Konferenz zum «Fall Brian»Mögliche Folter: Brians Anwälte reichen Strafanzeige ein
Die Anwälte fordern die lückenlose Untersuchung der Foltervorwürfe durch eine unabhängige Stelle und die sofortige Freilassung des 26-Jährigen.
Brians Anwälte haben an einer Medienkonferenz am Montagmorgen begkannt gegeben, dass sie im Auftrag ihres Klienten eine Strafanzeige eingereicht hätten, weil zahlreiche Experten Folter und unmenschliche Behandlung festgestellt haben.
Gegen wen genau sich die Anzeige richtet, ist noch nicht ganz klar: In einer Medienmitteilung heisst es, die unterzeichnenden Rechtsanwälte werfen «einem bekannten, noch zu individualisierenden Personenkreis des Strafvollzuges des Kantons Zürich anhaltende, gravierende Folter respektive grausame, unmenschliche, erniedrigender Behandlung gegenüber Brian vor.»
Brian sei «über tausend Tage einer völkerrechtswidrigen Isolationshaft ausgesetzt gewesen». Seine Geschichte sei diejenige «eines Justiz- und Behördenversagens, strukturellen Rassismus, aggressiver Medienkampagnen und wiederholter Menschenrechtsverletzungen.» Mit der Strafanzeige fordern die Rechtsanwälte die Untersuchung der vielen Vorwürfe, die im vergangenen Jahr hervorgebracht wurden.
Die Strafanzeige komme jetzt, «weil die Behörden untätig geblieben sind»: «Statt dem Folterverdacht nachzugehen, haben die Verantwortlichen krampfhaft versucht, die jahrelange Isolationshaft schönzureden.» Gemäss der Strafanzeige besteht ein Verdacht unter anderem betreffend Freiheitsberaubung, Amtsmissbrauchs, Nötigung und schwere Körperverletzung.
In ihrer Argumentation stützen sich die Anwälte unter anderem auf einen Arztbericht, der festhalten soll, dass die Behandlungen in der Pöschwies den medizinischen Standards nicht genügten.
Zehn Jahre hinter Gittern, drei Jahre isoliert
Zehn Jahre seines Lebens hat der 26-Jährige bereits hinter Gittern verbracht. Mehr als drei Jahre lebte er in der Pöschwies in Sicherheitshaft, also in fast totaler Isolation.
Im Januar gab die Justizdirektion bekannt, den 26-Jährigen in ein Zürcher Untersuchungsgefängnis zu verlegen. Brian soll dort ins normale Haftregime eingegliedert werden. Dann dürfte er auch wieder Kontakte zu seinen Mitinsassen haben.
Damit reagierten die Behörden auf den Druck von mehreren Seiten. So hat die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter im November ihren Bericht zu den Haftbedingungen von Brian veröffentlicht. Darin kritisierte sie insbesondere die lange Dauer der Einzelhaft.
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