Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Buchtipps der Redaktion
500 Seiten über Schmerz, die Sie lesen sollten

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Ein Tennisroman für Sportmuffel

Carrie Soto sitzt in der Sonne und schaut zu, wie ihr die Errungenschaft ihres Lebens weggenommen wird. 20 Grand Slams hat sie in ihrer Karriere gewonnen. Und ist dann zurückgetreten. Nun masst sich eine junge Spielerin an, ihren Rekord zu egalisieren. Also fällt Carrie Soto eine Entscheidung: Sie kommt zurück, für ein Jahr. Sie spielt vier Grand Slams und es gibt nur ein Ziel: wieder alleinige Rekordhalterin sein. 

Taylor Jenkins Reid hat schon populäre Bücher geschrieben über die Geschichte einer Band in den 70ern («Daisy Jones and the Six») oder das Leben einer Hollywood-Diva («Die sieben Männer der Evelyn Hugo»). Nun macht sie sich an eine Welt, die im Vergleich fast nischig wirkt. Die Amerikanerin versteht es aber, auch dem Sportmuffel die Welt des Tennis zu erklären. Das Schöne, das Grässliche. Und auch die Regeln.

In ihrem sehr flüssigen Stil erzählt sie die Geschichte einer Kämpferin. Einer Frau im Rampenlicht, die nicht dem gängigen Stereotyp entspricht, in einem Beruf, in dem sie alles aus dem Körper herausholt und irgendwann merkt, dass dieser mit jedem Tag älter wird.

Taylor Jenkins Reid: Carrie Soto Is Back. Random House. 384 Seiten. Ca. 25 Franken. Bislang nur auf Englisch erhältlich.

500 Seiten zum Thema Schmerz

«Bedeutet älter werden zwangsläufig, unter Schmerzen zu leiden?» Diese Frage steht am Ursprung des «grossen Selbsthilfebuchs» – so bezeichnen die Autoren Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht ihr Werk. 500 Seiten also, die sich dem Thema Schmerz widmen. Will man so was lesen? Ja, denn darin findet die Leserin einen ganzen Strauss an Übungen, mit denen sie akut, aber auch präventiv etwas dagegen tun kann – und diese machen das Buch empfehlenswert. Auch wenn die Autorin und der Autor nicht unumstritten sind und wegen früherer Werke und ihrem medizinischen Ansatz auch kritisiert werden. Denn: Die Leserin kann sich ein Programm zusammenstellen, um unangenehme Muskelverkürzungen und -verspannungen zu beheben. Oder wie die Autoren vollmundig versprechen: «Das Altern umzudrehen.»

Petra Bracht, Roland Liebscher-Bracht: Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter. Mosaik-Verlag. 480 Seiten. Ca. 30 Franken. 

Die ganz grossen Probleme der Gesellschaft

Der französische Radprofi Guillaume Martin macht nicht nur auf dem Velo von sich reden, sondern auch als Schriftsteller. Ein Theaterstück und zwei Bücher stammen aus der Feder des studierten Philosophen. In seinem jüngsten Werk «Die Gesellschaft des Pelotons» widmet er sich den grossen Problemen der Gesellschaft – etwa dem Egoismus, der mehr denn je im Widerspruch zum sozialen Kollektiv steht, oder der Klimakrise. Dabei zieht er Parallelen zum Radsport, wo der Einzelne im Grunde stets nach dem Sieg strebt und trotzdem die Gesetze des Pelotons befolgen muss.

Wie gelingt es, die eigenen Interessen anzumelden und zugleich für die Menschen um uns herum da zu sein? Für den «Velosophen» ist klar: indem man vom Radsport lernt. Martins Werk regt zum Denken an – aber nicht nur. Die anekdotischen Episoden aus seiner und der Karriere grosser Radfahrer sind unterhaltsam – auch für Nichtradler. 

Guillaume Martin: Die Gesellschaft des Pelotons. Covadonga. 192 Seiten. Ca. 25.90 Franken.

An den Ursprung der Bewegung

Die Fragen klingen so vertraut wie aktuell: wann Sport treiben? Wie viel sich bewegen? Sie stammen aus der Feder eines Italieners, der sie 1569 publizierte: «De arte gymnastica» heisst das Büchlein, verfasst vom Mediziner Girolamo Mercuriale. Mercuriale war so etwas wie ein Bewegungs- und Gesundheitsexperte, als seine Mitmenschen noch nicht einmal einen blassen Schimmer von diesem Ansatz hatten und darum staunten, ihn verteufelten oder sich von seinen Ideen überzeugen liessen. 

Dieser mittelalterliche Pionier ist Dreh- und Angelpunkt von «Sweat. A History of Exercise». Darin führt uns der Amerikaner Bill Hayes an den Ursprung von Sport und Bewegung seit dem Mittelalter zurück  – aber rückt bis in unsere Zeit vor. «Sweat» ist also auch ein historisches Buch, aber in keiner Zeile papieren. Dafür ist Hayes ein viel zu eloquenter und gewiefter Erzähler. Wer darum mehr über die Geschichte von Bewegung und (Gesundheits-)Sport in vielen Aspekten erfahren will, sollte «Sweat» lesen. Er wird danach wissender sein. Ehrenwort! 

Bill Hayes: Sweat. A History of Exercise. Bloomsbury-Verlag. 256 Seiten. Ca. 39 Fr. Bislang nur auf Englisch erhältlich.

Intime Einblicke in den FC Barcelona

Mit Fussballbüchern ist es wie mit Fussballspielen, sie sind oft von geringem Unterhaltungswert. Es gibt aber auch solche, die wie ein Topspiel faszinieren. Dazu gehört «Barça», die Inside-Story des einzigartigen FC Barcelona. «Financial Times»-Kolumnist Simon Kuper erhielt über lange Zeit tiefe Einblicke ins Innenleben jenes Clubs, der den Weltfussball revolutioniert hat. Die Anekdoten über Kultfigur Cruyff, die Charakterisierungen der prägenden «Eigengewächse» Guardiola, Xavi und Messi, die Schilderungen von teuren Transferpokern und seine Begegnungen mit Socios, die den Club besitzen, sind ein Lesegenuss.

Das nur in englischer Sprache erhältliche Buch ist nicht nur ein Muss für Fussballfans. Wenn Kuper an Clublegenden aufzeigt, was Topstars ausmacht, warum sie sich über ihre Millionengehälter definieren und wie sie ihre Macht ausspielen, lassen sich viele Parallelen zum Showbusiness ziehen. 

Simon Kuper: Barça. The rise and fall of the club that built modern football. Octopus. 384 Seiten. Ca. 20 Franken. Bis jetzt nur auf Englisch erhältlich.

Dieser Text wurde überarbeitet. In einer früheren Version fehlte die Anmerkung, dass Liebscher und Bracht wegen früherer Werke und ihrem medizinischen Ansatz auch kritisiert werden.