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Rebellenhochburg Saada
Mindestens 70 Tote bei Luftangriff auf Gefängnis im Jemen

«Akt der Gewalt»: Das Gefängnis in Saada wurde durch den Luftangriff zerstört. (21. Januar 2022)
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Bei einem Luftangriff auf ein Gefängnis in der jemenitischen Rebellenhochburg Saada sind mindestens 70 Menschen getötet und mehr als 130 weitere verletzt worden. Die Suche nach Überlebenden dauere noch an, teilte die Organisation Ärzte ohne Grenzen am Freitag mit. Zu der Attacke in der Nacht zu Freitag bekannte sich niemand, die Huthi-Rebellen machten jedoch die von Saudiarabien angeführte Militärkoalition dafür verantwortlich. Bei einem weiteren Angriff in Hodeida wurden drei Kinder getötet.

Allein ein Krankenhaus in Saada im Norden des Landes nahm nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen 138 Verletzte auf. Zwei weitere Krankenhäuser versorgten demnach ebenfalls «zahlreiche Verletzte». «Mein Kollege in Saada hat mir berichtet, dass am Ort des Luftangriffs viele Leichen liegen und dass viele vermisst werden», erklärte Ahmed Mahat, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. «Es scheint ein schrecklicher Akt der Gewalt gewesen zu sein.»

Die Huthi-Rebellen veröffentlichten Videoaufnahmen, die mutmasslich verstümmelte Leichen in den Trümmern der Haftanstalt zeigten. Sie warfen der Militärkoalition vor, in Saada ein «Verbrechen» begangen zu haben.

Drei tote Kinder bei Angriff in Hodeida

Wenige Stunden zuvor waren bei einem Angriff der Militärkoalition, die im Jemen gegen die schiitischen Huthi-Rebellen kämpft, auf die Hafenstadt Hodeida drei Kinder getötet worden. «Die Kinder spielten Berichten zufolge auf einem nahe gelegenen Fussballplatz, als die Raketen einschlugen», teilte die Organisation Save the Children mit.

Der Angriff habe einer «Drehscheibe der Piraterie und des organisierten Verbrechens» gegolten, teilte die Militärkoalition mit. Landesweit fiel nach dem Angriff das Internet aus, wie die Organisation NetBlocks berichtete. Die strategisch wichtige Hafenstadt wird von den Rebellen kontrolliert. Ein Grossteil der für den Jemen bestimmten humanitären Hilfsgüter wird in Hodeida umgeschlagen.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudiarabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbuh Mansur al-Hadi und den Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Am Montag hatten die Huthis erstmals die Vereinigten Arabischen Emirate angegriffen und drei Menschen getötet. Die Militärkoalition flog daraufhin Vergeltungsangriffe, bei denen mindestens 14 Menschen im Jemen getötet wurden.

370’000 Menschen im Jemen-Konflikt getötet

Der UNO-Sicherheitsrat trat am Freitag auf Antrag der Vereinigten Arabischen Emirate wegen des Angriffs vom Montag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Einstimmig verurteilten die Ratsmitglieder die «abscheulichen Terroranschläge» der Huthis in Abu Dhabi. Die norwegische UNO-Botschafterin Mona Juul bezeichnete jedoch auch die jüngsten Angriffe im Jemen als «nicht akzeptabel». Norwegen hat derzeit den Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat inne.

UNO-Generalsekretär António Guterres forderte ein Ende der «Eskalation» des Jemen-Konflikts. Er verurteilte die Luftangriffe in Saada und Hodeidda ebenso wie den Drohnenangriff der Huthi-Rebellen. Er erinnert alle Konfliktparteien daran, «dass Angriffe auf Zivilisten und die zivile Infrastruktur durch das humanitäre Völkerrecht verboten sind».

Befragt nach dem Angriff auf das Gefängnis, erklärte die UNO-Botschafterin der Emirate, Lana Nusseibeh, die Militärkoalition habe sich verpflichtet, «bei all ihren Militäreinsätzen das Völkerrecht einzuhalten und verhältnismässig zu reagieren». Näher wollte sie sich unter Verweis auf eine angekündigte Stellungnahme der Militärkoalition nicht zu dem Vorfall äussern.

Mehr als 370’000 Menschen wurden im Jemen-Konflikt bereits getötet, Millionen mussten flüchten. Die Vereinten Nationen stufen den Krieg und seine Folgen als schlimmste humanitäre Krise der Welt ein.

AFP/chk