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Djokovics Gewerkschaft
Misstöne, Vorwürfe, Drohungen – und Spitzen gegen Federer

Mann mit Zielen: Novak Djokovic hat nicht nur den Tennisball, sondern auch die Politik im Auge.
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Ausgerechnet am Abend der Wimbledon-Auslosung beraumten Novak Djokovic und Vasek Pospisil am Freitag eine einstündige Online-Videokonferenz an, die einen bedrohlichen Unterton hatte. Die von ihnen gegründete Spielergewerkschaft Professional Tennis Players Association (PTPA) möchte sich bei den führenden Gremien endlich Gehör verschaffen. Bevor die ATP, ihr wichtigster Gegenspieler, einen 30-Jahre-Plan absegnet, der die Medienrechte neu regelt und für höhere Preisgelder sorgen soll.

«Verschiebt die Abstimmung»

Das will die PTPA unbedingt verhindern. «Verschiebt die Abstimmung», lautet ihr Slogan, zudem kündete sie «30 Fragen an die ATP» an. Der Führung der ATP-Tour werden Mauscheleien, Undurchsichtigkeit und ein überstürztes Vorgehen vorgeworfen. «Sie hetzen durch eine Abstimmung in einem Hinterzimmer-Deal, bei dem die Spieler keinen richtigen Input haben», stipulierte die PTPA. Nur «wenige Auserwählte» würden davon profitieren.

Die PTPA, deren Hauptsitz nach Toronto, Kanada, vergeben wurde, reagierte auf diese Entwicklung, indem sie sich verstärkte und nun an die mediale Öffentlichkeit trat. Sie verpflichtete als Exekutivdirektor den Kanadier Adam Larry, der früher für die Spielergewerkschaft der NHL tätig gewesen war, und vergrösserte ihr Führungsteam auf neun Personen. Die neue Gewerkschaft vertrete «Hunderte von Spielerinnen und Spielern», und diese würden bei den Turnieren und ihren eigenen Vertretern kein Gehör finden, sagte Djokovic. «Wir wollen nur akzeptiert, respektiert und anerkannt werden.» Ein Kernziel der PTPA ist ein grösseres Mitspracherecht und eine grössere Gewinnbeteiligung für Spielerinnen und Spieler. «Tennis ist der drittpopulärste Sport, aber nur wenige können davon leben. Das ist beunruhigend», sagte der 19-fache Grand-Slam-Sieger auch.

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Noch sucht die am US Open 2020 gegründete PTPA den Dialog. «Wir wollen mit allen arbeiten», versprach Djokovic, und Adam Larry räumte ein, der 30-Jahre-Plan der ATP habe auch viel Gutes. «Das hier ist der erste grosse Streich», so der Weltranglistenerste. Sollten sie aber weiterhin marginalisiert und die ATP nicht transparenter und zugänglicher werden, komme möglicherweise eine Zeit, in der mehr geschehen müsse. Wenn das jetzige Vorpreschen nichts bringe, müssten sie sich die nächsten Schritte überlegen, sagte auch Adam Larry. Irgendwann stelle sich die Frage, ob man in einem neuen System nicht besser aufgehoben wäre.

Nach zwei Jahren zurück zur Titelverteidigung: Novak Djokovic trainiert in Wimbledon.

Dass in der neuen Führung der Abtrünnigen alle aus idealistischen Motiven handeln, wie von Djokovic und Pospisil immer wieder betont, wurde am Wochenende durch Recherchen des «Daily Telegraph» infrage gestellt. Denen zufolge ist zumindest ein Mitglied des Beirats ein fanatischer Djokovic-Fan und fiel in den sozialen Medien wiederholt mit aggressiven Beiträgen gegen Roger Federer, Andy Murray und Rafael Nadal auf. Diese drei gehören alle zum Player Council 2021/22 der ATP, aus dem Djokovic, der frühere Präsident, verabschiedet und inzwischen durch Kevin Anderson ersetzt wurde.

«Hast du das gehört, Federer, du Punk? Verbeuge dich vor der wahren Legende.»

Katarina Pijetlovic, via Twitter verbreitet

Dabei handelt es sich um Dr. Katarina Pijetlovic, gemäss dem «Telegraph» Dozentin für Sportrecht an der Manchester Law School. Über ihren Twitter-Account verbreitete sie Beiträge der sogenannten NoleFam, einer Gruppe feuriger Djokovic-Anhänger. Als der Serbe Federer am Australian Open 2020 schlug, verbreitete sie einen Tweet mit dem Inhalt: «Hast du das gehört, Federer, du Punk! Du spielst gegen einen Kerl, der dich 27-mal geschlagen hat und den du seit 2008 nicht mehr bei einem Grand Slam besiegt hast. Verbeuge dich vor der wahren Legende!» Gemäss dem «Telegraph» postete sie im August auch: «Wenn Tennisspieler politisch aktiv wären, wären Roger und Rafa konservative reiche Elite-Bullen – damit sie noch reicher und bequemer werden können. Novak und Pospisil wären Revolutionäre, die Ärsche treten. [Andy] Murray würde sagen, was immer gerade populär ist.»

Federer mit «illegalem Interessenkonflikt»?

Dr. Pijetlovic soll über Twitter auch Kritik an Federer wegen des Sponsorings der Credit Suisse sowie seiner leitenden Rolle im Laver-Cup verbreitet haben – da gebe es einen «illegalen Interessenkonflikt». Sie änderte am Samstag den Status ihres Twitter-Accounts von «öffentlich» auf «geschützt». Derweil heisst es in Wimbledon, dass die Abstimmung über den 30-Jahre-Plan der ATP tatsächlich hinausgeschoben werden dürfte.

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