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Blamage für Vereinte Nationen
Mitarbeiter von UNO-Abrüstung: Verbindung zu Russlands Militärindustrie

Alexander Zakharov, Erfinder der Lancet-Drohne.
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Die UNO beweist wenig Taktgefühl bei der Besetzung einer internen Praktikumsstelle in Genf. Ausgerechnet der Sohn des russischen Entwicklers der Lancet-Killerdrohne darf diesen Sommer ein sechsmonatiges Praktikum in der Schweiz absolvieren. Und zwar in einem Institut der Vereinten Nationen, das auf Abrüstung spezialisiert ist.

Laut eigenen Angaben setzt sich das Institut für «eine stabile und sicherere Welt ein, in der Staaten und Menschen vor der Bedrohung durch Waffen geschützt sind». Die Lancet-Drohne wird derzeit ausgiebig in der Ukraine eingesetzt.

Firma des Vaters auf Schweizer Sanktionsliste

Im Juli berichtete das unabhängige russische Medium «iStories» über das Praktikum. Das UNO-Institut für Abrüstungsforschung (Unidir) bestätigt nun auf Anfrage dieser Redaktion, dass es den Sohn von Alexander Sacharow angestellt hat. Der Kriegsingenieur wird auch als der «neue Kalaschnikow» bezeichnet.

Im russischen Arsenal, das gegen die Ukraine eingesetzt wird, nimmt die Lancet-Drohne einen besonderen Platz ein. Eine 12-Kilo-Lancet mit 40 Kilometer Reichweite kostet ungefähr 35’000 Dollar, was relativ billig ist. Damit gilt sie bei den Ukrainern als eine der gefürchtetsten russischen Waffen in diesem Krieg. Russland hat vor kurzem angekündigt, seine Produktion von Lancet-Drohnen verdreifachen zu wollen.

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Der Konstrukteur der Lancet, der Ingenieur Alexander Sacharow, stellt seit 15 Jahren zivile und militärische Drohnen für Russland her. Seine Firma, die Zala Aero Group, ist Teil der Kalaschnikow-Gruppe, die auch das berüchtigte Sturmgewehr herstellt. Die Firma steht heute unter westlichen Sanktionen, seit dem 28. Juni auch in der Schweiz.

Die Familie Sacharow hingegen wurde bis jetzt nicht sanktioniert, obwohl sie direkt an der Produktion von Militärdrohnen beteiligt ist. Zwei Kinder von Alexander Sacharow kontrollieren laut «iStories» die wichtigsten Zulieferer der Zala Aero Group.

«Man muss annehmen, dass der Sohn eine Form der Unterstützung seitens der russischen Regierung erhielt, um diese Stelle zu bekommen.»

Boris Bondarew, ehemaliger russischer Diplomat in Genf

Der 23-jährige jüngste Sohn wurde in London ausgebildet, wo er zusammen mit seiner Mutter eine Wohnung besitzt. 2018 bezahlten sie dafür laut «iStories» 1,5 Millionen Pfund. Nach seinem Studium absolvierte er mehrere Praktika bei UNO-Organisationen. Darunter nun jenes beim Abrüstungsinstitut, das seinen Sitz im Palast der Vereinten Nationen in Genf hat.

Das UNO-Institut sagt auf Anfrage, dass der Sohn von Alexander Sacharow seit Mai bei ihm arbeite. Geplant ist ein Praktikum von sechs Monaten, das einmal verlängert werden kann. Laut Unidir arbeitet der russische Praktikant an der «Verhinderung und Begrenzung der Auswirkungen der unkontrollierten Verbreitung und des Einsatzes konventioneller Waffen und Munition». Der Sohn sei im Rahmen eines «wettbewerbsorientierten und transparenten Einstellungsverfahrens» ausgewählt worden, schreibt das Institut weiter, «auf der Grundlage seiner Qualifikationen, Fähigkeiten und Erfahrungen für diese Stelle».

Laut iStories besitzt die Familie Zakharov diese Wohnung in London.

Der frühere russische Diplomat Boris Bondarew wurde letztes Jahr wegen des Krieges in der Ukraine abtrünnig. Er sagt, dass es wegen des Konflikts für Russen schwieriger geworden sei, im UNO-System eine Anstellung zu finden. Umso erstaunlicher sei es, dass ausgerechnet der Sohn von Sacharow eine solche Stelle erhalten habe, und das mitten im Krieg. 

«Man muss annehmen, dass der Sohn eine Form der Unterstützung seitens der russischen Regierung erhielt, um diese Stelle zu bekommen», sagt Bondarew. «Es würde mich überraschen, wenn das nicht der Fall wäre.» Dies insbesondere, weil Russland einer der Staaten sei, die Unidir finanzierten – neben vielen westlichen Ländern und einigen privaten Spendern, wie Microsoft.

Für seinen Aufenthalt in der Schweiz muss der Praktikant vom Bund ein Visum erhalten haben. Dies ist für russische Staatsangehörige zur Einreise und zum Aufenthalt in der Schweiz erforderlich. Das Staatssekretariat für Migration wollte keinen Kommentar abgeben. Der Sohn von Alexander Sacharow reagierte auf Anfragen nicht.  

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