weiteres Beben in der Provinz Herat nahe der Grenze zum Iran auf. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 4,9.

Die Hilfsorganisation Care sorgte sich unterdessen um Frauen und Mädchen in den betroffenen Regionen. «Ihre Freiheit war bereits vorher erheblich eingeschränkt und sie haben daher nur einen erschwerten Zugang zu wichtigen lebensrettenden Diensten», sagte Reshma Azmi, stellvertretende Länderdirektorin von Care Afghanistan.

Afghan women mourn for relatives killed in an earthquake at a burial site after an earthquake in Zenda Jan district in Herat province, western of Afghanistan, Sunday, Oct. 8, 2023. Powerful earthquakes killed at least 2,000 people in western Afghanistan, a Taliban government spokesman said Sunday. It's one of the deadliest earthquakes to strike the country in two decades. (AP Photo/Ebrahim Noroozi)

Seit mehr als zwei Jahren sind in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht. Das Land ist wegen seiner repressiven Politik, die vor allem Frauen und Mädchen diskriminiert, international politisch isoliert.

Am Samstagmorgen hatten mehrere Erdbeben die Bewohner der afghanischen Grenzprovinz Herat nahe dem Iran aufgeschreckt. Innerhalb von nur wenigen Stunden bebte die Erde neun Mal, mehr als ein Dutzend Dörfer wurden weitgehend zerstört. Militär und Rettungsdienste eilten in die Katastrophengebiete. Die beiden schwersten Beben hatten laut der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,3.

Afghan residents clear debris as they look for victims' bodies in the rubble of damaged houses after the earthquakes in Siah Ab village, Zendeh Jan district of Herat province on October 8, 2023. The death toll from a series of earthquakes in western Afghanistan rose sharply again on October 8 to more than 2,000, with nearly 10,000 injured, as rescue workers dug through razed villages for vanishing signs of life. More than 1,300 homes were toppled when magnitude 6.3 quake -- followed by eight strong aftershocks -- jolted hard-to-reach areas 30 kilometres (19 miles) northwest of the provincial capital of Herat, according to officials. (Photo by Mohsen KARIMI / AFP)

Der Katastrophenschutz NDMA bezifferte die Zahl der Toten am Sonntag auf mehr als 2400, das UN-Nothilfebüro OCHA sprach von mehr als 1000 Toten. Ein NDMA-Sprecher äusserte am Montag Sorgen, dass die Opferzahlen noch weiter steigen könnten, da die Lage immer noch unübersichtlich sei. 20 Dörfer und rund 2000 Häuser seien völlig zerstört. Neben zahlreichen Rettungsteams traf auch eine hochrangige Taliban-Delegation unter Führung des stellvertretenden Regierungschefs Abdul Ghani Baradar in den Erdbebengebieten ein.

Die Vereinten Nationen gaben fünf Millionen Dollar Soforthilfe frei und kündigten nach der Abschätzung des Bedarfs einen baldigen Spendenaufruf an. Demnach sind mehr als 11'000 Menschen von dem Erdbeben betroffen.

An Afghan man prepares a grave for one of the earthquake victims in Zenda Jan district in Herat province, western of Afghanistan, Sunday, Oct. 8, 2023. Powerful earthquakes killed at least 2,000 people in western Afghanistan, a Taliban government spokesman said Sunday. It's one of the deadliest earthquakes to strike the country in two decades. (AP Photo/Ebrahim Noroozi)

Die stärkste Zerstörung gab es im Bezirk Sindadschan, nordwestlich von Herat. Der Sender Tolonews berichtete, dort seien in einem einzigen Dorf 80 Prozent der Bevölkerung ums Leben gekommen. Ein Hirte sagte dem Sender, er habe während des Erdbebens ausserhalb des Dorfes Schafe gehütet. Als er wiederkam, seien acht Mitglieder seiner Familie tot gewesen. «Mein Vater, meine Mutter, meine Brüder und meine Schwestern mit ihren Kindern, sie alle waren hier», sagte er.

Bei dem neuen Beben am Montag wurden zunächst keine Verletzen gemeldet. Ein Arzt in der Notaufnahme von Herat sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Beben sei aber «ziemlich intensiv» gewesen. Die Menschen stünden unter Schock und die psychische Belastung sei hoch.

TOPSHOT - Afghan children rest under a blanket beside damaged houses after earthquake in Sarbuland village of Zendeh Jan district of Herat province on October 7,2023 (Photo by Mohsen KARIMI / AFP)

Die Beben wecken Erinnerungen an die verheerende Katastrophe im Sommer vergangenen Jahres, als im Osten des Landes bei einem Erdbeben der Stärke 5,9 mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen wurden. Nach Jahrzehnten voller Konflikte sind viele Dörfer mit einfacher Bauweise schlecht gegen Erdbeben gerüstet.

Immer wieder ereignen sich schwere Erdbeben in der Region, besonders am Hindukusch, wo die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen.

SDA/aru