Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Nach Meisterschaftsunterbruch
«Mir wurde der Boden unter den Füssen weggezogen»

Cédric Brunner (l.) erkämpft sich mit der Arminia Bielefeld am 9. März einen Punkt (1:1) gegen Verfolger Stuttgart. Es ist die letzte Partie vor der Aussetzung der Meisterschaft.

Als die Arminia Bielefeld im Februar von Sieg zu Sieg eilt, denkt sich Cédric Brunner: «Eigentlich kann uns nur noch das Coronavirus den Aufstieg vermasseln.» So erzählt es der ehemalige FCZ-Verteidiger und Stammspieler des Leaders der 2. Bundesliga an einem sonnigen Samstag während eines Facetime-Gesprächs – nachdem er gerade vom Training gekommen ist.

Letzten Freitag ist bei der Arminia ein kleines Stück Normalität zurückgekehrt: Erstmals durften die Profis wieder auf dem Rasen trainieren – in Kleingruppen von maximal vier Spielern. Umgezogen und geduscht wurde zu Hause, um den Kontakt zu minimieren.

In den Wochen davor hielten sich die Spieler individuell fit. Tage, an denen viel Zeit zum Nachdenken blieb. Auch über die Ereignisse des letzten Monats. Brunner gesteht: «Anfangs wurde mir schon ein wenig der Boden unter den Füssen weggezogen.» Schliesslich habe ein Fussballer ja nicht oft die Chance, in die Bundesliga aufzusteigen. «Vor allem wäre es eine sehr überraschende Promotion.» Ja, wer hätte gedacht, dass nicht etwa die Favoriten aus Hamburg oder Stuttgart neun Runden vor Schluss die Tabelle anführen – sondern die Arminen?

Vor zwei Monaten war noch alles im Lot: Cédric Brunner feiert sein Tor gegen Jahn Regensburg.

Sechs Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Stuttgart (und sieben auf den HSV) sind in der hart umkämpften 2. Bundesliga viel. Doch wie wurde aus dem Mittelfeld-Club eigentlich ein Aufstiegskandidat? Brunner klärt auf: «Schon in der abgelaufenen Saison, in der wir die beste Mannschaft der Rückrunde waren, gelang uns ein Leistungssprung.» In der Sommerpause sei die Mannschaft dann individuell verstärkt worden, und «der Schwung konnte mitgenommen werden».

Brunner selbst startete allerdings erst spät in die neue Spielzeit: Im Mai 2019 hatte er sich nach einem Kopfballduell schwer verletzt – im Spiel gegen Paderborn blieb der Rechtsverteidiger bewusstlos liegen. Eine Gehirnerschütterung sowie eine Schulterverletzung waren die Folge. Der damals 25-Jährige wurde zum ersten Mal in seiner Karriere für längere Zeit ausser Gefecht gesetzt. Eine Situation, die er so nicht kannte.

Entsprechend schwer fiel ihm sein Comeback Ende September: «Es war schon krass, zu erleben, wie unsicher ich mich auf dem Platz fühlte.» Das Spiel gegen Stuttgart ging 0:1 verloren – für Bielefeld war es die erste Niederlage der Saison. Und Brunner kam danach ins Grübeln. Wie er das so oft tut. Er sagt über sich selbst: «Ich bin eher ein Mensch, der sich zu viele Gedanken macht.»

«Ich bin eher ein Mensch, der sich zu viele Gedanken macht.»

Cédric Brunner

Die Vergangenheit hat ihn nicht nur geprägt, sondern auch gelehrt, mit schwierigen Situationen umzugehen. 2016 war er mit dem FC Zürich aus der Super League abgestiegen. Die Anfeindungen der eigenen Fans und die kritischen Stimmen, die ihn damals begleiteten, wird er wohl nie mehr vergessen. Auch in Bielefeld gab es einen Moment, in dem er sich an die «Horrorsaison» erinnerte: Nach wenigen Monaten wurde Jeff Saibene entlassen – der Trainer, der ihn im Sommer 2018 vom FCZ nach Bielefeld geholt hatte. Brunner fiel in ein Loch, zumal sein Team im Abstiegskampf steckte. Er fragte sich damals: «War der Wechsel wirklich der richtige Schritt?»

Die Zweifel verflogen rasch. Und Brunner hatte bald einmal das Gefühl, «endlich richtig angekommen zu sein». Gegen Regensburg erzielte der Defensivakteur am 9. Februar 2019 sein erstes Tor für Bielefeld und steuerte gleich noch einen Assist zum 3:0-Erfolg bei. Auch in dieser Saison trat der ansonsten eher für seine Zweikampfstärke bekannte, aber technisch starke Verteidiger immer wieder offensiv in Erscheinung. Zwei Tore sowie zwei Assists waren das Ergebnis: «Ich habe eine neue Seite an mir entdeckt, komme in beinahe jedem Spiel zu guten Abschlussmöglichkeiten.» Die offensive Spielphilosophie von Trainer Uwe Neuhaus kommt Brunner dabei zugute.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Druck verspürte der 26-Jährige in den letzten Monaten nur selten – dies, obwohl sein Vertrag Ende Juni ausläuft. Vor grossen Spielen und wichtigen Entscheidungen tauscht sich Brunner mit einem Sportpsychologen aus. Auch sein Psychologiestudium, das er im Winter wieder aufgenommen hat, hilft ihm. Vor allem in der jetzigen Situation. An einen Super-GAU, wie es die Annullierung der Meisterschaft oder ein potenzieller Konkurs seines Clubs wären, mag er gar nicht erst denken. Brunner ist zuversichtlich, dass er mit der Arminia seinen Vertrag verlängern und in die Bundesliga aufsteigen wird.

Die Verhandlungen sind zwar aufgrund der Corona-Krise auf Eis gelegt, doch grundsätzlich sei davor eine Einigung erzielt worden. «Klar habe ich keine Garantie oder eine Sicherheit – aber wer hat das im Moment schon?» Dem gebürtigen Zürcher ist bewusst, dass sich viele Menschen in einer viel schwierigeren Lage befinden als er: «Die Gesundheit hat Vorrang», fügt Brunner an.

Hören Sie unseren Fussball-Podcast «Dritte Halbzeit»

Die Sendung ist zu hören auf Spotify, bei Apple Podcasts oder direkt hier: