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Meinung

Kommentar zu Facebook
Metaversum ja – aber nicht nach Zuckerbergs Gusto

Die Kulisse, vor der Mark Zuckerberg seine Vision vom Metaversum präsentierte.
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BotTalk

Tausende Jahre nach der Vertreibung aus dem Paradies ist es so weit: Wir Menschen stehen kurz davor, in den Garten Eden zurückzukehren – oder zumindest in ein Idyll, das der biblischen Vorstellung recht nahe kommt.

So scheint es jedenfalls Mark Zuckerberg zu empfinden: Der Facebook-Chef präsentierte gestern seine Zukunftsvision für sein Unternehmen aus einem surrealen Insel-Elysium. Es war unverkennbar, wie wohl Zuckerberg sich hier fühlt. Und bald sollen wir seine Freude teilen, weil dieser virtuelle Sehnsuchtsort nicht nur Milliardären offensteht, sondern uns allen, die wir Facebook-Nutzer sind.

Ein Zufluchtsort ohne Regen und Nebel

Mich packt diese Vorstellung – eine Zuflucht, die sich so real anfühlt wie die Wirklichkeit, in der die Naturgesetze ausser Kraft gesetzt sind und es keine Regen- und Nebeltage gibt? Ja, hier würde ich leben wollen. Und wenn es nach Zuckerbergs Vorstellung geht und das Metaversum das Web ablöst, werden wir das alle bald tun können.

Er wäre der richtige Spiritus Rector fürs Metaversum: Tim Berners-Lee, der das World Wide Web erfunden hat und sich heute noch für dessen Freiheit und Offenheit einsetzt – an einer Feier in Meyrin bei Genf (2019).

Es gibt nur ein Problem: Der Facebook-Konzern hat bewiesen, dass es ihm weniger um unser Wohlbefinden geht als um den eigenen Gewinn. Frances Haugen war Facebook-Mitarbeiterin und ist heute Whistleblowerin. Sie hat vor dem US-Kongress ausgeführt, wie Facebook seinen Profiten alles unterordnet: den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die psychische Gesundheit junger Menschen und die Wahrheit. Und von so einem Konzern sollen wir uns in den Garten Eden führen lassen?

Tragt die Demokratie ins Metaversum!

Nein. Wenn das Metaversum nicht zu einer Hölle aus Werbung und Bespitzelung werden soll, in der noch unsere geheimsten Fantasien und Sehnsüchte ausgebeutet werden, dann darf nicht Zuckerberg sein Schöpfer sein. Es müsste – wie das World Wide Web – ein freies Gebilde sein, das keinem Unternehmen gehört und in dem jeder frei partizipieren kann. Das braucht offene Standards und einen gemeinsamen technischen Nenner. Aber vor allem braucht es auch verbindliche, breit abgestützte Prinzipien, die den Umgang regeln. Eine demokratische Rechtsordnung, auf die sich jede Bürgerin, jeder Bürger des Metaversums verlassen kann.