Zürcher StadtparlamentSVP will «Meitlitreffs» verhindern – ohne Chance
Alle Parteien ausser der SVP wollen das soziokulturelle Angebot in der Stadt Zürich ausbauen. Neu soll es auch Jugendtreffs allein für Mädchen geben.
Die Gemeinderatssitzung am Mittwochabend begann mit einer eher seltenen parlamentarischen Disziplin: der kollektiven Lobeshymne.
Diskutiert wurden die künftigen städtischen Subventionen für die Soziokultur. Diese sollen im Zeitraum von 2025 bis 2030 um gut drei Millionen Franken auf knapp 38 Millionen pro Jahr steigen. Das Geld erhalten werden die Zürcher Gemeinschaftszentren (GZ), die Offene Jugendarbeit (OJA), die mehrere Jugendtreffs betreibt, sowie weitere Angebote wie etwa der Kultur Bahnhof Affoltern.
Rednerinnen und Redner aller Parteien ausser der SVP waren überzeugt, dass sich die 38 Millionen pro Jahr lohnten: Die Angebote der Soziokultur würden fast alle Teile der Bevölkerung ansprechen und leisteten einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben, sie sorgten für eine lebendige, inklusive Stadt und böten Kleinstunternehmern einen Ort, um zu experimentieren.
Selbst die SVP fand, dass es «Gutes gebe» unter den Angeboten. Sie war aber überzeugt, dass sich diese viel günstiger umsetzen liessen.
Die Verteuerung um jährlich 3,1 Millionen Franken erklärte Karin Stepinski (Mitte) mit dem Bevölkerungswachstum. Dieses sorge für eine grössere Nachfrage bei den Gemeinschaftszentren und in den Jugendtreffs. Auch das Zielpublikum der GZ verändere sich. Es kämen mehr Expats, Asylsuchende und Senioren, was eine Anpassung der Angebote nötig mache. Die Jugendtreffs müssten zudem mit zusätzlichen schwierigen Jugendlichen klarkommen.
Vergleich mit Islamisten
Für eine kurze Kontroverse sorgte ein neues Angebot, das zuerst in Oerlikon entstehen soll: der «Meitlitreff», ein Jugendtreff allein für Mädchen. Die Jugendtreffs in Zürich werden derzeit zu 35 Prozent von Mädchen genutzt, fast zwei Drittel der Besucher sind Knaben. Um den Anteil der Mädchen zu erhöhen, brauche es eigene Räume für diese, sagte Karin Stepinski. Dort könnten sich die Mädchen gegenseitig bestärken. Sonst dominierten die Buben, und die Mädchen würden sich zurückziehen. In anderen Städten seien solche Angebote sehr erfolgreich. Mit einem Postulat forderten SP, Grüne und Mitte zusätzliche Mädchentreffs, etwa in Leimbach oder im Kreis 3. Einer in Zürich-Nord allein reiche nicht.
Samuel Balsiger (SVP) warf der Linken Widersprüchlichkeit vor. Erst würden sie behaupten, dass es keine Geschlechter gebe. Und nun wollten sie geschlechtergetrennte Angebote einrichten, «wie sie die Islamisten befürworten würden».
Es gehe nicht darum, zu tun, als wären Mädchen und Buben unterschiedlich, sagte Mitpostulantin Anna-Béatrice Schmaltz. Aber geschlechtsspezifische Gewalt und Sexismus seien leider ein Teil der Gesellschaft. Darauf müsse man in der Jugendarbeit eingehen, um die Chancengerechtigkeit zu erhöhen. Auch hinter die Mädchentreffs stellten sich alle Parteien ausser der SVP mit ihren 14 von 125 Stimmen.
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