Nach Besetzung in ZürichAm Letten gibt es nun doch eine Zwischennutzung
Die Stadt Zürich öffnet eine Halle, die neben dem einst besetzten Kesselhaus liegt, temporär für die Öffentlichkeit. Nicht alle sind damit zufrieden.
Gleich zweimal haben Hausbesetzerinnen während des letzten Jahres versucht, das Kesselhaus an der Limmat im Kreis 5 zu übernehmen. Zweimal hat die Polizei sie wieder vertrieben.
Trotzdem hat die Besetzung beim Letten etwas bewirkt.
So soll in den Burrischopf, der zum gleichen historischen Gebäudekomplex gehört, für die nächsten drei Jahre eine Zwischennutzung einziehen. Dies teilten die Stadt Zürich und der Quartierverein Wipkingen am Dienstag mit.
Nach der Besetzung Ende Oktober 2022 verlangten Grüne und AL mit einem Postulat im Gemeinderat, dass die Stadt im Kesselhaus eine «selbst organisierte Nutzung» ermöglichen soll. Man habe dies geprüft, sagt Marc Huber, Sprecher von Immobilien Stadt Zürich. Dabei habe sich bestätigt, dass sich das Kesselhaus in einem schlechten baulichen Zustand befinde. «Gleichzeitig stellte sich heraus, dass sich der Burrischopf gut für eine Zwischennutzung eignen würde.»
Der Burrischopf und das Kesselhaus liegen direkt nebeneinander. Die zwei Backsteingebäude wurden in den 1890er-Jahren als Maschinenhallen erstellt, beide stehen unter Denkmalschutz. «Beim Burrischopf braucht es aber im Vergleich zum Kesselhaus nur kleine Eingriffe, um ihn vorübergehend für das Publikum zu öffnen», sagt Marc Huber.
Mit 700 Quadratmetern ist der Burrischopf rund 100 Quadratmeter grösser als das Kesselhaus. In den letzten Jahren habe ihn das EWZ als Werkstatt und Aufenthaltsraum genutzt, derzeit stehe er aber mehrheitlich leer, sagt Marc Huber.
Bereits im kommenden Frühling soll die Zwischennutzung starten. Zu ihrer Art macht die Stadt keine Vorgaben. «Der Gemeinderat hat Selbstorganisation gewünscht. Darum nehmen wir uns zurück», sagt Huber. Miete wird die Stadt keine verlangen. Bezahlen müssen die Zwischennutzenden für Strom, Wasser und allfällige Umbauten.
Quartierverein sammelt Ideen
Vorschläge können beim Quartierverein Wipkingen eingereicht werden. «Wir werden die Ideen sammeln und versuchen, alle Interessenten in einem neuen Verein zu organisieren», sagt Präsident Beni Weder. Der Quartierverein Wipkingen hat bereits bei der Zwischennutzung «Parki», die gleich gegenüber liegt, mit der Stadt vermittelt.
Beni Weder kann sich mehrere, parallel laufende Nutzungen vorstellen. Möglich sei vieles: Ausstellungen, Volleyballfelder, ein Zirkus, Proberäume. Einschränkend wirke allerdings, dass der Burrischopf weder geheizt noch isoliert sei. Im Winter werde es sehr kalt, im Sommer sehr heiss, sagt Weder. Auch Toiletten fehlen. «Eine Eventhalle wird es daher wohl nicht geben.»
Der Präsident des Quartiervereins Wipkingen begrüsst die vorübergehende Öffnung der «wunderbaren Halle». Räume, welche die Bevölkerung selber gestalten könne, würden in Zürich dringend gebraucht. «Es ist toll, dass sich die Stadt nach der Besetzung einen Ruck gegeben hat.»
Ab 2027 will das EWZ den Burrischopf zu einer Energiezentrale ausbauen. Zugleich plant die Stadt im Kesselhaus eine temporäre Schulschwimmanlage. Die Vorbereitungen für den Architekturwettbewerb laufen. Der Gemeinderat muss dem Planungskredit allerdings noch zustimmen.
AL ist nicht zufrieden
Weniger erfreut als der Quartierverein Wipkingen zeigt sich David Garcia Nuñez, Co-Fraktionschef der AL. Er spricht von einer «kreativen Umsetzung» des Postulats von Grünen und AL. «Die Pläne für den Burrischopf sind Brosamen, aber nicht das, was wir gefordert haben.» Das Postulat ziele darauf ab, im Kesselhaus für längere Zeit eine autonome Nutzung einzurichten. Das Vorhaben der Stadt, dort stattdessen ein Schulschwimmbad einzubauen, sei «extravagant», sagt Garcia Nuñez. Ein denkmalgeschütztes Gebäude eigne sich schlecht dafür.
Trotzdem begrüsst David Garcia Nuñez die vorübergehende Öffnung des Burrischopfs. Wichtig sei nun ein niederschwelliges Bewerbungsverfahren, sodass alle Bevölkerungsteile mitmachen könnten bei der Zwischennutzung.
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