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Meinung

Big Boys auf Interrail
«Na, bist du jetzt endlich auch mal dabei?»

Es wirkt wie eine Vergnügungsreise, aber das kann täuschen: Mario Draghi, Olaf Scholz und Emmanuel Macron unterwegs nach Kiew. 
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Die drei europäischen Regierungschefs Mario Draghi, Olaf Scholz und Emmanuel Macron im Sonderzug nach Kiew, auf der Reise zu ihrem ukrainischen Amtskollegen Wolodimir Selenski.

Am aussagekräftigsten auf dem Bild ist jedoch die Frau im Hintergrund, die mit Befremden, Verwunderung und Skepsis das männliche Begrüssungsritual beobachtet. Fester Händedruck, Griff an den Oberarm, geballte Faust. Drei alte Freunde, die sich kernig willkommen heissen, ehe sie zu einer Vergnügungsreise aufbrechen. Wobei es natürlich in diesem Fall alles andere als ein Plauschtripli ist.

Was sie wohl zueinander sagen? Da Scholz vor seiner ersten Kiew-Reise ja lange gehadert und sich gewunden hat, begrüsst ihn Draghi vielleicht mit: «Na, bist du jetzt endlich auch mal dabei?» Und Macron, den Neuling begütigend anfassend: «Schön, wir freuen uns.» Das triumphierend-verschmitzte Grinsen von Scholz (in Deutschland häufig als «schlumpfig» bezeichnet) würde passen zu: «Und ob ich dabei bin, ihr werdet schon sehen!»

Schön auch, wie die Kleidung zu den angeblichen Charaktereigenschaften der drei Politiker und zu nationalen Klischees passt. Norddeutsche Hemdsärmeligkeit, prätentionslos-nüchterne Jeans bei Scholz. Das ginge auch für einen Spaziergang am Wattenmeer. Das blütenweisse Hemd des angeblichen Strebers Macron. Und Draghi, zeitlose dunkelblau-italienische Eleganz, Anzugshose, weisses Hemd, darüber sicher ein Kaschmirpullover.

Das Bild strahlt Energie und Zuversicht aus, aber angesichts der Aufgabe, die den dreien bevorsteht, angesichts der geringen Erfolgsaussichten und der sich verdüsternden Zeit muss man nochmals auf die Symbolhaftigkeit der Frau im Hintergrund hinweisen. Sie könnte für uns alle stehen, die zuschauen, abwarten und uns keine grossen Hoffnungen machen.