Mit dem Stollen entstehen vielleicht Inseln
Die Idee, im Zürichsee eine oder mehrere Inseln aufzuschütten, taucht immer wieder auf. Diesmal ist es ein Thalwiler, der sich dafür stark macht.
Es ist ein ziemlicher Paukenschlag, den das Schweizer Fernsehen SRF publik gemacht hat: Der Kanton Zürich prüft, ob vor Stäfa oder Richterswil Inseln aufgeschüttet werden sollen. Und zwar mit dem Aushubmaterial des Hochwasserentlastungsstollens, der allenfalls zwischen Sihl und Zürichsee gebaut wird.
Doch spruchreif sind die Inseln nicht. Denn ob der Stollen überhaupt gebaut wird, entscheidet sich frühestens im Winter. Markus Pfanner, Mediensprecher der Baudirektion des Kantons Zürich, bestätigt aber, dass im Rahmen des Hochwasserschutzes Sihl, Zürichsee, Limmat Inselaufschüttungen als allfällige ökologische Ersatzmassnahme in Erwägung gezogen werden.
15×50 und 10×75 Meter
Dennoch ist die Planung der möglichen Inseln schon ziemlich weit fortgeschritten. Laut Pfanner könnten mit dem erwarteten Ausbruchvolumen von 185 000 Kubikmetern sowohl vor Stäfa als auch vor Richterswil zwei kleine Inseln geschüttet werden. Eine Insel könnte ungefähr 15×50 Meter, die andere ungefähr 10×75 Meter gross werden. «Über eine konkrete Gestaltung zu sprechen, dafür ist es aber noch zu früh», sagt Pfanner.
Einer, der sich für solche Inseln einsetzt, ist Richard Gautschi. Der Bauvorstand von Thalwil hat 2013 als Privatperson bei einem Planungsbüro eine Studie in Auftrag gegeben, was mit dem Ausbruchmaterial des Stollens wo möglich wäre. Gautschi sagt: «Es ist eine einmalige Chance, es wäre schade, das Aushubmaterial zu vergeuden. Wenn doch damit vielleicht eine ökologische Aufwertung erreicht werden kann.» Inspiriert haben ihn die Badeinseln im Urner Reussdelta. Diese bestehen aus Ausbruchmaterial des Gotthard-Basistunnels.
Die Studie kommt zum Schluss, dass Inselschüttungen ökologisch sinnvoll wären, weil das Aushubmaterial nicht weit abtransportiert werden müsste und das Flachwasser aufgewertet würde. «Diese Studie habe ich Regierungsrat Markus Kägi eigenhändig gegeben», sagt Gautschi.
Gemeinden entscheiden mit
Die Studie spielt dem Kanton in die Karten. Er hat ebenfalls Abklärungen vorgenommen, aufgrund des Leitbilds Zürichsee 2050. Dort ist die Idee von Inselschüttungen festgehalten. Wie die Überprüfung allfälliger Standorte nach ökologischen, topografischen und geotechnischen Gesichtspunkten ergeben habe, wären Inselschüttungen wegen der geringen Seetiefe in Richterswil bei der Mündung Mülibach oder in Stäfa im Bereich Risirain denkbar. «Die beiden Gemeinden sind in den Prozess einbezogen», sagt Pfanner, «gegen den Willen einer Gemeinde wird es nicht zu Inselschüttungen kommen.»
Gautschi ist froh, dass die Sache vertieft abgeklärt wird. Auch wenn die Inseln sicher nicht vor Thalwil liegen werden und vielleicht nie realisiert werden. Er weiss, es gibt mindestens zwei Killerargumente: die Faktoren Zeit und Geld. Er sagt: «Die Inseln dürften das Hochwasserschutzprojekt nicht verzögern, dieses hat absolute Priorität. Einsprachen würden das Projekt verzögern und somit verunmöglichen.»
Pro Natura hat sich bereits kritisch geäussert. Keine Opposition würde hingegen vom Zürichsee-Landschaftsschutz drohen, der im Volksmund Schilfröhrliclub genannt wird. Dessen Präsident Thomas Isler äussert sich verhalten positiv: «Als Brutinseln finden wir die Idee gut, sie sollten aber nicht im Namen der Wasserstandsregulierung immer wieder geflutet werden.» Und als Schwimmer fände er Badeinseln ebenfalls schön.
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