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Interview mit dem Bündner Corona-Krisenstabschef
«Mit der Analyse des Abwassers wollen wir Corona-Tests ersetzen»

«Von Impfskepsis kann man nicht sprechen», sagt Martin Bühler, der Kopf hinter der Bündner Corona-Politik.

Graubünden hat in unserer Corona-Bilanz am besten abgeschnitten. Überrascht Sie das?

Das freut uns natürlich.

Ist es auch eine Genugtuung? Ihr Kanton stand immer wieder in der Kritik, Stichworte Massentests und Terrassenstreit.

Ja, sicher. Wir hatten früh die ersten Fälle und waren dadurch gezwungen, eigene Wege zu gehen, die manchmal auch in Bern Skepsis weckten. Und wir mussten gleich unpopuläre Entscheide treffen, etwa den Engadin-Skimarathon absagen. Unser Ziel war es, die Bevölkerung gesundheitlich und wirtschaftlich immer maximal zu schützen, und das ist uns gelungen.

Sie sind der Kopf hinter der Bündner Corona-Politik. Was haben Sie besser gemacht als andere?

Wichtig war sicher unser Teamwork und das ganzheitliche Vorgehen. Wir haben aus der ersten Welle gelernt und in der zweiten noch mehr auf die Vernetzung und den Dialog zwischen Kanton, Gemeinden, Firmen, Schulen und weiteren Organisationen gesetzt.

War es richtig, die Terrassen in den Skigebieten offen zu halten?

Das zu beurteilen, steht mir nicht zu. Aber wir haben damals die Lage genau analysiert und erkannt, dass wir den Skigästen und Angestellten maximale Sicherheit garantieren können.

Sicher ist, dass die Impfung das effektivste Mittel für ein Leben in «Normalität» ist.

Martin Bühler

In Graubünden wurde im Schnitt mehr als ein Test pro Einwohner gemacht. Ist das sinnvoll? Das kostet viel – und die Positivitätsrate ist klein.

Mit unserer Strategie setzen wir lediglich um, was der Bund empfiehlt. Wir konnten bereits im Dezember und Januar aufzeigen, dass man mit wiederholtem Testen dem Virus Herr werden kann. Auch in den Schulen konnten wir den Präsenzunterricht immer aufrechterhalten. Klar kostet dieses Vorgehen, aber es zahlt sich langfristig aus. Betriebs- und Schulschliessungen sind um ein Vielfaches teurer.

Hält dieses erfolgreiche Testsystem Bündnerinnen und Bündner vom Impfen ab? Die Impfquote ist ja eher tief.

Bis Mitte Juli werden wir mindestens 50 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft haben. Damit liegen wir im Schweizer Durchschnitt.

...etwas darunter.

Es ist klar unser Wunsch, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Aber jeder und jede soll selber entscheiden dürfen.

Wie bereiten Sie Ihren Kanton auf die drohende vierte Welle im Herbst vor?

Von Impfskepsis kann man nicht sprechen, aber wir stellen fest, dass viele Personen ihre Impftermine wegen der Ferien verschieben. Sicher ist, dass die Impfung das effektivste Mittel für ein Leben in «Normalität» ist.

Zum einen wollen wir eine Durchimpfung von 70 Prozent erreichen und versuchen, mit einer neuen Kampagne auch die Jungen anzusprechen. Zum andern testen wir bis Ende August weiter. Und drittens installieren wir ein Frühwarnsystem mittels Abwasserreinigungsanalyse. Seit Juni läuft ein Pilotversuch mit 12 ARA, geplant sind 19. Damit wollen wir die Tests ergänzen und mittelfristig ersetzen.