Generalstaatsanwaltschaft ermitteltPolitisches Motiv im Fall der in Deutschland getöteten ukrainischen Soldaten?
Nach der Tötung zweier Ukrainer mutmasslich durch einen Russen ermittelt die Münchner Generalstaatsanwaltschaft. Was bislang bekannt ist – und wie die Ukraine reagiert.

Die beiden Männer haben den Krieg in der Ukraine überlebt, in dem sie nach dem russischen Angriff vom Februar 2022 gekämpft hatten. Sie waren als Soldaten in diesem Krieg verwundet worden und im vergangenen Jahr zur Behandlung nach Deutschland gekommen. Und dort, in der sonst so beschaulichen Gemeinde Murnau am Staffelsee, wurden sie am Wochenende mit 23 und 36 Jahren Opfer einer blutigen Gewalttat – niedergestochen offenbar von einem russischen Staatsbürger, der wohl schon seit Anfang der 1990er-Jahre in Deutschland lebt.
Einen direkten Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine sieht die Polizei, die den 57 Jahre alten Tatverdächtigen schnell festgenommen hat, nicht. Worüber die drei offenbar miteinander befreundeten Männer in einem am Ende tödlichen Streit geraten sind, ist auch zwei Tage nach der Tat noch offen.
Die Männer waren am Samstag schon eine Weile vor der Tat zusammen gesehen worden. Am späten Nachmittag, auf einer kleinen Grünfläche an einem Einkaufszentrum am südlichen Ende des belebten Murnauer Untermarkts, ist dann allem Anschein nach eine Meinungsverschiedenheit eskaliert. Zwei schwer verletzte Männer wurden der Einsatzzentrale der Polizei gemeldet. Als nach kürzester Zeit die erste Streife der Murnauer Polizeiinspektion eintraf, war der 36-Jährige bereits tot.
Das zweite Opfer lag mit schweren Stichverletzungen in einem Rettungswagen. Die Helfer kämpften darin um das Leben des 23-Jährigen, doch trotz aller Reanimationsbemühungen starb er kurz darauf in der Murnauer Unfallklinik – in jenem Krankenhaus, das schon seit zwei Jahren immer wieder schwer verwundete ukrainische Soldaten versorgt, die zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen werden.
«Es gibt Hinweise darauf, dass da sehr viel Alkohol im Spiel war bei allen Beteiligten»
Den mutmasslichen Täter nahmen die Polizisten schon kurz nach der Tat in seiner Murnauer Wohnung fest, nur ein paar Schritte vom Tatort entfernt. Inzwischen sitzt er in Untersuchungshaft. Auch die beiden Opfer haben im Ort gewohnt, beide an der gleichen Adresse. «Es gibt Hinweise darauf, dass da sehr viel Alkohol im Spiel war bei allen Beteiligten», sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann noch am Sonntag, und auch er betonte bei der Gelegenheit, man habe «noch keinen zwingenden Hinweis, dass das sozusagen eine Widerspieglung der Auseinandersetzung zwischen Russland und Ukraine wäre».
Weil eine politische Motivation aber auch nicht sicher ausgeschlossen werden kann, übernahm am Montagvormittag die Generalstaatsanwaltschaft München den Fall.
Ukraine behält den Fall im Blick
In der Ukraine wird genau registriert, dass in Murnau, mehr als 1400 Kilometer Luftlinie von der Hauptstadt Kiew entfernt, zwei ihrer Soldaten mutmasslich von einem russischen Staatsbürger getötet worden sind.
Aussenminister Dmytro Kuleba lasse sich von seinen Diplomaten in Deutschland über den Fall berichten, heisst es in ukrainischen Medien. Zugleich dankte der Minister demnach den deutschen Behörden für die Festnahme des Verdächtigen. Der solle mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden.
Am Tatort, keine eineinhalb Kilometer von der Klinik entfernt, waren am Montag ukrainische und deutsche Fahnen zu sehen, Menschen haben Blumen niedergelegt und Porträts der beiden Getöteten aufgestellt.
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